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0,1 % - Das Imperium der Milliardäre

0,1 % - Das Imperium der Milliardäre

Titel: 0,1 % - Das Imperium der Milliardäre
Autoren: Hans-Jürgen Krysmanski
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menschliche Intelligenz hinter sich lässt – und das würde, nach den Vorstellungen Kurzweils, im Jahre 2029 geschehen«. Überbevölkerung sei dann kein Problem mehr. Wenn Milliarden neuer Köpfe sich vernetzten, würde das nur enorme neue Möglichkeiten erschließen. 45
    Die New York Times hatte schon 2010 ausführlich über dieses Projekt berichtet: »Merely Human? That’s So Yesterday« 46 : »Einige der reichsten und pfiffigsten Leute von Silicon Valley haben sich dem Konzept der Singularity verschrieben. Sie glauben, dass allein Technologie die Probleme der Welt lösen kann und es zugleich der Menschheit erlaubt, die Kontrolle über die Evolution zu übernehmen.« Das alles sei eine Antwort auf die um sich greifende Angst vor der Geschwindigkeit des computer-induzierten sozialen Wandels. Die Universität kümmere sich aber vor allem um die konkreterenAuswirkungen dieses singulären Ereignisses einer technologischen Revolution, die mehr als alle anderen die Gesellschaft verändert habe. Ihre wichtigste Aufgabe sei es, Entrepreneure mit zukunftsträchtigen Technologien bekannt zu machen. Deshalb auch gebe es einen regelrechten Wettbewerb unter CEOs, Erfindern, Investoren und so weiter, in spezielle Neun-Tage-Kurse für Führungskräfte aufgenommen zu werden. Allgemein sei eines der Hauptziele, auf die Gefahr eines Auseinanderfallens der Menschheit in zwei Spezies hinzuweisen: eine, die aufgrund ihrer technologischen Überlegenheit eine Lebensspanne von Hunderten von Jahren erreicht, und eine Spezies der Habenichtse, die in ihren antiquierten Körpern und Glaubenssätzen verharrt. Viele Kritiker sind verständlicherweise genervt: »Die Singularity bezeichnet keine großartige Vision für die Gesellschaft vergleichbar den Ideen Lenins oder Milton Friedmans«, sagt der britische Journalist Andrew Orlowski, der sich intensiv mit Techno-Utopien beschäftigt hat. »Da wird ein Rettungsboot für reiche Leute gebaut, damit sie das sinkende Schiff verlassen können.« 47
    »Transhumanismus« ist das geheime Schlagwort hinter diesem Projekt, mit Anklängen an Nietzsches Übermenschen, Arnold Gehlens »kulturelle Kristallisation« und Gotthard Günthers »Bewusstsein der Maschinen« – ganz zu schweigen von so Verrücktem wie der Vorstellung einer mit Hilfe der Maschinen erreichbaren geistigen Unsterblichkeit. Es steckt aber auch eine – in unseren Breitengraden kaum verständliche – politische Agenda dahinter. In den USA wächst parallel zu fundamentalistischen Bewegungen wie der Tea Party die Bereitschaft für solche Ideen, die sich schon in den 1980ern und 1990ern geformt hatten. Ray Kurzweil berät derzeit die US-Armee bei technologischen Initiativen. Bill Gates lobt dessen Bücher. Kurzweil und Larry Page (Google) haben für die »National Academy of Engineering« einen Plan zum globalen Ausbau erneuerbarer Energien entworfen. Sie helfen, die Leere in den Köpfen der Eliten auszufüllen. Wo sollen diese auch hin? Rechts geht kaum, links schon gar nicht, es geht eben nur nach unten oder nach oben …
    So abstrus einige der Ideen um die Singularity University auch sein mögen, sie dienen sich nicht nur der Geldmacht an, hinter ihnensteht tatsächlich die Privatmacht des großen Geldes. Das Stichwort lautet »Big Data« 48 – als Konzept, als Begriff und als ein Marketingwerkzeug. Das Big-Data-Konzept, entstanden in kleinen Technologiezirkeln, ist, so Steve Lohr in der New York Times , im Mainstream angekommen. Big Data war 2012 ein zentrales Thema auf dem World Economic Forum in Davos. Im gleichen Jahr hat die US-Regierung ein diesbezügliches 200-Millionen-Dollar-Forschungsprogramm aufgelegt. »Big Data ist Kurzschrift für die Anwendung von IT-Werkzeugen wie Maschinenlernen bei der Bewältigung der enormen Datenschätze jenseits der Standarddatenbanken. Die neuen Quellen schließen Datenspuren des Web-Browsing, der Kommunikation in den sozialen Netzen und aus Überwachungsaktivitäten ein.« Seit 2008 ist das Konzept Big Data auch Projekt einer Vereinigung führender Computerwissenschaftler, des »Computing Community Consortiums«, in dem die staatliche »National Science Foundation« und die »Computing Research Association« der IT-Wissenschaftler in Hochschulen und Industrie zusammenarbeiten. Das Konsortium hat ein Weißbuch unter dem vielversprechenden Titel Big-Data Computing: Creating Revolutionary Breakthroughs in Commerce, Science and Society veröffentlicht. Steve Lohr schließt mit einer skeptischen
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