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01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen

Titel: 01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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kommen. Und Ezira hat mich erwartet. Sie wusste, dass es dir schlecht geht. Dass du dir viel zu viel zugemutet hast“, sagte Amara.
    „Du warst bei ihr? Warum hast mir das nicht früher gesagt?“
    Amara wog bedächtig den Kopf. „Weil du erst jetzt bereit bist für das, was wir dir sagen wollen. Kehre zu Ezira zurück. Sie wird dir wieder die Kraft geben, die dir verloren gegangen ist.“
    „Das geht nicht“, entgegnete ich. „Ich werde hier gebraucht. Wer soll denn alle versorgen?“ Ich blickte zu Magdalena. „Und du bist meinetwegen gekommen.
    Ich kann doch nicht einfach fortgehen!“
    „Ich bin nicht nur deinetwegen gekommen, sondern wegen euch allen“, widersprach Magdalena. „Ich werde hier bleiben.
    Das Heilhaus aufbauen, die Schule, die Kirche. Schließlich war es das Haus unserer Mutter. Ich habe zwar früh den Kontakt zu ihr verloren, aber je länger ich hier bin, desto mehr verstehe ich sie. Umso mehr weiß ich, wie ich in ihrem Sinne alles machen muss.“ Mir liefen die Tränen über das Gesicht. Magdalena schloss mich in die Arme. „Und in deinem Sinne, Schwesterchen.“ Sie gebrauchte das deutsche Wort.
    „Wie nennst du mich?“ Ich musste lachen und heulen gleichzeitig.
    „Ich bin deine große Schwester, oder nicht?“
    „Ja, das bist du.“ Ich wandte mich Amara und unseren drei Ältesten zu. „Was sagt Ezira, kann ich Josh wieder mitbringen?“
    „Sie sieht ihn als Teil von dir und freut sich, wenn er kommt.“ Sie senkte die Stimme, um eindringlich hinzuzufügen: „Und Josh wird es auch gut tun. Er ist noch lange nicht über den Berg. Das weißt du selbst. Ich mache mir große Sorgen um ihn.“
    Ja, das tat ich auch. Die Lungenentzündung klang zwar ab, doch sie war ein untrügliches Zeichen, dass die Krankheit in seinem Körper zu neuem Leben erwacht war.
    „Ich werde hier bleiben und mich um alle kümmern“, sagte Amara. „In Lagos betreut meine Nachfolgerin meine Patienten. Erinnerst du dich, was ich dir bei meinem letzten Besuch gesagt habe, Choga? Du musst jemanden anlernen.
    Dann kannst du auch gehen. Wohin, wann und warum auch immer du es musst.“
    Das hatte sie schön umschrieben. Ihre Worte riefen mir schmerzhaft in Erinnerung, dass meine Zeit schneller vergehen könnte als die anderer Menschen. Obwohl Amara 40 Jahre älter ist als ich, brauchte sie erst jetzt eine Nachfolgerin, während ich mich schon in jungen Jahren darum zu kümmern hatte. Meine Schwester Efe war nur zwei Jahre älter als ich. Sie hatte das Leben so geliebt. Nach dem Tod ihres Sohnes wollte sie lernen, um zu helfen.
    Und wohl auch, um zu vergessen.
    Das Schicksal hatte einen anderen Plan gehabt. So könnte es auch mir ergehen. In ein paar Wochen, in ein paar Monaten ... Das alles war mir bekannt.
    Ich hatte es mit Arbeit verdrängt und mit Plänen. Über Zeit verfügt, die mir unter Umständen nicht gegönnt war. War die Zerstörung des Heilhauses nicht ein Zeichen für die Sinnlosigkeit meines irdischen Bestrebens? Ich, nein, wir alle leben von geborgter Zeit.
    Plötzlich sah ich mich in meinem alten Heilhaus stehen. Wie ich mit kräftiger Stimme Magdalena ermutigte, offen über unsere Infektion zu sprechen. Ich erinnerte mich an meine Drohung fortzugehen. Wie stark ich mich gefühlt hatte. Wie überlegen.
    Wie töricht! Ich hatte vergessen, dass jeder Tag für sich ein Geschenk ist. Ich muss es nehmen und dafür danken. Und nicht fordern, mehr zu bekommen.
    Mit einem Räuspern ergriff Mama Bisi nun wieder das Wort. „Wir haben noch eine Entscheidung getroffen, meine Kleine. Tanisha wird dich und Josh begleiten. Sie ist hier im Moment nicht sicher.“
    Doch das war nicht der einzige Grund, wie ich von Amara erfuhr. Bei Ezira sollte ich Tanisha zur Heilerin ausbilden, zu meiner Nachfolgerin.
    „Ich kann das hier nicht, mir fehlt dazu die Zeit und die Ruhe“, begründete Amara.
    So wie ich vor Jahren zu Amara gekommen war, um ihre Hilfe in Anspruch zu nehmen, war Tanisha zu mir gekommen. Der Kreis würde sich schließen. In der Ruhe von Eziras Heilerinnendorf konnte ich sie lehren, was nötig war, um Aids-Kranke zu behandeln. Mehr als das: um jenen zu helfen, die mir alles bedeuteten. Vielleicht blieb mir genug Zeit.
    Wir Frauen saßen schweigend da und lauschten dem Zirpen der Zikaden. Sie waren viel lauter als sonst. Ihr vielstimmiges Sirren schien vom ständigen Wandel zu erzählen, dem alles Irdische unterworfen ist.
    An jenem frühen Morgen, bevor sich Amaras Fahrerin mit Tanisha und Faraa
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