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0109 - Das Alptraum-Mädchen

0109 - Das Alptraum-Mädchen

Titel: 0109 - Das Alptraum-Mädchen
Autoren: Franc Helgath
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Fleetwood jetzt zu einem Grabstein kommt. Hast du eine Idee?«
    »Nein. Du vielleicht? Auf jeden Fall müssen wir schleunigst hier weg. Haben ohnehin schon eine Menge Dusel gehabt, daß bisher noch keiner vorbeigekommen ist. Faß mal mit an. Oder nein. Mach zuerst den Kofferraum vom Dodge auf. Die Karre ist geklaut. Da kann uns später keiner am Zeug flicken.«
    »Okay, Charly.«
    In Situationen wie dieser ergänzten sich die beiden Männer vorzüglich. Sie funktionierten wie ein frisch überholtes Uhrwerk. Halbridge zahlte ihnen ihre Spitzengehälter nicht umsonst. Im Lauf der wenigen Jahre, die sie für ihn arbeiteten, hatten sie sich beinahe unentbehrlich gemacht. Es gab nicht viele in der Organisation, die den Boß persönlich kannten.
    Das Callgirl lebte hoch. Aber lange hatte es nicht mehr zu leben. Inzwischen hätte auch ein Notarzt kaum mehr eine Chance gehabt.
    Kurz darauf war die Frau im Kofferraum des gestohlenen Dodge verstaut. Charly Loft klappte den Deckel zu und atmete tief durch.
    »Einer von uns beiden muß Halbridge informieren«, sagte er. »Mach du das am besten. Schließlich hast du sie alle gemacht.«
    »Es war ein Unfall!«
    »Natürlich war’s ein Unfall. Aber sprich du mit dem Boß darüber. Ich kümmere mich inzwischen um die Kleine.«
    »Was hast du mit ihr vor?« fragte Tom Shafer.
    »Mir kam da eben nur ein Gedanke«, antwortete Charly Loft. »Gib mir mal ihre Handtasche.«
    »Wozu?«
    »Fackle nicht lange herum, sondern gib sie schon her. Die Fleetwood war doch eine Registrierte. Sie muß immer den letzten Zettel vom Arzt dabeihaben, der ihr bestätigt, daß sie keinen anstecken kann.«
    »Und was willst du damit?«
    »Mann, kannst du blöde Fragen stellen! Die Weiber sollen doch wissen, daß es kein Raubmord war. Also nehme ich den Schein und hefte ihn ihr am Körper fest. Am besten in einer piekfeinen Gegend. Dann kommt sogar das Fernsehen, um sich die Leiche anzuschauen. Und wir haben genau die Publicity, die wir brauchen.«
    Tom Shafer grinste erfreut. Er klopfte seinem Komplizen auf die Schulter.
    »Prächtig, Charly. Die Idee ist prima. Sie könnte glatt von mir stammen.«
    Dann wandte er sich um und stieg in den giftgrünen Chevrolet Impala.
    ***
    Dem scheinbar abbruchreifen Haus draußen in Westchester sah man es nie an, daß hier sämtliche Fäden der Organisation zusammenliefen. Tom Shafer wunderte sich nicht mehr darüber. Er kannte James Halbridge als einen Meister der Tarnung. Es war ein gutes Gefühl für einen Mann wie ihn, so einen Boß zu haben.
    Einen, der einem alles sagte, der jeden Plan bis ins letzte Detail ausklügelte und obendrein noch seine Leute In Schutz nahm, wenn sie einmal in eine Klemme gerieten.
    Mit den Callgirls, die für ihn anschafften, verfuhr er freilich weitaus weniger rücksichtsvoll. Sie waren schließlich jederzeit auswechselbar. Sie waren nur dazu da, James Halbridges Reichtum zu vermehren.
    Dafür sorgte er, daß seine Mädchen von den Straßenzuhältern verschont blieben. Über Strohmänner zahlte er ihre Krankenkassenbeiträge, Versicherungen und die Apartments, in denen sie wohnten. Er ließ ihre Autos finanzieren, schickte sie einmal pro Jahr auf die Bermudas, damit sie dort Urlaub machen konnten, und warf sie von einem Tag zum anderen auf die Straße, wenn sie einmal kein Geld mehr brachten.
    James Halbridge war stolz auf das Erreichte. In seiner Organisation war er der ungekrönte König.
    Erst vor drei Jahren hatte er damit begonnen, sich sein kleines Imperium aufzubauen, sich vom miesen Straßenzuhälter zum Big Boß eines florierenden Unternehmens hochzuackern. Die paar Leichen, die er auf seinem Weg nach oben zurückließ, belasteten ihn nicht. Das Gewissen hielt er für einen Luxus, den sich nur wohlbestallte kirchliche Würdenträger von Bischöfen an aufwärts leisten konnten.
    Tom Shafer wußte das alles.
    Er und Charly waren Vertraute des Chefs.
    Deshalb machte er sich auch keine allzugroßen Sorgen wegen des Unfalls in dieser Nacht. James Halbridge würde Verständnis haben.
    Die Bruchbude an der Pellry Street war nur eine von vielen. Shafer durfte sie nicht direkt anfahren. In diesem Punkt war sein Boß eigen. Nichts sollte darauf hinweisen, daß sich überhaupt jemand in diesem dreistöckigen Gebäude aufhielt. Er hatte sogar die Fenster zumauern und eine Klimaanlage installieren lassen. Nur wenigen Eingeweihten war bekannt, daß versteckte Kamera-Augen die Pellry Street und auch die andere Nebenstraße ständig bestrichen,
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