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01 - Wie Feuer im Blut

01 - Wie Feuer im Blut

Titel: 01 - Wie Feuer im Blut
Autoren: Katherine Sutcliffe
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schon alt und abgewetzt, der
Ledereinband brüchig und verschlissen. Andere waren neu. Sie fuhr mit der Hand
über die Buchrücken und lächelte.
    »Mylady?«
    Bonnie
drehte sich um. Jewel stand unter der Tür.
    »Die
Köchin hat den Lunch für Sie vorbereitet, Mylady.«
    »Ich
komme gleich.«
    Jewel
machte einen Knicks und entfernte sich dann. Bonnie folgte ihr.
    Die Waisenkinder
von Caldbergh umdrängten das Fuhrwerk und streckten Stanley, der die
Kleiderbündel an die Zöglinge verteilte, die Hände entgegen. Damien stand ein
wenig abseits, den Pelzkragen seines Mantels hochgeschlagen, und betrachtete
die hohlwangigen Gesichter der Kinder. Ihre Augen wirkten seltsam stumpf und
leblos, die Körper waren mager, fast ausgemergelt. Empört beobachtete er
Smythe, der mit gierigen Augen auf die Pakete starrte und den Wert der Geschenke
abschätzte.
    »Hübsch«,
sagte Smythe und rieb die Hände aneinander, um sie zu wärmen. »Eine großzügige
Geste. Wie gütig von Ihnen, Mylord, sich an uns zu erinnern.«
    »Ich
könnte Sie wohl kaum vergessen«, gab Damien schroff zurück.
    Smythe
kicherte. »Und wie geht es unserem kleinen Unruhestifter - Bonnie hieß
sie doch, nicht wahr?«
    Damien
fixierte den Mann und lächelte dann kalt. »Ich nehme an, Sie sprechen von der Gräfin.«
    Smythe
fiel die Kinnlade herunter, aber bevor er etwas erwidern konnte, fuhr Damien
fort: »Meine Frau ist wohlauf und glücklich, Mr. Smythe. Ich werde ihr
ausrichten, dass Sie sich nach ihr erkundigt haben. Das wird sie bestimmt
freuen.«
    Damien
nahm ein Kleiderbündel in die Hand und warf es Stanley zu. »Das waren die
profitabelsten fünfhundert Pfund, die ich jemals ausgegeben habe, Smythe. Dafür
muss ich mich bei Ihnen bedanken.«
    Er
lachte, als Smythe auf dem Absatz kehrtmachte und in sein Büro marschierte.
»Schleimiger Bastard«, brummte Damien leise. Er warf seinem Butler wieder ein Bündel
mit Kleidern zu.
Wenn er die Kinder ansah, musste er an Bonnie denken. Bestimmt hatte sie sich
nicht beherrschen können und ihr Weihnachtsgeschenk ausgepackt. Wahrscheinlich
suchte sie gerade in der Bibliothek nach dem Adressbuch seiner Mutter ... Er zuckte zusammen.
Seine Lieder zuckten ein paarmal auf und nieder.
    Mein
Gott. O mein Gott.
    Sie würde
das Kontobuch von Gunnerside finden.
    Ein
Angstschauer lief ihm über den Rücken. Er hastete zu seinem Pferd.
    Bonnie zog heftig
an dem Buch mit dem gehäkelten Schutzeinband, das zwischen zwei anderen
Büchern eingeklemmt war. Ein letzter, heftiger Ruck - und es fiel zu
Boden und riss noch drei andere mit.
    Verdammt.
Das Gehen fiel ihr in diesen Tagen schon schwer, und sich bücken zu müssen war
wirklich kein Vergnügen. Sie dachte flüchtig daran, Jewel zu rufen, aber sie
wußte, dass die Bediensteten vor den Festtagen alle Hände voll zu tun hatten.
Also ließ sie sich vorsichtig auf beide Knie nieder und hob erst das Buch mit
dem Häkelumschlag auf, das vermutlich das Adressbuch war. Sie schlug es auf
und fuhr mit dem Finger über die leicht vergilbten Seiten. Es schien das
richtige zu sein. Sie legte es neben ihre Spieldose auf den Schreibtisch und
wandte sich den anderen Büchern zu. Ihr Blick blieb an der Inschrift des einen
hängen, und zögernd streckte sie die Hand danach aus und drehte es herum, damit
sie die Schrift besser lesen konnte.
    Gunnerside-Mine.
    Gunnerside?
    Ihr
stockte der Atem. Dennoch schlug sie den ledernen Buchdeckel auf und ließ dert
Blick über Namen und Zahlenkolonnen wandern, während sie diese mit den Monaten
und Jahreszahlen verglich, die über der obersten Spalte standen. Sie blätterte,
las flüchtig die Eintragungen und zuckte zusammen.
    Patrick
Eden.
    0 nein.
Pa?
    Sie
schlug das Buch zu und griff sich ans Herz. »Das kann nicht sein. Gott, das
kann nicht sein.«
    Schwerfällig
kam Bonnie auf die Füße. Ihr wurde schwindlig, und Tränen schossen ihr in die
Augen. Sie lehnte sich an den Schreibtisch und hatte das Gefühl, sterben zu
müssen.
    Sie
stolperte zur Tür. Ihr Verstand sträubte sich noch immer gegen die Erkenntnis,
dass die Warwicks Eigentümer der Gunnerside-Mine gewesen waren -
dass der Mann, der dort die Aufsicht über das Bergwerk geführt hatte, der
Mörder ihres Vaters war. Und dieser Mann war ... wer?
    0 Gott,
wer?
    Langsam
stieg sie die Treppe zu dem Schlafzimmer hinauf, das sie mit ihrem Ehemann
teilte. Sie setzte sich aufs Bett und legte das Kontobuch neben sich. Mit
bebenden Händen blätterte sie die Seiten um. Sie suchte, bis sie die
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