Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0101 - Die Menschentiger

0101 - Die Menschentiger

Titel: 0101 - Die Menschentiger
Autoren: Franc Helgath
Vom Netzwerk:
haben wir zwei Ärzte an Bord. Es hat ein paar kleinere Verletzungen gegeben. Und jede Menge Nasenbluten wegen des Druckabfalls. Doch im allgemeinen glauben die Leute wohl wieder, daß wir doch noch heil herunterkommen. Deine Ansprache hat ziemlichen Eindruck hinterlassen.«
    »Das sollte sie auch, Süße.«
    Es knackte im Lautsprecher.
    »Was Neues aus Chittagong?« fragte Kon Siang über die Schulter zurück.
    »Eben bekomme ich Kontakt«, erwiderte der Funker. »Der Kerl im Tower spricht sogar thai.«
    »Dann sag ihm, daß wir kommen.«
    »Roger.«
    Die Behörden der Volksrepublik Bangladesh waren erstaunlich hilfsbereit und zuvorkommend. Sie stellten auch noch weitere Ölfässer über die Landebahn hinaus auf und erzählten, die Feuerwehren der Stadt und des internationalen Hafens seien im Anrücken. Nur mit Mühe konnte Kon Siang die rührigen Bengalesen davon abhalten, das Rollfeld mit einem Schaumteppich zu belegen, weil sie so stolz waren, eine Sprühmaschine zu besitzen.
    Unten gab man sich wirklich alle Mühe, die Boeing und ihre Passagiere heil herunterzubringen. Busse wurden bereitgestellt, die die Passagiere auf die wenigen Hotels von westlichem Standard verteilen sollten.
    Die Boeing tauchte bereits in die Wolkendecke, die zum Golf hin immer lichter geworden war, als fordernd an die Tür zum Cockpit geklopft wurde.
    Sie war nie versperrt. Und wenn eine der Stewardessen kam, um eine Erfrischung zu bringen, klopfte sie nicht an.
    Kon Siang wandte sich mürrisch um, doch da wurde die schmale Tür schon geöffnet.
    Der Flugkapitän erkannte sofort den Amerikaner. Er hatte lange genug in Los Angeles gelebt und brauchte nicht erst nach einem Bürstenhaarschnitt und zu kurzen Hosen mit unmöglichen Socken darunter zu sehen. Dieser Amerikaner war korrekt gekleidet. Kon Siang erinnerte sich schwach an ihn, wie er in Bombay zusammen mit einem rothaarigen Rasseweib und einem athletisch gebauten Mann mit graumeliertem Haar und seines Alters die Gangway hochgestiegen war. An die Rothaarige erinnerte sich Kon Siang allerdings besser.
    Er wollte eben damit loslegen, ob der Amerikaner denn nicht lesen könne. Schließlich sage draußen ein Schild unmißverständlich, daß das Betreten des Cockpits Unbefugten streng verboten sei.
    Doch ein einziger Blick in die Augen dieses hageren Mannes hieß ihn schweigen. Die Augen waren von einer undefinierbaren Farbe und lagen tief in ihren Höhlen. Ein Zucken lief über die eingefallenen, hohlen Wangen. Das schmale Gesicht schien grau, wie aus verwittertem Kalkstein gemeißelt. Wirr stand das flachsblonde Haar vom Kopf ab. Unwillkürlich mußte Kon Siang wieder an die spukhafte Erscheinung denken. Er ahnte, daß zwischen ihr und dem Auftauchen dieses Mannes ein Zusammenhang bestehen mußte. Mit aller Deutlichkeit standen die jüngst überwundenen Ereignisse wieder vor ihm. Ihm fiel auch ein, daß er sich noch mit seiner Crew absprechen mußte, was sie ihren Vorgesetzten erzählen sollten. Sie konnten schlecht damit herausrücken, was sich wirklich ereignet hatte. Das hätte vermutlich ihrer aller Lizenz in Gefahr gebracht.
    Ein Tigerkopf von gigantischen Ausmaßen, der mitten im Himmel auftaucht und eine Boeing 727 verschlingen will. Niemand würde ihnen diese Story abnehmen, und wenn sie Bein und Stein darauf schworen.
    Zum ersten Mal kam Kon Siang der Gedanke, daß auch die Passagiere etwas von diesem rätselhaften Phänomen mitbekommen haben könnten. Doch wozu hatte sirh dieser Amerikaner hereingeschlichen? Ihn konnte man schließlich fragen. Äußerst vorsichtig natürlich.
    Bill Fleming räusperte sich.
    »Kommen Sie nur herein«, meinte Kon Siang wesentlich freundlicher, als er noch vor Sekunden beabsichtigt hatte. »Aber stören Sie bitte nicht lange. Wir beginnen eben mit dem Landeanflug, und keiner von uns ist jemals in Chittagong niedergegangen. Was haben Sie auf dem Herzen, Mister? Sie sehen nicht gut aus.«
    »Sie werden auch gleich nicht mehr gut aussehen«, antwortete Bill Fleming tonlos. »Zwei Passagiere sind spurlos verschwunden…«
    ***
    Kon Siang verlor tatsächlich wieder jede Farbe aus dem Gesicht.
    »Sind Sie ganz sicher?« fragte er, mehr um Zeit zu gewinnen, sich von diesem neuerlichen Schlag zu erholen.
    »Professor Zamorra und seine Sekretärin, Miß Nicole Duval, haben sich offenbar in Luft aufgelöst.«
    »Diese hübsche rothaarige Französin?« hakte Kon Siang sofort nach und bemerkte, daß seine Stimme brüchig klang. Welche Überraschungen hatte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher