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01 - Der Geist, der mich liebte

01 - Der Geist, der mich liebte

Titel: 01 - Der Geist, der mich liebte
Autoren: Kate Logan
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Einen Moment hatte ich tatsächlich geglaubt, er wäre wieder zum Geist geworden, den ich bei Tag nicht sehen konnte.
    Der Schmerz, der mich so lange verschont hatte, schlug jetzt mit unerbittlicher Härte zu. Ich schrie auf und krümmte mich zusammen. Dann verlor ich endgültig das Bewusstsein.
    Ein nervtötendes Piepen, das beinahe im Sekundentakt die Stille durchbohrte, riss mich aus der Dunkelheit. Ich öffnete die Augen und blickte ins grelle Licht einer Neonlampe. Weiße Wände und Decken und der beißende Geruch von Desinfektionsmittel. Aus einem kleinen Schlauch unterhalb meiner Nase strömte Sauerstoff in meine Atemwege. Mein Mund war trocken und mein Hals fühlte sich rau an. Das Piepen machte mich wahnsinnig! Ich drehte den Kopf zur Seite, um nach dem Grund zu suchen, und fand ihn in einem Monitor, auf dem eine kleine grüne Linie mein Leben anzeigte. Bei jedem Herzschlag hüpfte die Linie ein Stück nach oben und das Piepen ertönte erneut. Piepen war also gut. Piepen war Leben.
    Die nächste Erkenntnis, die zu mir durchdrang, war, dass Leben Schmerz bedeutete. Zuerst spürte ich die Infusionsnadel in meinem Arm, ein stechender Schmerz, der mit jedem Tropfen der farblosen Flüssigkeit, die langsam durch die Kanüle in meine Venen rann, von einem leisen Brennen begleitet wurde. Dann kam der wirklich dicke Brocken. Der Schmerz, den ich in Adrians Haus verspürt hatte, war
    zurück. Ein wenig dumpfer und nicht ganz so entsetzlich, aber zweifellos vorhanden. Ich zog keuchend die Luft ein. Ein gedämpfter Laut, der vom Rauschen des Sauerstoffs, der durch den Schlauch in meine Nase strömte, übertönt wurde.
    Krankenhaus also. Bedeutete das, dass ich überleben würde, oder war es nur eine Zwischenstation ? Ich wandte den Kopf zur anderen Seite, da sah ich ihn. Mein Herz tat einen aufgeregten Satz, begleitet vom sofortigen Piepen des Monitors. Nicholas saß in einem Stuhl neben meinem Bett. Er hatte sich nach vorne gebeugt, die Arme auf die Knie gestützt und starrte auf den Boden. Ihn zu sehen, war schlicht überwältigend. All meine Ängste und Sorgen, er könne sein Leben weggeworfen haben, um meines zu retten, waren wie weggewischt. Bis auf einen winzigen, letzten Zweifel. Ich wollte die Hand nach ihm ausstrecken, um ihn zu berühren, doch die Bewegung fiel mir erschreckend schwer.
    Nicholas sah auf. »Sam!« Für einen Moment schloss er erleichtert die Augen und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Gott sei Dank! Wie fühlst du dich? Hast du Schmerzen? Soll ich ...«
    Ich schüttelte den Kopf. »Durst.« Ich wollte mehr sagen, doch es ging nicht. Sprechen war also auch ein Problem. »Kannst du...«
    In diesem Augenblick kam eine Schwester ins Zimmer. Eine rundliche Frau mit freundlichen Augen. »Ah, Ms Mitchell, Sie sind aufgewacht!« Als sie zum Bett kam, stand Nicholas auf und machte ihr
    Platz. Sie ging um ihn herum und trat an meine Seite. Meine Augen folgten Nicholas. Vor dem Fenster blieb er stehen. Dahinter erkannte ich die Lichter einer nächtlichen Stadt. Zum ersten Mal fragte ich mich, wo ich war. Seattle? War dort das nächste Krankenhaus?
    Nicholas hatte keinen Blick für die Stadt übrig. Er beobachtete mit verschränkten Armen und besorgter Miene, wie die Schwester den Tropf kontrollierte.
    »Ich bin Schwester Betty«, sagte sie freundlich. »Wie ist es mit den Schmerzen? Erträglich? Oder soll ich die Dosis ein wenig erhöhen?«
    Ich hörte ihr kaum zu. Alles, woran ich denken konnte, war, dass Nicholas es tatsächlich geschafft hatte. Er war am Leben! Dass die Schwester ihm ausgewichen war, war der letzte Beweis, den ich gebraucht hatte, um endgültig all meine Zweifel zu begraben.
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Das Schlimmste liegt jetzt hinter Ihnen«, hörte ich Schwester Betty sagen. »Es ist wirklich ein Wunder, dass Sie diesen immensen Blutverlust überstanden haben. Sie sind ein Glückskind, Ms Mitchell.«
    Das war ich. Und der Grund meines Glücks stand am Fenster. Das wollte ich der Schwester sagen, ich wollte, dass sie wusste, ich hatte mein Leben einzig und allein Nicholas zu verdanken, doch mir kamen lediglich ein paar unartikulierte Laute über die Lippen. Ich sah die Schwester entsetzt an.
    Schwester Betty schüttelte den Kopf. »Das sind nur die Schmerzmittel. Die können einen glatt umhauen. In ein
    paar Tagen, wenn Sie nicht mehr so viel brauchen, wird es besser werden.« Sie rückte mein Kissen ein wenig zurecht, dann hielt sie mir einen Becher Wasser an die Lippen
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