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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht
Autoren: Adrian Phoenix
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einzige Aufnahme, für die er stillgehalten hat.
    Heather öffnete das beigefügte Foto. Gesenkter Kopf mit Kapuze und eine Hand vor dem verborgenen Gesicht, den Mittelfinger nach oben gereckt. Ein aufsässiger Typ, der selbst auf der Polizeiwache noch seine Spielchen trieb. Sie fixierte
die Aufnahme. Das einzige Fahndungsfoto, für das Dante je stillgehalten hatte? Waren die zuständigen Beamten einfach ungeschickt gewesen?
    Let me go, bro, let me go …
    Leigh Stanz’ heisere Stimme. Dann endete der traurige, sehnsüchtige Song. In der darauffolgenden Stille umkreiste Heather in Gedanken immer wieder die unausgesprochene Frage, die sie in Collins’ Blick hatte lesen können: War der Cross-Country-Killer jetzt in New Orleans?
    War er außerdem … was? … vielleicht identisch mit Dante Prejean?
    Jetzt? Plötzlich? Nach drei Jahren?
    Eine Instant Message von Craig Stearns, ihrem Chef beim FBI, blinkte auf dem Bildschirm ihres Laptops auf: »Wallace, irgendwelche Fortschritte bei den Nachforschungen?«
    Heather tippte: »Nachforschungen noch nicht ganz abgeschlossen. Es scheint der CCK zu sein, bin mir aber noch nicht 100% sicher.« Sie hielt inne, ihre Finger schwebten über der Tastatur.
    Sollte sie ihm von der Datenpanne erzählen, mit der sie auf dem Weg von Seattle konfrontiert gewesen war? Sollte sie ihm erzählen, dass es unmöglich gewesen war, ViCAP- und NCAVC-Daten über die Opfer des CCK einzusehen – ein Problem, das sie noch nie gehabt hatte, seit sie mit dem Fall betraut war?
    Heather rieb sich mit den Händen übers Gesicht und blickte dann aus dem Fenster. Draußen schüttete es, und die Scheibe war über und über mit Wasser bedeckt, in dem sich die Neonschilder auf der Straße spiegelten. Vielleicht litt sie unter Verfolgungswahn. Vielleicht war es einfach nur menschliches Versagen gewesen. Ein kurzer Ausfall des Servers. So etwas konnte passieren. Möglicherweise musste sie nur mal wieder ihren Computer auf die neueste Version aufrüsten?

    Trotzdem … es gab eine Änderung im Verhalten des CCK, und es hatte eine Computerpanne gegeben.
    Heather wandte sich wieder dem Monitor und dem blinkenden Cursor zu. Ihr Magen verkrampfte sich auf einmal vor Unruhe.
    Was, wenn doch jemand die Panne absichtlich hervorgerufen hatte? Konnte es möglicherweise Stearns selbst gewesen sein?
    Sie schüttelte den Kopf. Ihr Chef war ein aufrechter Typ, hart, aber ehrlich. Er hatte ihr sogar mit Annie geholfen, als sich ihr Vater geweigert hatte, auch nur einen Finger krummzumachen. Eine solche Täuschung hätte nicht zu Stearns gepasst.
    Heathers Finger legten sich wieder auf die Tastatur: »Verfolge noch einige Spuren. Beinahe fertig. Kontaktiere Sie morgen. « Dann drückte sie auf »Senden«.
    Schließlich schob sie den Stuhl zurück, klappte den Laptop zu und schaltete den iPod aus. Sie stand auf, schlüpfte in ihren Trenchcoat, nahm den Achtunddreißiger vom Schreibtisch und schob ihn in die speziell dafür angefertigte Brustinnentasche ihres Mantels.
    Zeit für eine Höllenfahrt.

2
CLUB HELL
    »Verpiss dich mit deinem Geld und stell dich gefälligst wie alle anderen auch hinten an.«
    Heather löste sich aus der Gruppe von Leuten, die sich auf der engen, vollen Straße drängten, fasste nach einem der pferdekopfgekrönten Pfosten aus Messing und zog sich auf den ebenso überfüllten Gehweg.
    Sie warf einen Blick auf den Sprecher. Er stand an der Eingangstür des Clubs neben einer Absperrung aus einer stacheldrahtumwickelten Samtkordel, die Augen hinter einer Sonnenbrille verborgen. Neonlicht spiegelte sich in den dunklen Gläsern und erleuchtete den silbernen Halbmond, der unter seinem rechten Auge eintätowiert war. Der Mann war groß, schlank und trug Jeans, wettergegerbte Lederchaps und eine Lederjacke in den Farben der Nomads – was Heather überraschte. Sie hatte noch nie zuvor ein Mitglied eines dieser familienbewussten Clans beim Arbeiten gesehen und schon gar nicht in Diensten eines Clubbesitzers. Zumindest nicht, wenn es um etwas Legales ging. Er hatte sein langes, dunkles Haar zusammengebunden, und ein Bart umrahmte seinen Mund. Auf diesem zeigte sich jetzt ein Grinsen, als er dem Touristen hinterhersah, der verlegen ans Ende der Schlange schlurfte.
    Heather überlegte. Hatte sie gerade Reißzähne gesehen, als der Türsteher grinste? Möglicherweise. Sie hatte auf einem
von Annies Auftritten erfahren, dass man sich inzwischen für einige Tausend Dollar solche maßgefertigten Fänge implantieren
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