Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0109 - Das Alptraum-Mädchen

0109 - Das Alptraum-Mädchen

Titel: 0109 - Das Alptraum-Mädchen
Autoren: Franc Helgath
Vom Netzwerk:
Ratten und Mäuse hausten. Die Schornsteine qualmten nicht. Für einen Überfall gab es kaum einen geeigneteren Ort.
    Charly Loft drückte das Gaspedal durch, während Shafer auf seiner Seite das Fenster herunterkurbelte. Er zog eine Automatic aus der Schulterhalfter. Um jemanden zum Anhalten zu zwingen, war ein Schießeisen ein besseres Argument als ein Schlagring.
    Den würde er anschließend einsetzen.
    Die folgenden Szenen spielten sich ab wie tausendmal geprobt. Loft überholte, schnitt den Chevy mit kreischenden Bremsen. Wenn das Callgirl nicht gegen eine Mauer rasen wollte, mußte es anhalten.
    Die Rechnung ging glatt auf. Shafer sprang aus dem Wagen, kaum, daß er zum Stehen gekommen war. Die Waffe hielt er auf die Windschutzscheibe gerichtet.
    »Keinen Mucks, Mäuschen«, sagte er hämisch. »Komm nur schön ’raus zu Onkel Tom. Hast du mir nichts zu erzählen, Baby!«
    Als Carina Fleetwood nicht sofort reagierte, riß er den Wagenschlag auf, griff ins Innere des Chevy und zerrte die Frau hinter dem Steuer hervor. Charly Loft tauchte auf. Shafer warf ihm das Schießeisen zu. Er brauchte es nicht mehr. Loft fing die Waffe geschickt auf, blieb etwas abseits, um notfalls eingreifen zu können.
    Das Callgirl hatte die Augen weit aufgerissen. Nacktes Entsetzen sprang Tom Shafer daraus entgegen, doch Siese Blicke kannte er. Besser, man nahm sie nicht zur Kenntnis. Nur was der Boß sagte, zählte. Und der Boß hatte nun mal verlangt, daß die Fleetwood einen Denkzettel verpaßt bekommen sollte, an den sie sich ihr Leben lang erinnerte.
    ***
    Natürlich erkannte sie ihn sofort. Shafer und Loft hatten schon öfter bei ihr abkassiert.
    Tausend Dollar die Woche!
    Man mußte sich ranhalten, wenn für einen selbst noch etwas davon übrigbleiben sollte.
    Sie hatte mit den beiden Kerlen verschiedentlich sogar geschlafen, doch das spielte jetzt alles keine Rolle mehr, und Carina Fleetwood wußte das.
    »O Lord«, keuchte sie und versuchte sich loszureißen. »Was seid ihr doch für Scheißkerle!«
    Tom Shafer grinste nur. Beleidigungen prallten von ihm ab wie ein Gummiball von der Wand.
    »Du brauchst mir nur zu zeigen, was du in deiner Tasche hast«, sagte er. »Na wird’s bald! Was hat dieser dreckige Nigger rausgerückt, eh?«
    Carina Fleetwood sah ein, daß sie verloren hatte. Sie mußte den ganzen Abend über verfolgt worden sein.
    Sie beugte sich zur Mittelkonsole ihres Wagens hinab, wo die Handtasche neben dem Schaltknüppel lag. Und sie verfluchte sich, daß sie die Scheine nicht versteckt hatte, als noch Zeit dazu gewesen wäre. Zwei Tausender! Sie würden die beiden auf die Palme bringen. Dabei hatte sie selbst keine Erklärung dafür, warum dieser Maruc ihr gleich soviel gegeben hatte, wenn er auch mit einem Viertel davongekommen wäre.
    Ihre Hände zitterten, als sie die Tasche an Tom Shafer weiterreichte.
    »Kann ich jetzt nach Hause? Ihr habt doch, was ihr wollt!«
    Shafer steckte die schmale Tasche ein, ohne sich um den Inhalt gekümmert zu haben.
    »Haben wir noch nicht, Baby«, sagte er gepreßt, und da ahnte Carina Fleetwood, daß es bitter für sie werden würde. Diese Kerle hatten mehr vor, als ihr nur das Geld abzunehmen. Sie wollten sie auch noch dafür bestrafen, daß sie versucht hatte, die Organisation zu hintergehen. Das alles wurde ihr in Sekundenbruchteilen und mit erschreckender Deutlichkeit klar.
    »Nicht!« schrie sie. Instinktiv warf sie schützend die Arme vors Gesicht.
    Doch der Hieb durchbrach ihre Deckung.
    Carina Fleetwood fiel über der Kühlerhaube des Chevrolet zusammen. Ihre Knie gaben nach, und sie glitt zu Boden.
    Als ihr Kopf neben dem Reifen lag, wimmerte sie nicht mehr.
    »Mist!« knurrte Shafer wütend. »Das hast du dir selbst zuzuschreiben.«
    Er hatte sehr schnell begriffen, was er mit diesem einzigen, unkontrollierten Schlag angerichtet hatte.
    Nur eine schnelle Operation hätte ihr jetzt noch helfen können. Doch weder Shafer noch Loft hatten vor, einen Notarztwagen zu rufen.
    Die beiden Männer sahen sich nur an.
    »Stirbt sie?« fragte Charly Loft.
    »Sieht verdammt danach aus. Aber hier können wir sie nicht liegenlassen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil Halbridge das bestimmt nicht möchte. So sieht das Ganze doch wie ein stinknormaler Raubmord aus, und davon passieren in jedem Monat Dutzende in New York. Wir müssen es anders machen. Sonst hätte die ganze Aktion keinen Zweck gehabt. Die Weiber sollen schließlich ahnen, daß die Organisation dahintersteckt, wenn die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher