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01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen

Titel: 01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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schnüffelte am Boden. Von der anfänglichen Aggressivität war nichts mehr zu spüren.
    Fatima führte mich schweigend ins Haus. Ihre Mutter lag in einem der hinteren Räume. Ich nahm sie erst auf den zweiten Blick wahr. Das Zimmer war abgedunkelt, die höchstens 30-jährige Frau Musa trug schwarze Tücher und lag in einer Ecke. Sie sprach ebenso wie ihre Tochter Haussa. Ohne viele Erklärungen war rasch klar, dass sie starke Schmerzen haben musste. Die unbekleideten Hautpartien an Händen, Ellenbeugen und Füßen waren wund gekratzt, einige Stellen dick verschorft.
    „Was hat die Dorfheilerin Ihnen gegeben?“, erkundigte ich mich, nachdem ich Frau Musa begrüßt hatte.
    „Sie befragte ihr Orakel. Anschließend sagte sie mir, mein Mann hätte erst die Erdgeister milde stimmen müssen, bevor er das Haus hier baute“, erklärte Fatimas Mutter. „Weil er das nicht tat, rächten die Geister sich an mir. Darum wurde ich krank. Mein Mann hat schon viel Geld bezahlt, damit die Heilerin die Geister mild stimmt. Aber es hat nicht geholfen.“
    Eingehend untersuchte ich die Wunden, für die eine Ursache ganz bestimmt nicht infrage kam: die Rache von Erdgeistern. Ich war ziemlich sicher, dass Frau Musa an Krätze litt. Das notwendige Mittel hatte ich jedoch leider nicht bei mir. Meine Kräuter, erwartungsgemäß inzwischen etwas welk, konnten allenfalls den Juckreiz lindern. Es wäre besser und weniger schmerzhaft gewesen, sie jetzt frisch auflegen zu können und feucht zu halten. So aber musste ich mich zu Wickeln mit einem heißen Sud entschließen. Wasser gab es genügend und auch eine richtige Kochplatte, die mit Strom betrieben wurde.
    Gemessen an unseren damals noch einfachen Verhältnissen auf der Farm herrschte in diesem Haus Luxus.
    Ich erklärte meiner Patientin, dass ich zwar zuversichtlich sei, sie heilen zu können, doch dazu brauchte ich andere Pflanzen. „Am besten, Sie lassen sich noch heute Nachmittag von Ihrem Mann zu meiner Farm bringen. Dort kann ich Ihnen wirklich helfen“, sagte ich. „Bis Sie kommen, werde ich die richtige Medizin zusammengestellt haben.“ Ich wusste, dass der betreffende kleine Baum, den die Einheimischen Puddingapfel nennen, ganz in der Nähe wuchs; auf meinem Weg zu Frau Musa war ich daran vorbeigekommen.
    Die Kranke antwortete eine Weile lang nichts. Ich wusste ihr Schweigen nicht zu deuten, war verunsichert. Hatte ich etwas Falsches gesagt?
    „Ich kann das Haus nicht verlassen“, meinte sie endlich. „Ich fühle mich unrein. Niemand soll mich so sehen.“
    Diese Begründung hatte ich schon öfter von Kranken gehört. Sie resultierte aus dem alten Glauben der Menschen, dass Krankheit eine Strafe der Götter sei. Ich hatte bei meiner Lehrerin gelernt, diese Ansicht zu respektieren. „Dann lassen Sie sich nach Einbruch der Dunkelheit fahren. Draußen steht ein großer Lastwagen und der Weg zu mir ist nicht weit.“
    Wieder folgte ratloses Schweigen. Ich entschloss mich, der Patientin die Wahrheit zu sagen. „Sie könnten Ihre Tochter anstecken. Es ist wirklich nötig, dass Sie sofort etwas unternehmen.“
    „Ich werde Fatima zu Ihnen schicken, wenn ich Ihre Hilfe wieder brauche“, sagte Frau Musa und entlohnte mich großzügig, ohne dass ich eine Forderung gestellt hatte.
    Fatima begleitete mich hinaus. „Wir sind erst vor einem halben Jahr hierher gezogen“, berichtete sie auf meine Frage. Die Familie stammte aus Kaduna, wo auch Efe vor vielen Jahren gelebt hatte.
    „Ich war etwa so alt wie du, als ich hierher kam“, erzählte ich dem Mädchen.
    „Am Anfang habe ich mich hier nicht wohl gefühlt. Vor allem musste ich immer sehr weit zur Schule laufen. Hast du es leichter?“, fragte ich.
    „Ich gehe noch nicht zur Schule“, antwortete sie, was mich an Joshua erinnerte, für den dasselbe galt. Ein Problem, das ich dringend zu lösen hatte.
    „Komm, wir geben eurem Hund noch ein bisschen Wasser“, regte ich an.
    „Mein Vater ist bei ihr“, antwortete das Kind, und in seiner Stimme schwang Erleichterung mit. Fatima schien nicht die geringste Neigung zu spüren, sich dem Hund zu nähern.
    Neben den Baufahrzeugen erblickte ich einen kräftigen Mann in Jeans, T-Shirt und Turnschuhen. Die Hündin hatte er mit einem simplen Trick daran gehindert, ihre Jungen zu verteidigen. Er hatte es so angestellt, dass sie mehrmals um den Baum, an dem sie angebunden war, herumgelaufen war und nunmehr an der kurzen Kette hing. Jetzt stieg er in den Bagger und setzte ihn so weit
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