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01 - Neptun kann warten

Titel: 01 - Neptun kann warten
Autoren: Jeffrey A. C arver
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jemand?«
    Er atmete aus und bemühte sich redlich, ruhig zu bleiben. Es hätte an ein Wunder gegrenzt, wenn jemand ein Signal empfangen hätte, das aus einer so tiefen Höhle wie dieser kam, zumal Bandicuts Funkantenne unter ihm im Eis vergraben war. Trotzdem ängstigte es ihn, dass er keine Antwort erhalten hatte. Er spürte, dass er kurz davor stand zu hyperventilieren, und zwang sich dazu, seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen – langsam und flach atmen! Er nahm einen Schluck Wasser aus dem Trinkschlauch, dann erst sprach er weiter. »Mayday, Mayday, Mayday! Hier spricht Einheit Echo. Bandicut. Ich bin durch eine Eisschicht gebrochen und unter der Oberfläche gefangen. Meine Position ist …«, angestrengt dachte er nach, dann fiel es ihm wieder ein, »… zwei Kilometer östlich von Navigationspunkt Wendy. Hört mich irgendjemand?«
    Die einzige Antwort war das statische Rauschen.
    Wieder vollführte er die Beinschere und versuchte, sich herumzurollen, dann wiederholte er die Bewegung in die andere Richtung. Er hatte gerade genug Spiel, um ein wenig Hoffnung zu schöpfen. Wahrscheinlich war genau unter seiner Wärmeauslassöffnung das Eis ein wenig geschmolzen. Aber schon wenige Zentimeter davon entfernt war der Stickstoff gewiss wieder gefroren und hielt ihn gefangen. Gäbe es doch nur eine Möglichkeit, ihn wieder zu schmelzen … doch Bandicut war so hilflos wie eine auf den Rücken gedrehte Schildkröte, die mit den Beinen strampeln konnte, so viel sie wollte. Seine Hände, seine Werkzeuge, all das war für ihn nutzlos. Bandicuts Verstand raste und wirbelte in dieser geräuschlosen Leere. Was würden ihm jetzt die Stimmen des Daten-Netzes sagen?
    Womit konnte sein einsamer, überanstrengter Verstand dagegenhalten?
    Plötzlich blinzelte er heftig. Vielleicht gab es doch eine Lösung.
    »Anzugskontrolle«, murmelte er. »Innentemperatur auf Maximum erhöhen.« Mit angehaltenem Atem wartete er ab. Einen Augenblick später spürte er, wie Hitze seinen Körper einhüllte, zuerst nur den Rumpf, dann auch Arme und Beine. Er wartete, bis die Heizung ihre Leistung ein wenig drosselte. Es schien Ewigkeiten zu dauern, der Schweiß lief ihm in die Augen, und er kam sich vor wie ein Idiot, der in einer Sauna kochte. Dann begann er, heftig mit den Armen und Beinen zu rudern, sodass sich seine eigene Körperwärme zu der Heizungswärme addierte. Schließlich hörte er ein Piep!, und der Wärmezustrom wurde abgeschaltet.
    »Anzugskontrolle«, grunzte er, »Innentemperatur auf Minimum reduzieren. Schnell!« Er fühlte, wie sich das mechanische Summen des Anzugs veränderte, und sog schmerzhaft Luft ein, als ein eiskalter Windstoß über seinen Körper fuhr. Innerhalb von Sekunden zitterte er, seine Zähne klapperten. Er zählte bis drei – dann wiederholte er das Beinscheren-Manöver erneut in beide Richtungen. Irgendetwas knirschte, und ein wenig Hoffnung keimte in ihm auf. Noch war er nicht frei, aber sein Anzug pumpte all die überschüssige Wärme durch die Auslassöffnung auf dem Rücken ins Eis, und er fühlte, dass es schmolz.
    Bandicut hoffte nur, dass er dadurch nicht nur noch tiefer einsank.
    Er rollte sich hin und her, den Prellungen, die er sich dabei zuzog, schenkte er keine Beachtung. Irgendetwas hielt ihn immer noch fest, verhinderte, dass er sich ganz herumrollen konnte. Die eisigen Luftströme verebbten; ihm blieben nur noch Sekunden, bis alles wieder frieren würde. Dann schwang er sein linkes Bein herum, so wuchtig er konnte, rammte den Ellenbogen so tief es ging in den Untergrund und hebelte sich mit letzter Kraft hoch. Irgendetwas löste sich, er schwankte und war plötzlich, gestützt auf den rechten Ellenbogen, in einer halb aufrechten Position. Bevor er wieder zurückfallen konnte, verlagerte er das Gewicht auf Hände und Knie. Er war frei.
    »A-Anzugsk-kontrolle«, japste er. »Temperatur … n-normalisieren! Schnell!« Wieder strömte Hitze in den Anzug, wieder zitterte er am ganzen Leib.
    Einen Augenblick lang unternahm er nicht einmal den Versuch, sich zu bewegen. Dann kam er wieder zu Atem und kämpfte sich auf die Füße, wobei er sich an einem Eisblock hochzog. Die niedrige Schwerkraft half ihm dabei, doch musste er gegen sein Schwindelgefühl ebenso ankämpfen wie gegen sein Körpergewicht. Als er etwas sicherer auf den Füßen stand, wies er die Kontrolleinheit seines Anzugs an, den Helmscheinwerfer einzuschalten, und ließ das Licht über die Wände gleiten.
    Beinahe hätte er
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