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0107 - Die Bestie von Manhattan

0107 - Die Bestie von Manhattan

Titel: 0107 - Die Bestie von Manhattan
Autoren: Die Bestie von Manhattan
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brandrotes.
    Jetzt sah sie auch, dass Robby Lane dem Rotjackigen zuwinkte.
    Sie kümmerte sich nicht darum. Was ging es sie an, mit wem Robby verkehrte? Sie wollte zu George, zu dem Vater des Kindes, das sie unter ihrem Herzen trug. Einmal musste sie es ihm schließlich sagen, und sie hatte beschlossen, dass sie es heute Morgen tun wollte. Sie konnte diese Ungewissheit nicht länger ertragen. Sie musste wissen, ob er zu ihr stehen würde oder ob seine ganze Gunst neuerdings dieser kleinen Zierpuppe gehörte, mit der sie ihn gestern Abend zufällig gesehen hatte, wie sie aus einem chinesischen Speiserestaurant gekommen waren.
    Innerlich gespannt, aber mit maskenhaft beherrschtem Gesicht eilte sie die Straße entlang. Sie hatte nicht weit bis zu dem Hause, in dem George wohnte.
    ***
    Als sie vor dem Hauseingang stand, blieb sie stehen und presste die linke Hand auf das heftig pochende Herz. Wie würde George es aufnehmen, was sie ihm zu sagen hatte? Wenn sie ehrlich vor sich selbst war, musste sie sich eingestehen, dass sie George viel zu wenig kannte.
    Mit einem jähen Entschluss riss sie sich aus ihrer Erstarrung. Schnell stieg sie die Treppen hinauf. George wohnte in der sechsten Etage, und es gab keinen Fahrstuhl in diesem Haus.
    Wieder blieb sie stehen und zögerte. Einen solchen Gang hatte sie noch nie tun müssen. Ihr Herz klopfte bis in die Schläfenadern hinein.
    Als sie sich ein wenig erholt hatte von der Anstrengung des Treppensteigens und wieder ruhiger atmete, trat sie den letzten Schritt vor, der sie von seiner Tür trennte. Schüchtern, fast scheu und ängstlich, klopfte sie schließlich.
    Drinnen blieb alles still. Schon frohlockte sie innerlich, schon hoffte sie, es würde noch einmal hinausgeschoben, diese Aussprache, von der für sie so viel abhing, da hörte sie drinnen plötzlich einen scharrenden Laut.
    Sie klopfte noch einmal. Stärker. Weniger ängstlich als eben noch.
    »Ja, zum Teufel!«, rief seine Stimme drinnen.
    Sie öffnete zögernd die Tür.
    Er lag auf seinem Bett und rauchte eine Zigarette. Neben ihm stand ein Aschenbecher, der von Asche und ausgedrückten Zigarettenstummeln fast überquoll.
    Mit weit aufgerissenen Augen starrte er sie an.
    »Du?«
    Er zog das eine Wort in die Länge. All seine Überraschung lag in dem winzigen Wort, aber auch eine Spur von Verärgerung.
    Sie deutete schüchtern auf einen Stuhl. In ihren Knien hatte sie plötzlich dieses eigenartige Gefühl, als wären sie aus Gummi.
    »Darf ich mich setzen, George? Ich bin außer Atem.«
    »Setz dich, wenn du schon hier bist«, sagte er wenig freundlich. »Aber was willst du eigentlich hier? Ich habe es nicht gern, wenn man mich hier aufsucht. Dies ist mein Zimmer, und wenigstens hier möchte ich für mich sein können.«
    Ann nickte. Sie fühlte einen dumpfen ziehenden Schmerz in ihrem Herzen.
    Eigentlich sollte ich gehen, dachte sie. Aber jetzt bin ich hier, jetzt muss ich es bis zum Ende durchstehen. Ich bin es meinem Kind schuldig. Ich muss es ihm sagen. Vielleicht ist er gar nicht mehr so schroff, wenn ich es ihm gesagt habe. Bei Gott, es müsste ihn doch rühren!…
    Hilflos sah sie zu ihm hinüber.
    »Also, was willst du?«
    Sein Ton war noch genauso barsch wie eben. Sie zuckte die Achseln, sie wusste nicht, wie sie anfangen sollte. Ihre Hände flatterten unruhig hin und her, als sie eine verlegene Geste machte. Sie wollte nicht mit der Tür ins Haus fallen, aber sie wusste auch keine passende Einleitung. In ihrer Verwirrung tat sie vielleicht das Dümmste, was sie an diesem Morgen tun konnte: Sie begann mit einem Vorwurf.
    »Warum musst du mit anderen Frauen deine Abende verbringen, George?«, sagte sie leise.
    In ihren Augen schimmerte es feucht. In ihrer Stimme lag mehr Schmerz als Vorwurf, mehr Enttäuschung als Anklage. Trotzdem fasste er es nur als Anklage auf.
    Mit einem Satz sprang er vom Bett herunter und stellte sich breitbeinig vor sie hin.
    »Bist du verrückt geworden?«, fauchte er sie an. »Muss ich dir Rechenschaft ablegen? Kann ich etwa nicht tun, was mir passt? Sind wir vielleicht verheiratet?«
    Sie fühlte, dass sie es falsch gemacht hatte. Ihre Verwirrung stieg.
    »Nein, George, natürlich nicht. Ich fordere doch keine Rechenschaft von dir! Es ist nur… George, bitte, versteh mich doch… ich liebe dich… du tust mir weh, wenn du mit einer anderen Frau so… so zärtlich bist, wie du es warst…«
    »Das wird immer schöner! Du kommst morgens um halb acht zu mir, um mir eine Predigt zu
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