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0106 - Hügel der Gehenkten

0106 - Hügel der Gehenkten

Titel: 0106 - Hügel der Gehenkten
Autoren: Jason Dark
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nicht?«
    »Nein, nicht mehr. Für mich ist es unmöglich, nach dem, was alles geschehen ist.«
    »Aber ich könnte dir Macht geben. Du brauchst die Mündung nur zu drehen und auf John Sinclair feuern. Dann wärest du die große Heldin. Wenn er tot ist, vergelten dir die anderen dies millionenfach. Du würdest Macht bekommen, mehr Macht und Einfluß als ich. Du würdest an Asmodinas Seite stehen. Krümm den Finger. Nur einmal…«
    »Ja, ich werde ihn krümmen«, erwiderte Saffi. »Aber für dich, Vater!« Das letzte Wort spie sie hervor.
    Ich hörte gebannt zu, doch der Schamane hatte noch einen letzten Trumpf in der Hand.
    Und den spielte er eiskalt aus.
    »Bevor du schießt«, sagte er, »solltest du – und auch du, Sinclair, etwas wissen.«
    »Rede«, krächzte ich.
    »Ein Kind hast du gerettet«, begann er. »Okay, es war eine tolle Tat, aber was ist mit dem anderen Mädchen?«
    Meine Augen wurden plötzlich groß. Bluffte er?
    Ich schaute Saffi an. »Stimmt das, was er gesagt hat?«
    »Weiß ich nicht.«
    Da fiel mir ein, daß die Mutter von zwei Kindern gesprochen hatte. Ruuf merkte an meiner Reaktion, daß er mit seinen Worten genau ins Schwarze getroffen hatte, denn er lachte auf.
    »Jetzt bist du platt, Sinclair, wie?«
    »Stimmt es?« fragte Saffi.
    »Ja«, flüsterte ich.
    Das Zigeunermädchen schluckte. »Wo ist das Kind?« fragte sie.
    »Hast du es getötet, Bestie?«
    »Nein.«
    »Wo ist es dann?« schrie ich.
    »Destero hat es!«
    Verdammt, der Henker. Er war also auch wieder erschienen und hatte die Kleine mitgenommen.
    Scharf saugte ich die Luft ein. Ich hätte es mir denken können.
    Die beiden arbeiteten Hand in Hand. Klar, wo der eine auftauchte, war auch der andere nicht weit.
    »Dann rede, Schamane!« flüsterte ich rauh. »Oder ich mache dich fertig. Was hat Destero mit der kleinen Grover vor?«
    »Er ist mit ihr zum Galgenhügel gegangen. Und wenn ich nicht nachkomme, wird er sie hängen. Ist doch klar!«
    Das war harter Stoff.
    Dreimal innerhalb eines Tages waren Kinder als Geisel genommen worden. Erst Ike Clanton, dann hier oben, und jetzt hatte sich Destero ein Kind geholt.
    Zweimal hatte ich die Kinder aus den Klauen dieser Bestien reißen können. Würde es mir auch ein drittes Mal gelingen?
    Die Chancen standen diesmal verdammt schlecht.
    Saffis Stimme unterbrach meine Überlegungen. »Trotzdem muß er sterben!« sagte sie hart.
    »Nein!«
    Sie nickte. »Wir wissen doch, wo das Kind ist. Also brauchen wir keine Rücksicht mehr zu nehmen. Ich will ihn tot sehen. Tot – tot – tot!« schrie sie.
    Mir war klar, daß Saffi diesmal nicht danebenschießen würde.
    Der Schamane bot ein zu gutes Ziel.
    Sie krümmte den Finger.
    Aus dem Stand sprang ich sie an. Die Mündung war nicht mehr auf mich gerichtet, so daß ich eine berechtigte Chance hatte.
    Meine Handkante kam schnell wie ein Blitzstrahl. Und ich traf dort, wo ich treffen wollte. Saffis Waffenarm wurde zur Seite geschleudert, die Beretta machte sich selbständig und prallte gegen die Wand.
    Saffi drehte durch.
    Sie ging auf mich los wie eine Furie. »Hund!« schrie sie. »Warum durfte ich ihn nicht umbringen? Verdammter Polizist!« Alle zehn gekrümmten Finger sah ich auf mein Gesicht zurasen, das Zigeunermädchen wollte mir wirklich die Augen auskratzen.
    Ich mußte zurück.
    Und diese Chance, die Saffi ihrem Vater bot, nutzte der Schamane eiskalt aus.
    Er sprang vom Bett hoch und erreichte mit zwei gewaltigen Sprüngen die Tür.
    Dann war er weg.
    Ich aber kämpfte mit Saffi. Irgendwie hatte ich Hemmungen, sie so hart anzupacken. Es widerstrebte mir, sie mit einem Faustschlag zu Boden zu schicken, schließlich war sie kein Mann, sondern eine Frau. Aber ich mußte sie zur Räson bringen.
    Ich fing ihre Arme ab.
    Meine Hände umklammerten hart ihre Gelenke. Und ebenso hart bog ich sie nach außen.
    Dafür traf sie mit einem harten Tritt mein Schienbein. Ich hörte mehrere Engel singen. Wütend schleuderte ich sie aufs Bett.
    Dort blieb sie auf dem Rücken liegen.
    Rasch steckte ich die Beretta ein. »Wenn dem zweiten Kind irgend etwas geschieht, mache ich Sie dafür verantwortlich!« zischte ich.
    Sie kam hoch. Dann senkte sie den Kopf und begann zu weinen.
    Ich ließ sie, ging aus dem Zimmer und riß die zweite Tür auf.
    Das Zimmer dahinter war leer.
    Keine Spur von einem zweiten Kind.
    Nur das zerwühlte Bett zeigte mir an, daß dort jemand gelegen hatte.
    Plötzlich hatte ich Angst, machte auf dem Absatz kehrt und rannte wieder
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