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0104 - Portaguerra

0104 - Portaguerra

Titel: 0104 - Portaguerra
Autoren: Richard Wunderer
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an Flucht!
    Doch der Weg nach oben war ihm versperrt. Die Mumie glitt wie ein Schatten an ihm vorbei und griff von oben her an. Gasconne blieb nur ein Weg.
    Nach unten, zu der »Nase«!
    Genau dorthin wollte ihn das Scheusal treiben. Von der »Nase« gab es nur für einen hervorragenden Kletterer eine Fluchtmöglichkeit. Gasconne war kein hervorragender Kletterer.
    Für ihn war auf der »Nase« Endstation!
    Obwohl vor Angst halb besinnungslos, riß er noch einmal seine Kamera ans Auge und drückte ab. Der Lichtblitz zuckte durch die Wand.
    Im nächsten Moment war die Mumie heran. Sie ließ sich Zeit.
    Die Beute war ihr sicher.
    Der scharfe, aus dem Tal herauf wehende Wind fuhr unter die Kutte und riß sie auf. Der bis auf das Skelett abgemagerte Körper kam zum Vorschein, die dürren Beine, die leichenblasse Haut, die bei jeder Bewegung wie trockenes Papier knisterte. Der Knochenmann breitete die Arme aus, als wolle er Raoul Gasconne umarmen.
    Da verlor der Reporter vollends die Nerven. Mit einem schrillen Aufschrei riß er seinen Fotoapparat hoch und drosch ihn dem Scheusal in die höhnisch grinsende Fratze.
    Es hörte sich an, als habe er einen Felsen getroffen. Klirrend barst das Objektiv. Der Apparat wurde Gasconne aus der Hand geprellt.
    »Nein, um Himmels willen, nein!« schrie der Reporter langgezogen auf, als die Mumie einen Schritt auf ihn zutrat.
    Wie hypnotisiert stierte der Mann auf die Hände, auf die wie Spinnenbeine gespreizten Finger.
    Die Hände schossen vor!
    Raoul Gasconne ließ sich fallen, daß der Stoß über ihn hinweg ins Leere ging. Doch dann traf ihn der gnadenlose Tritt des Scheusals und katapultierte ihn über die Felskante hinaus.
    Mit einem schauerlichen Schrei verschwand der Reporter in der Tiefe…
    ***
    Shaun Loughelin behandelte unsere schweren Koffer, als wären sie leere Attrappen. Mit knorrigen, weit ausholenden Schritten marschierte er durch die handtuchgroße Bahnhofshalle.
    Jane hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten. »Wohin gehen wir denn?« rief sie hinter ihm her.
    »Auf den Berg«, war die lakonische Antwort. Mehr bekamen wir aus ihm nicht heraus.
    Das war aber auch nicht nötig, weil wir leicht erraten konnten, wie es weiterlaufen sollte. Auf dem Bahnhofsplatz parkte ein einsames Taxi. Der Fahrer hatte sich die schwarze Schirmmütze in die Stirn geschoben und döste. Als Lichtschutz hatte er einen FIGARO über die Augen geschoben.
    In der Mitte des Platzes stand das Kriegerdenkmal, das aus keinem französischen Dorf und keiner Stadt wegzudenken war.
    Rechter Hand gab es ein Straßencafe, vor dem ein alter Schäferhund schlief. Zwei Tauben liefen pickend an seiner Schnauze vorbei. Ein alter Mann saß neben dem Hund, ein Glas Rotwein auf dem Tisch, und musterte uns neugierig. Zwei Autos mit deutschen Kennzeichen rollten über die Straße, die weiter über die Berge nach Oberitalien hinein führte, beide Fahrzeuge bis unter das Dach mit Familie vollgepackt.
    Auf der anderen Seite des Platzes führte ein Weg zu der Seilbahnstation. – »Es ist nur eine ganz kleine Bahn!« rief uns Shaun Loughelin zu.
    Wir folgten ihm schweigend, und ich warf immer wieder einen Blick zu der Todeswand hinauf. Man konnte dort oben kaum noch Einzelheiten erkennen, weil sie völlig im Schatten stand. Auch uns erreichte langsam die lichtlose Zone, da die Sonne hinter den Bergen versank.
    Plötzlich kam es mir so vor, als habe ein Blitz durch die Wand gezuckt, aber das war vermutlich nur eine optische Täuschung gewesen.
    »John!« Jane blieb stehen und legte mir eine Hand auf den Arm.
    »Sieh doch!«
    Nun wurde auch Shaun Loughelin aufmerksam. Der hünenhafte Ire legte den Kopf in den Nacken. Es blitzte noch zweimal auf. Das war kein Irrtum.
    »Was kann das sein?« fragte ich unseren Begleiter, doch Loughelin zuckte nur die Schultern und stampfte weiter.
    In der Talstation versah ein junger Mann Dienst. »Hallo, Shaun!« rief er auf Französisch, sah Jane und setzte einen anerkennenden Blick auf. Offenbar schätzte er sie sofort richtig ein, da er auf Englisch fortfuhr: »Lady, auf Sie habe ich gewartet, seit diese Seilbahn besteht.«
    »Auf mich auch, mein Freund?« fragte ich mit einem knurrenden Unterton in der Stimme.
    Seine Augen zuckten zu mir herum, »Hallo, Mister«, sagte er unsicher, grinste jedoch schon im nächsten Moment. »Wollen Sie hinauf? Da wird sich Ihre Frau aber vorher besser etwas Warmes anziehen. Es ist sehr kalt auf dem Berg.«
    »Ich werde mir oben im Hotel etwas
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