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01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen

Titel: 01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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gehofft, Said Musa sei eine Ausnahme. Und hatte mich getäuscht. Dass er Muslim war, spielte dabei keine Rolle.
    Seine Tochter erwartete mich am Abend im Kräutergarten. Sie ließ ich meine Verbitterung natürlich nicht spüren. Ich drückte ihr ein Bündel mit Orangenduftbaumwurzeln in die Hand und erklärte ihr, dass die Mama sich daraus zusammen mit Palmöl eine Soße zubereiten müsse. Das Kind gab mir ein dickes Bündel Geld. Ich war ratlos, ob ich es annehmen sollte, entschloss mich dann aber doch, es zu tun. Irgendwie musste mein Heilhaus neu erstehen.
    Warum nicht mit diesem Geld?
    Fatima stellte die Frage, die ihr Vater nicht über die Lippen gebracht hatte:
    „Wie geht es Tanishas Baby?“
    Die Antwort war nicht einfach, denn ich durfte nicht verraten, dass Mutter und Kind noch bei uns waren. „Möchtest du denn, dass es dem Baby gut geht?“, fragte ich.
    Fatima nickte heftig. „Wie heißt sie denn?“
    Ich gab mir einen Ruck. „Faraa. Ihre Mama hat gesagt, das heißt die Fröhliche.“
    „Darf ich sie noch einmal auf den Arm nehmen? Bitte!“ Der Blick des Kindes zerriss mir fast das Herz. Ich sah mich selbst, als ich so alt wie Fatima war.
    Voller Hoffnung war ich mit meiner Mutter aus Lagos heimgekehrt und hatte mich darauf gefreut, Adas Töchterchen Sue wiederzusehen. Sie war gestorben.
    Das war meine erste Begegnung mit dem Tod gewesen. Faraa aber lebte. Und war ebenso unerreichbar für Fatima.
    „Die beiden sind fort“, sagte ich.
    Welche Unmenschen hatten nur solche Gesetze aufgestellt, die mich dazu zwangen, die kleine Fatima anzulügen. Doch ich konnte das Mädchen wenigstens mit einer Hoffnung nach Hause gehen lassen. „Vielleicht bekommst du bald ein Geschwisterchen. Gib ihm all deine Liebe.“
    Während ich nach Hause ging, fiel mir wieder die Lehre der weisen Ezira ein.
    „Es gibt nie ein Ende“, hatte sie gesagt. „Das kommt uns nur so vor.“ Ich war froh, dass Frau Musa ein Kind bekam, und beschloss, noch an diesem Abend ein Ritual
    abzuhalten, damit das neue Mitglied Glück über Fatimas Familie brächte. Ich wusste sehr wohl, dass ihnen mein Glaube fremd war und sie die Zeremonie abgelehnt hätten, wenn sie davon gewusst hätten. Aber spielte das eine Rolle?

    Darf das Mitempfinden für andere Menschen enden, wo ein anderer Glaube beginnt?
    Mich überkam ein befremdlicher Gedanke. Zum ersten Mal hatte ich dafür Geld bekommen, dass der Kreislauf aus Anfang und Ende eine Fortsetzung fand. Ich übergab meiner verdutzten Schwester die Scheine und reinigte mich, um die notwendige Zeremonie abhalten zu können.

Eine Liebe in Kaduna
    Um Tanisha hatte ich mich in letzter Zeit viel zu wenig gekümmert. Ihr in sich gekehrter Gesichtsausdruck erinnerte mich nun daran, dass die junge Frau vor den Scherben ihres Lebens stand. Sie brauchte wirklich mehr Zuwendung, als sie zumindest von mir bislang erhalten hatte. Doch ich glaubte, nicht die Kraft zu einem Gespräch zu haben.
    Mama Bisi nahm mich zur Seite. „Du musst mit Tanisha sprechen, Choga.
    Mach sie nicht verantwortlich für das Unheil, das ihre Leute angerichtet haben.
    Sie kann am wenigsten dafür.“
    Die Mahnung meiner Lieblingsratgeberin machte mich so betroffen, dass ich Tanisha nach dem Ende ihrer Schicht ansprach. „Ich bin so froh, dass du dich wieder erholt hast“, sagte ich. „Deine Faraa ist auch so kräftig geworden.“ Ich kam mir selbst sehr ungeschickt vor.
    Tanisha verstand mich prompt falsch. „Ich habe mir ohnehin überlegt, dass ich besser gehen sollte. Du hast so viel zu tun. Und außerdem habe ich euch nur Ärger ins Haus gebracht.“ Sie senkte schuldbewusst die Augen.
    „Wohin willst du denn gehen?“ Was für eine unsinnige Frage!, schalt ich mich im selben Moment. Das klang, als wollte ich sie ermutigen.
    „Ich weiß es nicht.“ Sie sah so ratlos aus, wie ihre Antwort klang.
    „Dann kannst du auch nicht fortgehen“, entschied ich.
    „Ich dachte, du willst, dass ich gehe?“
    Mir saß schon wieder die nächste Aufgabe im Nacken, die Verteilung des Tees.
    Unsere neuen Kannen waren braun und
    gelb; ich drückte sie Tanisha in die Hände. „Gelb ist für die Kinder, braun für die Erwachsenen. Es gibt nur noch einen Becher. Fang mit den Kindern an.“
    Den Ausdruck, der nun über Tanishas Gesicht huschte, werde ich nie vergessen. Es war ein scheues, aber dankbares Lächeln. „Wie voll soll ich den Becher machen?“ Ich erklärte es ihr und sie machte sich an die Arbeit.
    Das war der Anfang. Schon am
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