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010 - Die Bestie mit den Bluthänden

010 - Die Bestie mit den Bluthänden

Titel: 010 - Die Bestie mit den Bluthänden
Autoren: Larry Brent
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die
ausgetretene Treppe, die in die schummrige Tiefe führte.
    Die harten Schritte auf den Steinen hallten dumpf durch das Dunkel, das von
einzelnen Fackeln nur hier und da schwach erhellt wurde.
    Sandos sah die rohen Kellerwände, dann eine glatte Betonmauer, in die vier
Türen wie die blanken Rahmen eines Gemäldes dicht nebeneinander eingelassen
waren.
    Blandeau bewegte sich auf die hinterste zu, mit ruhigem Schritt, regloser
Miene und zusammengepressten Lippen.
    Sandos schluckte. Jetzt kam es wieder, das eigenartige Gefühl der
Unsicherheit und der Bedrückung.
    Hinter der letzten Tür …
    Er spürte die Kälte, die sich auf seiner Haut ausbreitete, und fröstelte.
Dieses Haus barg viele tausend ungeklärte Geheimnisse, die die Archäologen
wahrscheinlich niemals klären konnten. Auf eines der größten aber war Dr.
Sandos selbst gestoßen. Zunächst hatte er nicht daran geglaubt, als Blandeau
mit ihm darüber gesprochen hatte. Er musste es sich selbst ansehen. Seitdem war
er während sieben aufeinanderfolgenden Tagen Nacht für Nacht in dieses Haus
gekommen, in der Hoffnung, einen Zipfel des grausigen Geheimnisses zu lüften,
die Verbindungslinien zu finden, die seiner Wissenschaft einen entscheidenden
Beitrag liefern konnten. Er wurde nur mühsam der aufsteigenden Furcht Herr, die
ihn stets befiel, wenn er vor dieser letzten Tür stand. Jedes Mal fühlte er
neue Angst in sich aufsteigen, wenn er gemeinsam mit Henri Blandeau den
düsteren Kellerraum aufsuchte, und wenn ihn der Privatgelehrte mit einem der
größten Rätsel konfrontierte, die er während seiner Praxis als Psychologe
kennengelernt hatte.
    Knackend drehte sich der Schlüssel im Schloss.
    Dr. Sandos bemerkte den kalten Schweiß auf seiner Stirn.
    Die Stille rundum wurde mit einem Mal noch bedrückender, die Düsternis noch
undurchdringlicher. Blandeaus Gestalt, die ihn um Haupteslänge überragte,
schien durch die eigenartig unausgewogenen Licht- und Schattenverhältnisse noch
größer zu werden und wurde als überdimensionales Schattenbild an die
grobkörnige Decke geworfen, wankte hin und her, wenn sich die Flamme der flackernden
Fackel veränderte.
    Furcht und Neugierde hielten sich die Waage, und dann war da noch etwas,
was größer war als das Grauen, das sein Herz erfüllte: der Gedanke an eine
Aufklärung des Rätsels.
    Es stieß ihn ab, und es zog ihn doch gleichzeitig an mit übernatürlicher
Macht, mit einer beinahe hypnotischen Kraft.
    Blandeau nickte ihm zu. »Gehen wir.«
    Seine Stimme klang wie ein Hauch.
    Es wurde Dr. Sandos nicht bewusst, dass auch er nickte, und dass er
mechanisch seinen Fuß vorwärts setzte. Seine dunklen, beinahe fiebrig
glänzenden Augen waren in die Düsternis gerichtet, die den geheimnisvollen Raum
erfüllte.
    Er wusste, dass ihn hier der leibhaftige Tod erwartete!
     
    ●
     
    Der Ort, an dem das grässliche Ereignis geschehen war, lag innerhalb des
Bezirks, den er zu bearbeiten hatte.
    Der Chef der Polizei von Rostrenen wurde in den frühen Morgenstunden
geweckt. Die Sonne ging gerade auf. Ein auf das Feld fahrender Bauer hatte die
Leiche von Brigitte Latour an der alten steinernen Brücke gefunden und machte
sofort Meldung.
    Neunzehn Minuten später war Fernand Rekon an Ort und Stelle. Sein
Mitarbeiterstab, der sich auf zwei Spurensicherungsbeamte, den Polizeiarzt und
seinen Assistenten beschränkte, traf fast zur gleichen Zeit mit ihm ein.
    Der einzige Polizist des Dorfes hatte sofort nach Bekanntwerden der Tat den
Ort des Geschehens aufgesucht und verhindert, dass allzu neugierige
Dorfbewohner, die sich inzwischen eingefunden hatten, eventuell Spuren
verwischten, ohne das eigentlich zu wollen.
    Fernand Rekon, ein Mann Mitte der Fünfzig mit stark ergrautem Haar und
dunklen, klugen Augen, las in den Gesichtern der Umstehenden die Bedrückung und
das Entsetzen. Und er verstand dies nur zu gut. Innerhalb von drei Wochen der
vierte Mord! In diesem Dorf, in diesem Waldstück …
    Ein tiefer Seufzer drang über die Lippen des Beamten. Weitere schlaflose,
lange Nächte würden folgen. Der unheimliche Täter, von dem sie bis zur Stunde
nicht die geringste Spur aufgenommen hatten, hatte abermals zugeschlagen.
    Vor vier Wochen zum ersten Mal. Da war ein Mann sein Opfer gewesen. Der als
Dorftrottel bekannte Marcel, ein Bursche, der ständig getrunken und im wahrsten
Sinne des Wortes seinen Geist versoffen hatte, war am Ende der Dorfstraße tot
aufgefunden worden. Man hatte ihn erwürgt. Schon drei Tage später war
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