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0106 - Hügel der Gehenkten

0106 - Hügel der Gehenkten

Titel: 0106 - Hügel der Gehenkten
Autoren: Jason Dark
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Bett lag jemand.
    Ein Mann.
    Saffis Vater.
    Er hatte sich nicht einmal ausgezogen, sondern trug noch immer seinen grauen Mantel. Und auch die Brille hatte er nicht abgenommen. Die beiden dunklen Gläser klebten vor seinen Augen.
    Neben dem Bett blieb der junge Mann stehen. Scharf saugte er den Atem durch die Nase ein.
    »Steh auf, Alter!« herrschte er den Mann an. »Los, steh auf. Ich will mit dir reden!«
    Der Blinde reagierte nicht. Steif blieb er liegen. Seine Arme lagen auf der Brust, die Hände hatte er gefaltet.
    »Hoch mit dir!« knirschte Gulliver.
    Da richtete sich der Alte auf. Als hätte jemand ein Band an seinem Nacken befestigt und daran gezogen.
    O’Flynns linke Hand schnellte vor. Seine Finger umfaßten den Bügel der Brille. Er hatte plötzlich das Gefühl, daß dieser alte Zigeuner gar nicht blind war.
    Ruckartig riß er ihm die Brille von den Augen.
    Und fuhr im gleichen Moment entsetzt zurück!
    ***
    Die Dämmerung holte uns ein und damit die Dunkelheit. Ich hatte längst die Scheinwerfer eingeschaltet. Wir rollten über enge Straßen, die eine romantische Landschaft durchschnitten.
    Berge, Wälder, Hügel. Dazwischen die kleinen Städtchen oder Dörfer. Dort blinken zahlreiche Lichter.
    Bill Conolly hatte hin und wieder geschlafen. Als er jetzt wach wurde, rieb er sich die Augen und schaute verwundert durch das Fenster. »Verflucht, das ist ja schon dunkel.«
    Ich nickte. »Sehr richtig, mein Lieber, aber du verschläfst ja die meiste Zeit.«
    »Ich habe wenigstens ein gutes Gewissen«, gab er mir zur Antwort.
    »Wer’s glaubt.«
    Bill griff zur Karte. »Wo stecken wir hier eigentlich? Haben wir Glouchester schon hinter uns?«
    »Nein.«
    »Hast du eine lahme Karre.«
    »Ich weiß, daß dein Porsche fliegen kann«, scherzte ich.
    »Und wie.« Bill reckte sich. »Eigentlich könnte ich noch ein kleines Nickerchen machen.«
    »Und nachts?«
    »Gehe ich auf Tour, nachdem ich mich in einen Werwolf verwandelt habe.«
    Vor uns tauchte eine enge Kurve auf. Ich mußte mit der Geschwindigkeit herunter, ging vom Gas und zog den Bentley in die Kehre.
    Danach öffnete sich ein Tal. Links von uns lag ein Hügel. Nur schwach war seine Kuppe zu erkennen. Im Tal befand sich ein Ort.
    Die Lichter strahlten wie winzige Sterne.
    Schlaglöcher wechselten ab mit tiefen Reifenspuren. Wir wurden durchgeschaukelt, und Bill kam nicht dazu, seine Augen zu schließen. Dafür schimpfte er.
    Dann gab es einen Knall. Wir hatten uns dem Ort bis etwa auf ein paar hundert Yard genähert, als der linke Hinterreifen plötzlich seinen Geist aufgab.
    Platten!
    Zuerst fuhr ich weiter, weil ich das gar nicht so recht glauben wollte. Dann aber merkte ich, wie der Bentley schlingerte.
    Bill faßte sich an den Kopf. »Auch das noch!« stöhnte er. »Erzähl du mir nichts mehr von der Qualität eines Bentley.«
    Ich öffnete schon die Tür. »Mach’s halblang, Junge. Den Reifen deines Porsche hätte der Weg auch nicht gerade eine Freude bereitet.« Ich war ziemlich sauer. Ein defekter Reifen hatte uns noch gefehlt.
    Ich schaute nach.
    Das Ding war platt, und der Bentley hatte links Schlagseite. Es gab keine andere Möglichkeit. Wir mußten den Reifen wechseln.
    Bill öffnete schon die Kofferhaube. Dort lag auch mein Einsatzkoffer, den ich nicht zu Hause gelassen hatte. Seit neuestem befand sich auch der silberne Bumerang darin, der es geschafft hatte, den Schwarzen Tod zu vernichten.
    »Moment mal«, stoppte ich meinen Freund und deutete nach unten, wo sich die Lichter des Dorfes befanden. »Es ist ja nicht mehr weit. Bis dahin schaffen wir es auch mit einem luftlosen Reifen.«
    »Denk an die Felgen.«
    Ich hob die Schultern. »Das halten sie schon aus.«
    »Du setzt ja sehr viel Vertrauen in deine Karre«, bemerkte der Reporter.
    »Und wie.«
    »Sollen wir schieben, oder willst du fahren?« fragte Bill Conolly.
    Ich entschied mich für das Fahren. Wenn ich langsam rollte, mußte es klappen.
    Bill wollte neben dem Wagen hergehen, und ich nahm wieder hinter dem Lenkrad Platz.
    Der Weg hatte etwas Gefälle, und so konnte ich den Bentley rollen lassen. Hin und wieder mußte ich auf die Bremse treten, weil der Wagen zu schnell wurde. Und das tat der Felge keineswegs gut.
    Bill lief neben dem Bentley her. Er bewegte sich in geduckter Haltung voran und schaute dabei immer auf den Reifen. Meist nickte er beruhigend.
    Zum Glück herrschte auf diesem schmalen Weg kein Verkehr.
    Wenn ein anderer Wagen entgegenkam, mußte einer von uns in den
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