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01 - Wie Feuer im Blut

01 - Wie Feuer im Blut

Titel: 01 - Wie Feuer im Blut
Autoren: Katherine Sutcliffe
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rasend. Sie wagte nichts zu sagen oder zu
tun, um seinen Zorn nicht noch mehr herauszufordern. Plötzlich dachte sie an
die Gerüchte, die über Miles kursierten. Hatte er nicht Damien Gewalt angetan
und sogar auf ihn geschossen?
    »Komm
herunter«, befahl er.
    Sie
drückte sich gegen die Wand.
    Dann
bemerkte sie eine Bewegung hinter seinem Rücken. Eine zweite Gestalt näherte
sich lautlos. Bonnie erkannte Richard. Er hielt einen Finger an die Lippen, um
ihr zu bedeuten, still zu sein. Aber sie war so erschrocken, dass sie laut
schrie.
    Miles
drehte sich den Bruchteil einer Sekunde zu spät um. Richard schlug ihm den
Stein, den er in der Hand hielt, an den Kopf.
    Miles
sank zu Boden. Richard beugte sich über ihn. Bonnie starrte auf seine blutigen
Hände, und Panik schnürte ihr den Hals zu. Sie stöhnte. Plötzlich tat sich die
Vergangenheit vor ihr wie ein dunkler, bodenloser Abgrund. Sie versuchte
verzweifelt, bei Bewusstsein zu bleiben, doch mit jeder Stufe, die Richard
näher kam, wurde der Faden dünner, der sie mit der Wirklichkeit verband.
    »Sie,
Sie waren es«, sagte sie heiser. »Sie haben meinen Vater getötet.«
    Richard
war nun dicht vor ihr. Sein wütendes Gesicht nahm einen bekümmerten Ausdruck
an.
    »Es war
ein Unfall, Bonnie. Ich hatte getrunken, und dann war er plötzlich in der
Baracke. Er hat Drohungen gegen mich ausgestoßen, und ich konnte nicht mehr an
mich halten. Ich hatte nicht die Absicht, zuzuschlagen.«
    »0
Gott.« Bonnie schluchzte. Die Erinnerung überwältigte sie. Sie hatte lange
versucht, das schreckliche Erlebnis zu verdrängen, aber jetzt sah sie dieselben
Bilder vor sich wie in ihren Alpträumen. Sie zitterte. Ihre Knie wurden weich,
und sie klammerte sich mit beiden Händen an die Mauer, um das Gleichgewicht
nicht zu verlieren.
    »Ich
habe dafür gebüßt, Bonnie. Ich habe darunter gelitten und die Tat aufrichtig
bereut. Wenn es eine Möglichkeit gäbe, ihn zurückzuholen, würde ich es tun.
Aber das kann ich nicht, Bonnie,«
    »Mörder!
Wenn Damien das erfährt ...
«
    »Das
wird er nicht. Das kann ich nicht zulassen. Siehst du das nicht ein? Ich habe
hart gearbeitet in den letzten Monaten, um mein Leben wieder in Ordnung zu
bringen. Damien hat mir eine letzte Chance gegeben, und ich will ihn nicht enttäuschen.
Ich habe ihn immer wie einen eigenen Sohn geliebt, verstehst du? Die anderen
haben mich wie einen Bauern behandelt, aber Damien war anders. Wir standen uns
immer sehr nahe, und ich kann nicht zulassen, dass ein törichter Fehler, den
ich in der Vergangenheit begangen habe, das alles zerstört.«
    »Sie -
Sie sind wahnsinnig.«
    »Nein,
meine Liebe, nur entschlossen.«
    Bonnie
wich zurück und ging ein paar Stufen weiter hinauf. Sie rutschte aus und fiel
auf den Rücken. »Er wird Ihnen niemals vergeben, wenn Sie mich töten«, schrie
sie.
    »Er
wird nie erfahren, dass ich es war. Er wird denken, Miles sei es gewesen. Miles
war schon immer das schwarze Schaf in der Familie - der Unruhestifter.
Damien wird eure Leichen am Fuß des Turms finden. Jeder wird annehmen, dass ihr
miteinander gerungen habt und dabei über die Brüstung gestürzt seid. Damien
ist bestimmt untröstlich, wenn er dich findet, aber er wird darüber
hinwegkommen.«
    Sie hob
einen Stein auf und schleuderte ihn auf Richard. Sie verfehlte ihn um wenige
Zentimeter. Sie versuchte, die Treppe hinauf zu laufen, begriff dann aber, dass
Richard sie ja genau dort haben wollte. Es gab keinen Ausweg für sie.
    »Stell
dir meinen Kummer vor, als ich erfuhr, dass Damien geheiratet hatte und es
nicht mal der Mühe wert fand, mir eine Einladungskarte zu schicken«, sagte
Richard mit seltsam tonloser Stimme. »Natürlich habe ich mich gefragt, ob
Damien deine Geburtsurkunde gesehen hat, nachdem ich deinen Nachnamen erfuhr.
Ich betete, dass du nicht die Tochter von Patrick Eden bist und dass alles nur
ein Zufall ist. Als ich dann nach Braithwaite zurückkam und das Gunnerside-Kontobuch
in eurem Schlafzimmer fand, war ich außerordentlich betrübt. Aber du musst
verstehen, dass ich es unmöglich riskieren kann, alles zu verlieren, was ich
erreicht habe. Ich bin so viele Jahre Josephs Prügelknabe gewesen und musste
mir täglich seine höhnischen Bemerkungen anhören. Später hat mich Randolf -
wie sein Vater - von oben herab behandelt und verspottet. Es war kein
Wunder, dass ich zu trinken begann und zum Spieler wurde. Ich habe in ständiger
Angst gelebt, dass mich der Schuft eines Tages zu sich rufen und aus dem
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