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01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen

Titel: 01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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Willen zu kennen?
    Welchen Gott meinten sie? Ich kenne nur einen. Dieser Gott vergibt. Ich war und bin überzeugt, dass es ihm gleich ist, wie man ihn nennt. Solange man seinen Namen nicht für die niederen Ziele der Menschen missbraucht. Im Verhalten von Tanishas Vater konnte ich nichts anderes als genau das erkennen. Als Familienoberhaupt bekam er seine erwachsene Tochter nicht in den Griff. Folglich wollte er jene Stockschläge auf sie niedergehen lassen, die er ihr wohl am liebsten selbst verabreicht hätte.
    Tanisha setzte ihre Erzählung fort. „Said, mein Bruder, war aus Kaduna weggegangen. Er ist mit seiner Familie hierher gezogen, weil in dieser Gegend die Scharia nicht gilt. Darum bin ich heimlich aus dem Haus meines Vaters geflohen. Drei Wochen lang war ich unterwegs. Ich fürchtete immerzu, dass mich jemand einfängt und zu meinem Vater zurückbringt. Ich bin nachts gelaufen und habe mich tagsüber versteckt. Ich hatte solche Angst und wusste nicht, wo ich sicher bin. Endlich kam ich bei Said an. Meine Wehen hatten schon eingesetzt. Mir graute vor der Geburt und dem anschließenden Zunähen.“ Sie blickte mich an. „Danke, dass du mir geholfen hast.“
    Ich sagte ihr, dass wir alle für sie da seien. Sie musste nicht wissen, welche Zerreißprobe unsere Gemeinschaft überstanden hatte, bis endlich jede eingesehen hatte, dass es nicht um den Glauben eines Menschen, sondern um sein Recht auf ein Leben in Würde ging. Stattdessen bekräftigte ich, was ich empfand. „Du kannst hier bleiben, solange du magst.“
    Sie nickte ernsthaft. „Ich darf nicht bei euch leben, das verbietet der Koran. Ihr seid Christen. Als unverheiratete Muslimin muss ich bei meinem Vater wohnen.“
    „Und wenn du dennoch bei uns bleibst?“, fragte ich. „Ist das sehr schlimm?“
    Die kleine Faraa begann zu quengeln. Tanisha legte sie an die Brust. Sie blickte den Säugling an, als sie sagte: „Dann darf mich mein Vater erschlagen.“
    Magdalena lief erregt auf der Veranda auf und ab: „Wie stellst du dir das vor, Choga Regina? Du kannst Tanisha und ihr Baby doch nicht für den Rest ihres Lebens hier verstecken! Das ist unmöglich! Wer soll die Verantwortung dafür übernehmen? Wenn irgendetwas geschieht, dann machst du dir auf ewig Vorwürfe.“
    „Was meinst du, was geschehen könnte?“
    Sie dachte einen Moment nach. „Du bist dabei, sie anzulernen. Stell dir vor, sie geht hinaus und besorgt Zutaten. Jemand sieht sie. Wie willst du das verhindern?“ Meine deutsche Schwester hatte ja Recht. Aber ich wusste keine Lösung. Magdalena lachte gequält. „Tanisha ist eine junge Frau. Was du vorhast, ist nichts anderes als das, was dein Vater mit seinen Frauen gemacht hat. Er hat euch alle eingesperrt. Das hier ist doch kein Harem.“
    „Tanishas Vater oder ihr Bruder dürfen ihr nichts tun“, erklärte Mama Bisi entschieden. „In diesem Teil des Landes gilt das Gesetz des Islam doch gar nicht. Hier leben überwiegend Christen.“
    Mama Ada entgegnete ganz ruhig: „Das stimmt. Doch es wird sie nicht interessieren.“ Dann setzte sie hinzu: „Unsere
    Mauer ist jetzt fertig und das Tor repariert. Tanisha wird zu ihrem eigenen Schutz im Haus bleiben. Außerdem muss sie sich wie wir kleiden.“ Natürlich stimmte ich zu, denn es war das Gebot der Vernunft, geboren aus dem Unrecht. Ich nahm es auf mich, Tanisha davon zu unterrichten.
    Sie blickte mich aus großen Augen an. „Ich bin Muslimin. Meine Tochter ist es damit auch. Ich kann meine Tücher zwar austauschen. Darunter werde jedoch immer ich sein.“
    Ich wollte ihr sagen, dass ich im Christentum aufgewachsen war und es Stück für Stück abgelegt hatte. Dass ich damit aber nicht den Glauben an Gott aufgegeben hatte. Nur der Weg, ihn zu suchen, war ein anderer geworden. Ich ließ es; ich bin keine Amara und keine Ezira. Keine Weise, sondern immer noch Lernende.
    Später setzte ich mich nach draußen auf die Veranda. Die letzten Nächte hatte ich bei Josh und Efe verbracht; die klare Nachtluft tat mir gut. Es war kalt, und ich holte mir eine Decke, bevor ich die Kladde aufschlug. Ich las Bisis Orakel zu Tanisha: Sie wird hier bleiben oder in unserer Gegend.
    Versteckt in unserem Haus? Konnte das Orakel das meinen?
    Außerdem stand dort noch, dass Tanisha eine große Aufgabe habe, die große Schmerzen, aber auch großes Glück verursachen würden.
    Wie schön wäre es, dachte ich, wenn Orakelsprüche etwas genauer wären.
    Dann fielen mir die Augen zu.
    Ich wachte davon
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