Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0104 - Portaguerra

0104 - Portaguerra

Titel: 0104 - Portaguerra
Autoren: Richard Wunderer
Vom Netzwerk:
zu Beginn des Unwetters. Mit weit ausholenden Schritten rückte ich dichter auf und sah schon die Gruppe vor mir, als die Untoten auf mich aufmerksam wurden. Zwei von ihnen trieben die Kinder zu größerer Eile an. Der dritte – der letzte noch existierende Lerois-Bruder – stellte sich mir in den Weg.
    Die Beretta lag wie festgeschweißt in meiner Hand. Er wandte einen Trick an. Er schleuderte einen Stein nach mir, daß ich den Kopf zur Seite reißen mußte. Haarscharf pfiff der Stein an meinem Gesicht vorbei.
    Die Silberkugel traf. Kein Trick half ihm mehr. Das geweihte Silber setzte seiner dämonischen Existenz ein Ende. Der Sturm riß die Asche mit sich, zu der er zerfiel.
    Mit weiten Sprüngen hetzte ich hinter den Kindern her. Vor mir tauchten die Warnschilder an der Todeswand auf. Ich mußte die Kinder retten!
    Ein Untoter an der Spitze, der zweite am Schluß des Zuges, die Kinder dazwischen. Ich lief, als ginge es um mein eigenes Leben, erstarrte mitten im Lauf, legte an und schoß.
    Roberto Maledusa stürzte. Blieb nur noch ein Untoter.
    Ich winkte die Hotelangestellten zu mir, rannte weiter und schrie aus Leibeskräften. Die Kinder hörten meine Stimme. Ich wußte nicht, ob sie mich verstanden, aber sie fühlten, daß ich ihnen helfen wollte, und sie liefen mir entgegen.
    Ich deutete auf die nachfolgenden Männer, die die geretteten Kinder in Empfang nahmen und zum Hotel zurückbrachten.
    Doch dann sah ich den letzten Untoten und stockte. Er hatte einen Jungen gepackt, den letzten der Gruppe, preßte ihn an sich und tauchte soeben in die Todeswand ein.
    Die Wolken rissen auf. Der Regen versiegte. Der Sturm legte sich.
    Totenstille herrschte rings um mich.
    Jetzt mußte ich doch in die Wand steigen! Ich tat es doppelt vorsichtig. Shaun war nicht bei mir, und die Steine waren naß. Konzentriert kletterte ich hinter dem Unhold her. Er wollte zur »Nase«, und als ich einen kurzen Blick in die Tiefe warf, krampfte sich mein Herz für einen Moment zusammen.
    Jane stand auf der »Nase«, naß und mit aufgelösten Haaren, aber lebendig! Sie blickte unverwandt zu mir herauf. Der Untote hielt auf sie zu.
    Ich kletterte weiter. Nun kam das schwierigste Stück. Ich rief mir jeden Griff, jede Bewegung in Erinnerung, die ich gemeinsam mit Shaun getan hatte. Und ich dachte an Jane und den Jungen, die ohne mich verloren waren.
    Wahrscheinlich schaffte ich es nur deshalb. Kurz hinter dem Untoten erreichte ich die »Nase«, hielt zwei Meter über dem Vorsprung an und drehte mich halb um, zog meine Beretta und zielte.
    »John, bleib oben!« schrie Jane mir zu.
    Ich wußte nicht, was sie meinte. Portaguerra tauchte hinter einem Felsen auf. Wie ein Schemen strich er durch die Wand, betrat jedoch nicht die »Nase«! Auch der Untote blieb auf einen Wink seines Meisters unmittelbar vor Jane stehen, ohne seinen Fuß auf die »Nase« zu setzen.
    »Jane, der Junge!« schrie ich und schoß.
    Die Silberkugel bohrte sich in den Untoten. Seine Hand glitt ab, sich auflösend, stürzte er gemeinsam mit dem Jungen.
    »John, nein!« schrie Jane, packte dennoch den Jungen, entriß ihn dem sterbenden Untoten und preßte ihn an sich.
    Portaguerra stand auf der anderen Seite der »Nase« und lachte höhnisch, obwohl ich soeben seinen letzten Sklaven vernichtet hatte! Wieso freute er sich darüber?
    Ich dachte nicht nach; stieß mich ab und landete auf der »Nase«!
    Damit hatte Porgaguerra wahrscheinlich nicht gerechnet. Ich feuerte ununterbrochen, und jedes Silbergeschoß traf.
    Portaguerra starrte mich mit seinen Leichenaugen an. Er trat taumelnd einen Schritt vorwärts und betrat die »Nase«, wankte auf mich zu und stürzte vor meine Füße.
    Er existierte noch immer!
    Ich riß den Silberdolch aus der Scheide am Gürtel und stieß zu.
    Die Spitze traf den Felsen unter dem mumifizierten Magier. Ich konnte den Dolch nicht zurückziehen.
    »John! Schnell!« Janes Stimme überschlug sich.
    Ich wirbelte herum. Jetzt erst sah ich den Spalt dicht an der Wand. Die »Nase« brach ab! Portaguerra hatte mir eine Falle gestellt, die offenbar nicht so schnell ansprach, wie er gedacht hatte.
    Deshalb hatte er triumphiert und sich in Sicherheit geglaubt! Er hatte damit gerechnet, daß wir alle augenblicklich abstürzten, sobald ich den Vorsprung betrat. Die Verzögerung des Unglücks kostete ihn das Leben!
    An Jane vorbei schnellte ich mich gegen die Felswand. Es knackte laut. Die »Nase« senkte sich. Der Spalt wurde handbreit.
    Ich kletterte ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher