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0109 - Das Alptraum-Mädchen

0109 - Das Alptraum-Mädchen

Titel: 0109 - Das Alptraum-Mädchen
Autoren: Franc Helgath
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wie überhaupt im ganzen Haus ein Stück geballter Elektronik untergebracht war. Was die Mädchen in ihren Apartments den versteckten Wanzen preisgaben und über Funk weitervermittelten, wollte alles registriert sein. Halbridge beschäftigte allein drei Leute dafür.
    Tom Shafer stellte den Chevy zwei Straßen vorher ab. Das Häuserareal war abgelegen wie der Nordpol. Halbridges Killer holte einen Packen Papiertücher aus der Tasche. Damit reinigte er notdürftig die Motorhaube. Leidlich zufrieden betrachtete er sein Werk, warf die gebrauchten Tücher auf den Boden und hielt sein Feuerzeug daran. Er wartete ab, bis sie verbrannt waren.
    Dann schaute er die Straße hinauf und hinunter, doch niemand hatte ihn beobachtet. Nur streunende Hunde verirrten sich in diese Gegend. James Halbridge hatte seinen Schlupfwinkel ausgezeichnet gewählt.
    Tom Shafer ging die Straße hinunter. Bis kurz vor die Pellry Street. Zwei Häuser vor der Zentrale stieg er einige ausgetretene Steinstufen hoch. Den Weg kannte er schon im Traum. Er brauchte nicht einmal seine Taschenlampe benutzen.
    Keine Tür hing mehr in den Angeln. Der Geruch nach Moder, Staub und Fäulnis stank ihm entgegen.
    Der Flur war eng, die Fliesen waren teilweise zerbrochen. Tom Shafer stolperte nicht. Er fand die Treppe am Ende des Ganges. Die Treppe, die in den Keller führte.
    Mit traumwandlerischer Sicherheit ging er weiter.
    Da war eine Wand durchbrochen worden, da plötzlich eine neue errichtet. Der Grundriß der Kellerräume ähnelte jenen Suchbildern in Kinderzeitschriften, wo man aus einem Gewirr von Linien den richtigen Ausgang finden mußte.
    Doch für Tom Shafer barg das Labyrinth keine Geheimnisse. Den Faden der Ariadne hatte er in seinem Gedächtnis aufgespult.
    Nach knapp fünf Minuten stand er vor einer massiven Stahltür. Seine Rechte tastete nach einer Mauerfuge, in der der Knopf verborgen war, der die Luftkabine herunterholte.
    Ein leises Summen ertönte, die Stahltür schwang zurück, gab den Eintritt in die Kabine frei.
    Shafer ließ sich ins oberste Stockwerk tragen. Ein langer Flur tat sich vor ihm auf. Er war hell erleuchtet.
    Trotzdem griff Tom Shafer nach einem Lichtschalter gleich neben dem Lift. Er ließ ihn dreimal klicken und hatte damit die von Lichtschranken gesteuerte Selbstschußanlage vorübergehend außer Betrieb gesetzt.
    So gingen die Ladungen nicht los, und der Killer erreichte unbehelligt das Ende des Flurs. Die Tür schwang auf, als er sich ihr bis auf drei Yards genähert hatte. James Halbridge wußte von seiner Ankunft. Shafer fragte sich zum wiederholten Mal vergeblich, wann dieser Mann überhaupt schlief. Er war zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar.
    »Kommen Sie rein, Tom.«
    Shafer betrat ein Zimmer, nicht größer als der Vorraum eines Provinzstaatsanwaltes, und doch war er jetzt im »Allerheiligsten« der Organisation angelangt.
    Er sah nur die Rückenlehne eines bequemen Ledersessels. Rechts davon eine fleischige Hand, die eine Havanna hielt. Blau kräuselte sich der Rauch zur Decke.
    Tom Shafer ging um den Stuhl herum, betrachtete kurz die ganze Reihe von zigarettenschachtelgroßen Monitoren, die in den Schreibtisch eingebaut waren. Eines der Bilder zeigte den Flur, durch den er soeben gekommen war.
    Er setzte sich auf einen unbequemen Stuhl. James Halbridge hatte nicht gerne Besucher in seiner Zentrale.
    »Habt ihr gemacht, was ich euch gesagt habe?« fragte er und sog an seiner Zigarre.
    Schön war James Halbridge ganz gewiß nicht. Er war verfettet und kleinwüchsig. Trotzdem sah man ihm noch an, daß früher eine Menge auch körperlicher Kraft in ihm gesteckt haben mußte. Bevor er seinen Bauch bekam und Speck an den Lenden ansetzte.
    Er trug sein sandfarbenes Haar in der Mitte gescheitelt. So ziemlich die am unvorteilhaftesten Frisur, die er zu seinem Typus hatte wählen können. Ein wenig erinnerte er an eine Nesselqualle mit schlechtsitzendem Toupet.
    »Es gab etwas Ärger«, gestand Tom Shafer unverblümt. Dann berichtete er Punkt für Punkt, was sich in dieser Nacht ereignet hatte.
    James Halbridge hörte unbeteiligt zu und streifte den lang gewordenen Aschekegel von seiner Zigarre.
    »Dann war es ein Unfall«, konstatierte er, nachdem Shafer geendet hatte. Der Killer atmete insgeheim auf. Er hatte mit einem mittleren Donnerwetter gerechnet. Um so erfreulicher, daß sein Boß den Zwischenfall so leicht fiahm.
    »Die Fleetwood stand ohnehin schon auf der Abschußliste«, fuhr Halbridge fort. »Und Charlys
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