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01 - Der Geist, der mich liebte

01 - Der Geist, der mich liebte

Titel: 01 - Der Geist, der mich liebte
Autoren: Kate Logan
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ob ich danach so schnell wieder imstande wäre, mich an die Arbeit zu machen. Boston rückte mit jedem Tag näher, doch meine Freude war gedämpft.
    Zu Beginn der zweiten Woche meines Krankenhausaufenthalts rang ich mich dazu durch, Mom anzurufen. Ein Teil von mir sträubte sich dagegen, da ich nicht wusste, wie ich ihr erklären sollte, was geschehen war. Ich konnte ihr unmöglich von Nicholas und den wahren Hintergründen erzählen. Zugleich sehnte ich mich danach, ihre Stimme zu hören. Als ich schließlich mit ihr telefonierte, erzählte ich ihr dieselbe Geschichte, die ich auch dem Sheriff aufgetischt hatte. Zum ersten Mal seit Monaten war Boston kein Thema zwischen uns. Mom war zu Tode erschrocken. Ich spielte meine Verletzung herunter, andernfalls wäre es mir nie gelungen, sie davon abzuhalten, sich in den nächsten Flieger zu setzen und zu mir zu kommen. Natürlich hätte ich mich gefreut, sie zu sehen. Allerdings war mir rasch klar geworden, dass sie nicht ohne mich nach Minneapolis zurückkehren würde. Die wenige Zeit, die mir noch in Cedars Creek blieb, wollte ich unbedingt mit Nicholas verbringen. Deshalb setzte ich alles daran, ihr zu versichern, dass es mir gut gehe und ich keine Unterstützung brauche. Nachdem es mir gelungen war, sie in Minneapolis zu halten, telefonierten wir täglich. Ich sprach auch mit Sue, doch im Gegensatz zu Mom fielen mir die Gespräche mit ihr wesentlich schwerer. Dass ich ihr nicht sagen konnte, was wirklich geschehen war, stand wie eine unsichtbare Mauer zwischen uns. Das tat weh.
    Als ich langsam wieder zu Kräften kam, beschloss ich, es sei an der Zeit, die Fragen zu stellen, die mich beschäftigten, seit ich zu mir gekommen war. Ich wollte wissen, warum Nicholas auch nach Adrians Tod noch immer keine Ruhe fand. Darauf wusste er keine Antwort. Natürlich war ich erleichtert, dass er nicht fort war. Zugleich schmerzte es mich, dass ihm sein Frieden auch weiterhin verwehrt zu bleiben schien.
    »Mach dir keine Vorwürfe, Sam«, sagte er, als er bemerkte, wie sehr mich die Frage mitnahm. »Es macht mir nichts aus.«
    »Ich verstehe es einfach nicht! Wir haben doch alles getan!«
    »Wer weiß schon, woran es liegt. Vielleicht an der Beschwörung. Vielleicht auch daran, dass ich für kurze Zeit wieder lebendig war.« Er zuckte die Schultern. »Genau genommen interessiert es mich nicht.«
    »Es interessiert dich nicht?«, echote ich fassungslos.
    Er erwiderte meinen Blick fest. »Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich überhaupt noch wegwill.«
    Darauf wusste ich nichts zu erwidern. Ich würde bald nach Boston gehen. Was wurde dann aus ihm ?
    Es gab noch etwas, was mir auf der Seele brannte. »Du hast einmal gesagt, du könntest spüren, wenn jemand sterben muss«, begann ich, und als er nickte, fragte ich: »War 344 meine Zeit gekommen?«
    »Als du Adrians Haus betreten hast, habe ich nichts gespürt.«
    Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen, um fortzufahren. »Und später?«
    Er sah mich nur an, ohne etwas zu sagen.
    »Ich sollte tot sein, nicht wahr?« Schwester Betty hatte es ein Wunder genannt, dass ich trotz des großen Blutverlusts überlebt hatte. Doch es war kein Wunder, sondern ein Opfer. Nicholas' Opfer. Der Gedanke, dass er meinetwegen sein neu gewonnenes Leben gegeben hatte, ließ mich schier verzweifeln. Ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen schössen. Sofort streckte er die Hand nach mir aus, um mich zu trösten, doch alles, was ich spürte, war ein kühler Hauch. Das machte mich nur noch trauriger.
    »Warum hast du es getan?«, fragte ich leise und wischte mir die Tränen ab. »War dir denn nicht klar, was das für dich bedeutet?«
    »Doch, das wusste ich.« Seine Augen ruhten auf mir, ernst und so voller Liebe, dass mir ganz schwindlig wurde. »Aber es war nicht wichtig. Alles, was für mich wichtig ist, bist du. Welchen Wert hätte es für mich zu leben, wenn du nicht mehr da bist ? Ich hätte dir weniger Atem geben können, vielleicht wäre ich dann lebendig geblieben. Aber ich wusste nicht, ob es für dich reichen würde. Ich wollte sichergehen, dass ich dich nicht verlieren würde.«
    Keiner von uns stellte die Frage, was werden sollte, wenn ich das Krankenhaus verlassen durfte.
    Drei Wochen nachdem Adrian versucht hatte mich zu töten, wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen und kehrte nach Cedars Creek zurück. Lange vor Mittag erreichte ich Tante Fionas Haus und konnte es kaum erwarten, dass es endlich dunkel
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