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01 - Neptun kann warten

Titel: 01 - Neptun kann warten
Autoren: Jeffrey A. C arver
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Höhlendecke hindurch: vermutlich der Buggy, der auf dem Eis stand. Die Öffnung, durch die Bandicut gestürzt war, war nicht zu erkennen. Er hoffte, sie sei wenigstens von der Oberfläche aus zu entdecken, denn wenn dem nicht so war, würden ihn Suchmannschaften des Basislagers niemals finden. Es sei denn, er fände eine Möglichkeit, ohne Hilfe hier wieder hinauszuklettern.
    Der Gedanke daran ließ ihn erschauern. Bandicut hielt nicht viel davon, in einer Umgebung zu liegen, an der fast der absolute Nullpunkt herrschte, und darauf zu warten, dass seine Lebenserhaltungseinheit den Geist aufgab. Vor seinem geistigen Auge sah er sich selbst zu einem Teil der leblosen Ablagerungen in der Mondkruste werden, eines Tages von der Hitze der Firmen-Bergbau-Laser wieder aus dem Eis geschnitten. Ein Schauder durchrieselte seinen Körper, nicht nur Angst, sondern Wut über sich selbst, über diesen Wahnsinn, der ihn hierher gebracht hatte. Diese verdammte Fugue, diese verdammte Stille. Früher hatte er schon Phasen von Konzentrationsschwäche erlebt, gelegentlich auch ein paar nicht zu heftige Halluzinationen, wenn die neurale Stille zu groß geworden war – aber nichts, was er nicht durch Willenskraft hätte beherrschen können. So wie jetzt hatte es ihn noch nie erwischt, nie zuvor war dadurch sein Leben in Gefahr geraten.
    Bandicut schloss die Augen und versuchte nachzudenken. Er fragte sich, wie lange er gefahrlos auf dieser extrem kalten Oberfläche würde liegen können. Der Anzug war nicht dafür ausgelegt, längere Zeit in dieser Position Kontakt mit Eisoberflächen zu haben. Wie lange war er bewusstlos gewesen? Wie lange würde die Energieeinheit noch reichen?
    Mit dem Neuro hätte er die Antworten schon längst erhalten, sie wären ihm direkt in sein Gehirn übermittelt worden. Aber in dieser inneren Stille konnte er keine Fragen stellen, indem er sie einfach nur in seinen Gedanken formulierte. Er schlug die Augen wieder auf und kniff sie dann zusammen, um die winzigen roten Zahlen erkennen zu können, die in der Ecke seines Helmdisplays aufleuchteten. Entweder tränten seine Augen, oder die Zahlen selbst waren verschwommen; in jedem Falle konnte er sie nicht lesen. Dann versuchte er, seine Fragen laut auszusprechen, doch nur ein schwaches, verzweifeltes Krächzen entrang sich seiner Kehle.
    Er bemühte sich, nicht in Panik zu geraten; mehrmals atmete er tief durch.
    So viel wusste er: Es war durchaus möglich, dass er nur wenige Sekunden bewusstlos gewesen war … oder dass er bereits seit Stunden hier lag. Doch da in seinem Visier noch keine Warnlichter aufblinkten, nahm er an, ihm blieben schlimmstenfalls noch fünfundvierzig Minuten, bestenfalls mehrere Stunden -vorausgesetzt, durch seinen Sturz war kein mechanischer Defekt entstanden. Das war natürlich eine gewagte Annahme, wenn man bedachte, dass er erst in die Höhle gestürzt und dann über das Eis gerutscht war, bis er schließlich hier flach auf dem Rücken liegen geblieben war.
    Flach auf dem Rücken …
    Sodass die Auslassöffnungen verdeckt waren.
    Um Gottes willen! Die ganze Zeit, die er hier gelegen hatte, musste seine Abwärme langsam das Eis unter ihm geschmolzen haben, sodass er immer weiter eingesunken war – und um ihn herum war es natürlich sofort wieder gefroren!
    Keine Zeit für Panik!, dachte er. Keine Zeit für Panik. Er versuchte, besonnen nachzudenken. Es gab keine Stimmen aus dem Datennetz, die ihm helfen konnten; er musste ganz allein eine Lösung finden.
    Denk nach, verdammt noch mal.
    Die Stille in seinem Kopf hallte wider wie in einem Grab. Aber seine Ohren nahmen ein Rauschen wahr, das Geräusch der Raumanzugsbelüftung. Er war nicht ganz allein. Vorsichtig räusperte er sich und versuchte erneut, seine Stimme zu benutzen. »Hallo!«, grunzte er. »Anzugskontrolle.«
    Piep.
    »Gott sei Dank«, flüsterte er. »Anzugskontrolle -wie hoch sind meine Energiereserven?«
    Piep. »Zweiundvierzig Prozent«, zwitscherte der Anzug.
    Wieder räusperte er sich. Hätte besser sein können, aber auch schlimmer. Ihm blieben noch ein paar Stunden. Ein paar Stunden, sich zu befreien, um Hilfe zu rufen, gerettet zu werden. »Anzugskontrolle – auf Übertragung schalten.« Er hörte das Klicken des Anzugs-Coms und atmete tief ein. »Basislager, hier Einheit Echo. Basislager, hier Einheit Echo. Empfangen Sie mich?« Er lauschte dem Knistern der Statik; das Schlucken fiel ihm schwer. »Basislager? Hier Bandicut. Hören Sie mich? Hört mich
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