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0108 - Das Eisgefängnis

0108 - Das Eisgefängnis

Titel: 0108 - Das Eisgefängnis
Autoren: Jason Dark
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zeigte.
    Bartholo bemerkte meinen mißtrauischen Blick und lachte.
    »Keine Angst, Kollege, dieser Wagen hat schon mehr Kilometer auf dem Buckel, als Sie in Ihrem Leben geflogen sind.«
    Ich konnte mein ungutes Gefühl nicht verbergen.
    Bartholo öffnete uns die Türen. Wie eine Welle schlug uns die Hitze entgegen. Bis jetzt hatte ich meinen Krawattenknoten nicht gelockert. Ihn weiterhin stramm zu halten, wäre mir zum Verhängnis geworden. Ich riß mir den Kulturstrick vom Hals und stopfte ihn in die Tasche.
    Der Kommissar lachte. »Ja, das ist nichts für Menschen aus dem Norden«, erklärte er. »Uns macht die Wärme nichts aus. Im Gegenteil, wir empfinden es sogar noch kühl.«
    »Im Sommer werden Sie dann gebraten, wie?«
    Bartholo lachte. »So schlimm ist es nicht. In Palermo weht stets ein frischer Wind. Fahren Sie erst einmal ins Landesinnere, da ist es heiß.«
    »Verzichte dankend zugunsten anderer.« Schon in Indien hatte ich über das Klima geschimpft.
    Bartholo drehte die Seitenscheibe nach unten. Als ich auf meiner Seite das gleiche probieren wollte, bemerkte ich, daß die Scheibe hakte. Eine Fingerbreite nur ließ sie sich öffnen.
    »Das ist eben die Tücke des Objekts«, meldete Suko sich aus dem Fond.
    Die zweite Tücke erlebten wir beim Start. Der Auspuff röhrte wie ein Kamel auf der Wassersuche.
    Doch der Fiat fuhr an.
    Und wie.
    Pfeifend jagte der Kommissar ihn in die Kurven. Er steuerte mit einer Hand, die andere hing lässig aus dem Fenster. Ich genoß den etwas kühleren Fahrtwind und lehnte mich zurück.
    Es war nicht weit bis zur Innenstadt. Über der schnurgeraden Straße flirrte die Sonne und warf blitzende Reflexe auf den Lack der Autos.
    Viel Verkehr herrschte nicht. Die meisten Menschen hielten ihre Mittagspause.
    Das Hotel hieß Bella Vista und lag im Zentrum von Palermo. Ich freute mich auf eine Dusche und darauf, daß ich mich umziehen konnte.
    Wir sprachen über Solo Morasso.
    »Bei uns herrscht die Meinung, daß er scheintot gewesen ist«, erklärte der Kommissar.
    »Möglich.«
    Bartholo grinste. »Aber deswegen sind Sie nicht hergekommen, Kollege. Sie haben bestimmt noch einen anderen Verdacht, wenn ich mich nicht irre.«
    »Ja, Seelenwanderung.«
    Bartholo bremste und schimpfte, weil ein mit Obstkisten beladener Lastwagen zu langsam fuhr. Überholen konnte er auch nicht, er mußte noch warten.
    »Wie ist das zu erklären?« fragte er mich.
    »Die Seele eines Verstorbenen kehrt in einen anderen Körper zurück und erweckt diesen zum Leben, mal ganz simpel ausgedrückt.«
    »Aha. Daran glauben Sie?«
    »Wäre ich sonst hier?«
    Bartholos Blick fiel schräg von der Seite auf mich. »Mal ehrlich, Kollege, so sehen Sie mir gar nicht aus.«
    »Sie halten mich für einen Spinner?«
    »Das haben Sie gesagt.«
    Ich lachte. »Es ist müßig, über dieses Thema zu diskutieren. Vielleicht werden mir die Ereignisse recht geben.«
    »Sie sind in Italien bekannt. Der Fall des Dogen in Venedig und die Sache mit dem Todeszug hat sich auch bis nach Sizilien herumgesprochen. Ich weiß einiges aus den Akten.«
    »Aber Sie glauben es nicht?«
    »Nicht so recht.«
    »Hat man diesen Solo Morasso inzwischen gefunden?« wollte ich wissen. »Oder weiß man mehr über sein Versteck?«
    »Nein.«
    »Erzählen Sie mir über diesen Mann.«
    Bartholo war sehr gesprächig. Ich erfuhr eine ganze Menge über Solo Morasso und auch über die Mafia in Sizilien. Natürlich hatte ich mich schon früher mit der Mafia beschäftigt, und ich sah viele Dinge bestätigt. Sie hatte wirklich Macht. Die »Ehrenwerte Gesellschaft«, wie sie sich nannte, steckte in fast jedem Geschäft, und niemand auf der Insel wußte, wer für die Mafia arbeitete. Ob Politiker, ob Bauer oder Polizist, ihr langer Arm reichte überallhin.
    Ich hörte auch von einem Gerücht, das die Runde machte. Und zwar sollte dieser Solo Morasso ein Hobby gehabt haben: die Medizin!
    Jedoch auf eine Art und Weise, wie sie normalerweise nie geduldet wurde.
    Morasso experimentierte mit Menschen!
    Ein Gerücht – aber ich konnte mir vorstellen, daß daran einiges stimmte. Auch Dr. Tod war ein Wissenschaftler gewesen, der hinterher allerdings durchgedreht hatte. Und was lag näher, als seiner verbrecherischen Seele einen Gastkörper zu geben, der nahezu die idealen Voraussetzungen seines ersten Lebens erfüllte.
    Die Zeichen kristallisierten sich immer stärker heraus, und mir wurde klar, daß wir es wirklich mit Dr. Tod zu tun hatten.
    »Was sagen seine
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