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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht
Autoren: Adrian Phoenix
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jedenfalls nicht immer sichtbar. Aber eines fiel ihr auf: Infernos Leadsänger Dante stand nie im Mittelpunkt der Aufnahmen. Er befand sich immer hinter seinen Bandmitgliedern, am Rand des Bildes oder kniete vor ihnen, wobei er allerdings den Kopf gesenkt hielt, so dass man ihn nicht genau sah. Kein einziges Mal konnte man sein Gesicht erkennen. Auf einem Bild gab es eine Strähne schwarzen Haars, auf einem andere eine bleiche Wange – das war alles.
    War das ein weiterer Marketinggag? Eine Stilisierung zum wahnsinnig mysteriösen Leadsänger? Oder zeigte sich darin echter Unwille, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen – außer wenn er sich auf der Bühne befand?
    Heather scrollte durch die Interviews, die sie ebenfalls im Internet fand. Es überraschte sie nicht, auch hier feststellen zu müssen, dass bei fast allen andere Mitglieder von Inferno Rede und Antwort standen, nicht Dante. »Ist im Studio« war fast immer die Erklärung für dessen Abwesenheit.
    Sie trank ihr Dr. Pepper aus und öffnete den letzten Artikel über die Band. Diesmal war Dante nicht »im Studio«, sondern ließ sich sogar allein befragen. Heather stellte die leere Dose mit einem dumpfen Knall auf den Schreibtisch und beugte sich neugierig vor, um das Interview zu lesen.
    Ihr fiel auf, dass Dante ausgesprochen klug über Musik und die Musikindustrie sprach, wobei französische oder Cajun-Wörter seine Antworten durchzogen. Sein Ton wirkte oft düster, wenn auch humorvoll.

    DANTE: Es ist an der Zeit, wieder zu den Tagen der Guillotine zurückzukehren. Wenn man für Musik keine Leidenschaft verspürt, wenn nicht allein le Cœur zählt, sondern nur Geld, Ruhm oder Mädels, dann ab mit dem Kopf.
    AP: Ist das Ihr Ernst?
    DANTE: Klar. Das wäre wenigstens echte Unterhaltung. So oder so muss man für sein Publikum bluten.
    AP: Warum geben Sie nicht häufiger Interviews?
    DANTE: Ich will, dass man sich für meine Musik interessiert. Nicht für mich.
    AP: Aber die Leute wollen mehr über Sie wissen. Sie sind die Musik. Warum haben Sie den Club Hell aufgemacht?
    DANTE (angespannt) : Um Musiker vorzustellen, neue Talente.
    AP: Wie gehen Sie mit dem Gerücht um, Sie seien ein Vampir?
    DANTE (erhebt sich) : Falsche Frage. Wir sind hier fertig.
    Ein Vampir? Sollte das ein Witz sein? Eventuell eine weitere Marketingidee? Heather erinnerte sich auf einmal, was Collins gesagt hatte: »Außerdem ein Treffpunkt für Vampire. Für solche, die so tun als ob.«
    Mit Hilfe der ID-Codes des FBI zapfte Heather die Datenbank der Stadt New Orleans an und suchte alle einschlägigen Infos zum Club Hell heraus. Eingetragener Eigentümer war ein gewisser Lucien De Noir, ein französischer Unternehmer. Alle Lizenzen und Urkunden liefen auf ihn. Aber wenn sie das Interview mit Dante und ihr Bauchgefühl in Betracht zog, nahm Heather ziemlich sicher an, dass De Noir nur der Geldgeber war. Club Hell war Dantes Baby.
    Sie loggte sich mit Hilfe ihres Gast-Sicherheitscodes in die Datenbanken der Polizei von New Orleans ein und suchte nach
Dante, wobei sie ohne Nachnamen keine Hoffnung hegte, fündig zu werden. Die Suche ergab eine Liste von Leuten, die mit Vor- oder Nachnamen Dante hießen. Diese ging sie nacheinander durch, bis sie zu einem gewissen Dante Prejean kam. Keine Sozialversicherungsnummer. Kein Führerschein. Alter geschätzte einundzwanzig. Weigerte sich, sein Geburtsdatum anzugeben. Kein amtlich beglaubigter Nachname. Der Name Prejean war ihm von einer Pflegefamilie geblieben, die ihn als Kind in Lafayette aufgezogen hatte.
    Lafayette … Daniel Spurrells Heimatort. Plötzlich gab es Verknüpfungen, die dem Ball eines Flipperautomaten gleich durch Heathers Kopf schossen. Verschiedene Striche bildeten plötzlich eine zusammenhängende Linie.
    Anarchiesymbol. Lafayette. Club Hell.
    Sie überflog Dante Prejeans Akte – Sachbeschädigung, Vandalismus, Hausfriedensbruch, Erregung öffentlichen Ärgernisses. Dann suchte sie nach einem Fahndungsfoto, fand aber keines. Stirnrunzelnd ging sie die Protokolle zu den jeweiligen Verhaftungen und Anklagen durch. Normalerweise wurde Nichtfunktionieren der Kamera als Grund für ein fehlendes Fahndungsfoto angegeben, doch in diesem Fall hatte ein Polizeibeamter eine gänzlich andere Begründung notiert:
    Verdammter Scheißkerl will nicht stillhalten. Jedesmal, wenn wir ein Bild von ihm machen wollen, bewegt er sich so schnell, dass alles verschwommen ist. Mit diesem Arschloch passiert das wirklich jedesmal. Anbei die
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