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01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus
Autoren: Elizabeth George
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jetzt wieder in Bewegung, kam die Treppe herunter und ging auf Barbara zu. Mit einer beneidenswerten Selbstsicherheit, wie Barbara feststellte.
    »Ich habe das schreckliche Gefühl, daß Sie Tommys wegen hier sind«, sagte sie sogleich und bot Barbara die Hand. »Hallo. Ich bin Helen Clyde.«
    Barbara nannte ihren Namen. Der kräftige Händedruck der Frau überraschte sie. Ihre Hände waren schmal und kühl.
    »Er wird im Yard gebraucht.«
    »Der Ärmste. So ein Pech. Das ist wirklich schade.« Helen sprach mehr zu sich selbst und sah Barbara plötzlich mit entschuldigendem Lächeln an. »Aber das ist ja nicht Ihre Schuld, nicht? Kommen Sie. Er ist gleich da drüben.«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, ging sie durch das Vestibül zur Gartentür. Barbara blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Aber sie trat schon beim ersten Blick auf die weiß gedeckten Tische, an denen lachend und plaudernd die festlich gekleideten Gäste saßen, hastig in den Schatten des Vestibüls zurück. Unwillkürlich griff sie sich an den Hals.
    Helen blieb stehen und sah sie aufmerksam an.
    »Soll ich Tommy für Sie suchen?« erbot sie sich mit einem Lächeln. »Das ist so ein Durcheinander hier draußen, nicht?«
    »Danke«, antwortete Barbara steif und sah ihr nach, wie sie über den Rasen zu einer Gruppe von Leuten ging, in heiterem Gespräch um einen blendend aussehenden Mann geschart.
    Helen berührte seinen Arm und sagte etwas. Er wandte sich zum Haus. Sein ebenmäßiges Gesicht wirkte so zeitlos wie eine griechische Skulptur. Er strich sich das blonde Haar aus der Stirn, stellte sein Champagnerglas auf einen Tisch in der Nähe, wechselte noch ein scherzhaftes Wort mit seinen Freunden und kam dann in Begleitung von Helen zum Haus.
    Barbara beobachtete ihn. Seine Bewegungen waren anmutig und geschmeidig wie die einer Katze. Er war der schönste Mann, den sie je gesehen hatte. Sie verabscheute ihn.
    »Sergeant Havers.« Er nickte ihr zu. »Ich bin dieses Wochenende nicht im Dienst.« Barbara verstand die eigentliche Bedeutung seiner Worte genau. Sie stören, Havers.
    »Webberly schickt mich, Sir. Sie können ihn ja anrufen.«
    Sie sah ihn nicht an, während sie sprach, richtete den Blick vielmehr auf einen Punkt unmittelbar über seiner linken Schulter.
    »Aber er muß doch wissen, daß heute die Hochzeit ist, Tommy«, warf Helen ein.
    »Ja, natürlich weiß er das, verdammt noch mal«, erwiderte Lynley gereizt. Er sah in den Garten hinaus, dann mit scharfem Blick auf Barbara. »Geht es um den Bahnhofskiller? Mir wurde gesagt, daß Stewart MacPherson unterstützen soll.«
    »Es geht um einen Fall im Norden, soviel ich weiß. Eine Geschichte mit einem jungen Mädchen.«
    Diese Information, dachte Barbara, würde er zu schätzen wissen. Eine Prise Pfeffer, wie er sie liebte. Sie wartete, daß er nach den Einzelheiten fragen würde, die ihn zweifellos am meisten interessierten: Alter, Personenstand und Körpermaße der holden Maid, deren Not zu lindern er gewiß nur allzu bereit war.
    Er kniff die Augen zusammen. »Im Norden?«
    Helen lachte wehmütig. »Da werden wir unsere Pläne für heute abend wohl vergessen können, Tommy. Und ich hatte Sidney gerade überredet, auch mitzukommen.«
    »Ja, das ist wahrscheinlich nicht zu ändern«, meinte Lynley. Er trat unvermittelt aus dem Schatten ins Licht, und die Ruckhaftigkeit dieser Bewegung wie auch sein Gesichtsausdruck verrieten Barbara, wie ärgerlich er tatsächlich war.
    Helen sah es offenbar auch, denn sie begann gleich wieder in heiterem Ton zu sprechen.
    »Sid und ich könnten natürlich auch allein tanzen gehen. Schließlich ist der androgyne Mensch ja heute die große Mode. Da könnte eine von uns leicht als Mann gelten, ganz gleich, wie wir angezogen sind. Im übrigen ist Jeffrey Cusick auch noch da. Wir brauchen ihn nur anzurufen.« Das schien ein Privatscherz zwischen den beiden zu sein, und er verfehlte die gewünschte Wirkung nicht. Lynley lächelte.
    »Cusick?« sagte er lachend. »Die Zeiten scheinen wirklich hart zu sein.«
    »Lach du nur«, sagte Helen und lachte selbst. »Aber er ist immerhin mit uns nach Ascot zum Rennen gefahren, während du am St.-Pancras-Bahnhof auf Mörderjagd warst. Auch Leute, die nur in Cambridge studiert haben, haben ihre Qualitäten.«
    Lynley schmunzelte. »Ja, zum Beispiel, daß sie im Abendanzug alle wie Pinguine aussehen.«
    »Ach, du bist ein schrecklicher Mensch!« Helen wandte sich Barbara zu. »Darf ich Ihnen wenigstens etwas von
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