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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht
Autoren: Adrian Phoenix
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Tanzfläche erregte als Erstes Heathers Aufmerksamkeit. Eine Band spielte in einem riesigen Käfig aus Stahlrohren, während das Publikum versuchte, zu ihr durchzudringen und irgendwie durch das Gitter zu gelangen. Einige kletterten auf den Käfig und fassten hinein, um einen Arm oder eine Haarsträhne zu erwischen. Ohne auch nur einen Ton zu versäumen, spielte die Band ungerührt weiter und wich dabei immer wieder geschickt den Händen aus.
    Eine junge Frau, die auf dem Drahtdach des Käfigs stand, breitete die Arme aus, warf den Kopf zurück und trat dann einen Schritt nach vorn ins Leere. Die Menge fing sie auf. Während sie von Hunderten von Händen weitergereicht wurde, glitten manche davon unter ihren Rock und ihr Oberteil und tasteten sie ab, bis man sie schließlich irgendwo wieder auf die Füße stellte.
    Heather zwang sich, sich zu entspannen. Sie ließ den Blick von den wilden Tänzern zu den kleinen runden Tischen mit den Kerzen wandern, die überall im Club verteilt waren. Gleich zu ihrer Linken gab es eine lange, poliert schimmernde Bar und direkt vor ihr einen … einen Thron.
    Der Thron mit den Fledermausflügeln stand auf einem Podest, das man über vier Treppenstufen erreichte. Ein Pärchen kauerte auf der obersten Stufe. Beide sahen in ihre Richtung und starrten sie an.
    Der Junge war attraktiv, punkig hergerichtet und viel zu jung, um schon in diesem Club sein zu dürfen. Ein halbleeres Glas Wein stand neben ihm auf der Treppenstufe. »Sechzehn?«, fragte sich Heather in Gedanken. Die Frau hatte die Arme um
die Knie geschlungen. Ihr langes, lockiges Haar schimmerte golden auf ihrer schwarzen Strumpfhose. In ihren Augen und denen des Jünglinges schien sich das wenige Licht, das es im Club gab, auffallend stark widerzuspiegeln.
    Eine Bewegung oberhalb der beiden erregte Heathers Aufmerksamkeit. Ein großer, athletischer Mann in einem weißen, langärmeligen Oberhemd und einer schwarzen Hose kam hinter dem Thron hervor und eilte die Stufen in zwei großen Schritten hinab. Eine Kette oder ein Anhänger funkelte geheimnisvoll um seinen Hals. Als er durch die Menge ging, teilte sich diese vor ihm, ohne dass er etwas hätte sagen müssen. Die Leute beobachteten ihn mit Blicken, die Heather nur als ehrfürchtig bezeichnen konnte.
    Sie betrat den Raum und wartete neben der Eingangstür auf ihn. Gewiss war das Lucien De Noir. Als er näher kam, merkte sie, dass er außerordentlich groß war. Einen Meter fünfundneunzig? Oder gar zwei Meter? Sie richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, entschlossen, jeden ihrer hundertsechzig Zentimeter zum Einsatz zu bringen.
    »Guten Abend«, sagte er und blieb von Heather stehen. »Ich bin Lucien De Noir, der Eigentümer dieses Clubs. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    Heather sah ihm in die Augen. Sein schwarzes Haar war zusammengebunden, und seine Kleidung wirkte sauber und frisch. Ein X aus Sterlingsilber mit rauen Rändern hing an einer schwarzen Kordel knapp unterhalb seiner Drosselgrube. Er strahlte Autorität und Stärke aus. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen. Ein anziehender Mann, dachte Heather, der offenbar wusste, wann er charmant sein musste.
    Sie klappte ihre FBI-Marke auf, zeigte sie ihm und erwiderte sein Lächeln. »Ich bin Special Agent Wallace und würde gern mit Dante Prejean sprechen. Soweit ich weiß, ist das sein Club – oder?«

    De Noir begutachtete ihre Marke eingehend, ehe er ihr zu verstehen gab, dass sie sie wieder wegstecken konnte. »Er heißt einfach Dante«, erklärte er mit einer tiefen, sonoren Stimme, »und leider sind Sie falsch informiert. Außerdem ist Dante heute nicht hier.« De Noirs Lächeln wurde wärmer. In den Tiefen seiner Augen blitzte es golden. »Vielleicht kann ich Ihnen ja weiterhelfen.«
    »Wissen Sie etwas über den Mord nebenan? Oder das Opfer?«
    De Noir schüttelte den Kopf. »Nur, was ich von der Polizei und auf der Straße gehört habe.« Das goldene Licht in seinen Pupillen verschwand. »Ich kann mir vorstellen, dass Dante noch weniger weiß. Er schaut keine Nachrichten.«
    »Jedenfalls sieht es nicht so aus, als hätte der Mord Ihrem Geschäft geschadet«, meinte Heather und lächelte erneut. »Gibt es eventuell einen ruhigeren Ort, an dem wir uns unterhalten könnten?«
    »Den Hof draußen«, antwortete De Noir, drehte sich um und bahnte sich erneut einen Weg durch die Menge. Sein zusammengebundenes Haar reichte schwarz und schimmernd bis zu seiner Taille hinab.
    Heather wusste, dass es im ersten Stock
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