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0106 - Der Komet aus der Hölle

0106 - Der Komet aus der Hölle

Titel: 0106 - Der Komet aus der Hölle
Autoren: Walter Appel
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ein einzelnes Haus, bei dem drei Fenster beleuchtet waren. Ein kalter Wind blies, doch die sieben froren nicht, obwohl sie nur dünne Kleidung trugen.
    Denn im Jahre 1779 war Sommer gewesen.
    »Seltsam«, sagte Dr. Kapnin. »Wir spüren die Kälte nicht.«
    »Das ist noch das geringste Wunder«, meinte Bill Fleming. »Ein kleines Geschenk Boromirs. Doch was ist mit jener entscheidenden Auseinandersetzung, die bevorstehen soll?«
    Er brauchte nicht lange zu warten. Ein Fauchen und Heulen ertönte, und dann raste der Satanskomet grünlich flackernd aus dem Sternenhimmel. Er zog einen giftgrünen und schwefelgelben Schweif hinter sich her und stürzte auf die Stadt Kiew nieder wie das Verderben selbst.
    Er würde wüten wie eine Atombombe.
    »Nein!« schrie Nicole Duval und krampfte die Hände zusammen.
    Wieder heulte und fauchte es, wurden Luftmassen jäh zur Seite gedrängt. Aus der anderen Himmelsrichtung erschien ein silbriger Komet, der einen silbernen Schweif hinter sich herzog. Er jagte auf den giftgrünen Kometen zu, der knapp über den Dächern Kiews abdrehte und in die Höhe hinaufstieß.
    Die beiden Kometen umkreisten einander. Im einen war ein schnurrbärtiges, brutales Gesicht zu erkennen, im anderen ein Drudenfuß und Hieroglyphen. Die zwei Gegner tasteten sich ab, jeder lauerte auf eine Schwäche des anderen. Ein fürchterlicher Kampf übernatürlicher Kräfte mußte stattfinden, und nur einer konnte gewinnen.
    ***
    Zamorra beendete seine Reise durch Zeit und Raum anders als seine Gefährten. Er fand sich als Komet am Himmel wieder, es war eine ganz neue Erfahrung für ihn. Er hatte keine Augen, doch er sah alles viel schärfer als je zuvor. Er hatte keine Ohren, doch er hörte selbst das kleinste Geräusch. Er konnte die Gedanken der Menschen in Kiew spüren und lesen und hatte Zugang zu Dimensionen, die ihm als Mensch verschlossen blieben.
    Über ihm waren die Sterne und das All, unter ihm die verschneite Erde und die Stadt Kiew. Zamorras Geist lenkte den Kometen und ließ ihn durch die Lüfte rasen. Er kannte seine Kraft und wußte, was er zu tun hatte.
    Er durfte keine Angst empfinden und mußte den Satanskometen vernichten, davon durfte ihn nichts abbringen.
    Schon spürte Zamorra die Ausstrahlungen des höllischen Kometen, er sah ihn auf die Stadt Kiew niederstürzten, hörte sein infernalisches Getöse und raste auf ihn zu. Eine Welle von Haß schlug ihm entgegen, die ganze Bosheit, Tücke und Hinterlist, zu der Stenka Badzaks höllische Seele fähig war.
    Es war so fürchterlich wie ein feuriges Bad für Zamorra. Der Ansturm des Bösen wollte ihn überwältigen. Doch er setzte Mut, Anstand, Vernunft und Güte gegen die bösen Instinkte, die ihn bedrängten. Der Glaube an das Gute schützte ihn.
    Die beiden Kontrahenten umkreisten einander. Es war eine Auseinandersetzung geistiger Kräfte, die genau entgegengesetzt waren, konträrer als Feuer und Wasser, Luft und Erde. Die Ausstrahlungen des Satanskometen, dieser geballte Ansturm von Haß und Gemeinheit, marterten Zamorra. Doch auch er setzte dem Satanskometen mit den Energien zu, die er ausstrahlte.
    Zamorra sah, wie die Konturen des schnurrbärtigen Gesichts von Stenka Badzak sich verzerrten. Eine dämonische Wut strahlte von dem Kometen aus.
    Zamorra setzte die Vernunft und die Ideale der Menschen dagegen, die zwar oft irrten, aber mehr zum Licht hinstrebten als zu der Finsternis. Die beiden Kometen, der giftgrüne und der silberne, rasten durch die Lüfte, daß es heulte, brauste und fauchte, als ob die Welt untergehen sollte.
    Blitze zuckten von ihnen, trafen den Gegner und bohrten sich in ihn hinein. Zamorra war bis in den Kern getroffen, Verzweiflung wollte ihn erfassen. Er wollte glühenden Haß gegen den Satanskometen empfinden, doch da hörte er von weither eine Stimme, die er sogleich wiedererkannte.
    Die Stimme Merlins, des sagenumwobenen Mentors der Weißen Magie, in dessen Besitz sich Zamorras Amulett lange Zeit befunden hatte.
    »Hasse nicht, Zamorra, denn du bist ein höheres Wesen und kein niederer Dämon. Widerstehe dem Giftigen und Schlechten, der Haß aber wird dich selbst verzehren und ins Verderben führen.«
    Zamorra wappnete sich, er ertrug die Qualen. Er war voller Zorn gegen den Satanskometen, doch er hatte bereits die Gewißheit des Sieges. Er sammelte sich, er kämpfte die dämonischen Ausstrahlungen nieder, die ihn infizieren und vernichten wollten.
    Der Satanskomet flammte zu einer letzten gewaltigen Anstrengung auf.
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