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0098 - Im Labyrinth der grünen Henker

0098 - Im Labyrinth der grünen Henker

Titel: 0098 - Im Labyrinth der grünen Henker
Autoren: Walter Appel
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rechten Hand. Mit einem Aufschluchzen holte sie tief Atem.
    »Er ist wahnsinnig geworden!« stöhnte sie. Sie ging auf da Costa zu und schrie es ihm ins Gesicht. »Er wurde wahnsinnig!«
    »Das ist Señora Maria Cabral«, flüsterte da Costa Zamorra, Nicole und Bill zu. Laut fragte er: »Was ist geschehen?«
    »Ich habe einen Liebestrank von der Macumba-Priesterin Teresa Valdez gekauft«, sagte Maria Cabral. »Für meinen Mann, der mich verlassen und mit unserem Dienstmädchen Zusammenleben wollte. Der Trank sollte den alten Narren wieder zur Vernunft bringen und für alle Zukunft an mich fesseln. Wir haben drei Kinder. Die Priesterin hat bei dir einen besonders starken Trank bestellt, da Costa.«
    »Und? Was weiter?«
    »Ich mischte ihn meinem Mann ins Essen. Da hat er das Dienstmädchen erwürgt und ist auf der Straße Amok gelaufen. ›Cumbacho, Cumbacho!‹ brüllte er immer wieder. Drei Menschen stach er nieder. Einer ist tot, zwei sind schwerverletzt. Jetzt haben sie meinen Alfredo in die Gummizelle gesperrt.«
    Tränen stürzten der Frau aus den Augen. Sie war völlig fassungslos. Da Costa schüttelte den Kopf.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte er. »Das ist doch nicht möglich. Am schlimmsten aber finde ich, daß Alfredo Cabral den Namen Cumbachos geschrien hat. Diese Vorkommnisse!«
    Maria Cabral öffnete die Handtasche.
    »Mörder!« schrie sie gellend.
    Blitzschnell riß sie ein langes Messer mit schmaler Klinge aus der Handtasche und sprang Joao da Costa an. Sie hätte ihn erstochen, wenn Zamorra nicht hinzugesprungen wäre. Er fing das Handgelenk der Frau ab und entrang ihr die Klinge.
    Als das Messer auf den Boden klirrte, sank Maria Cabral schluchzend in sich zusammen.
    »Was soll denn jetzt werden?« weinte sie. »Lieber hätte ich ihn mit dem Dienstmädchen Weggehen lassen und meine Kinder allein großgezogen, als das zu erleben. Oh, hätte ich doch nur nie etwas von der Macumba-Sekte gehört.«
    Zamorra mußte die völlig gebrochene Frau stützen.
    »Bring sie ins Obergeschoß, Eusebio«, sagte da Costa, der seine Erschütterung nicht verbergen konnte. »Gib ihr ein Beruhigungsmittel. Ich will zu der Feier im Stadion und dort nach dem Rechten sehen.«
    ***
    Zamorra, Nicole Duval und Bill Fleming fuhren im gleichen Buick wie vorher. Doch diesmal steuerte Castello Kubitschek den Wagen. Joao da Costa saß zwischen Zamorra und Nicole im Fond. Er äußerte sich nicht weiter. Aber Zamorra hatte erfahren, daß an diesem Tag Verschiedenes vorgefallen war.
    Es sah aus, als gäbe es Schwierigkeiten für die Macumba-Sekte.
    Kubitsehek fuhr nicht ganz so wild wie der Taxifahrer, der Zamorra, Nicole und Bill zu der Villa in der Rua Tenente Palestrina gebracht hatte. Aber auch er hatte einen rasanten Fahrstil.
    Der Wagen raste an bewaldeten Hängen vorbei. Der Dschungel reichte bis unmittelbar an die Stadtgrenzen von Rio. Im April war es auszuhalten, aber in den Monaten Januar und Februar, der heißesten und schwülsten Jahreszeit, glich Rio einem Treibhaus. Dann kochte die Stadt, und hinzu kam der Rummel des Karnevals, der ganz Rio in einen Hexenkessel verwandelte.
    Der Wagen hielt vor dem Stadion von Iraja. Die Parkplätze waren überfüllt. Die Flutlichtscheinwerfer des Stadions strahlten nieder. Am Nachtbimmel glänzte das Kreuz des Südens zwischen unzähligen Sternen.
    »Im Stadion findet eine Macumba-Feler statt?« fragte Zamorra, als sie ausstiegen.
    »Ja«, antwortete Joao da Costa. »Das Stadion ist relativ unbedeutend, es faßt nur fünfzehntausend Menschen. Eigentlich wollte ich Sie erst später zu der Veranstaltung bringen, Professor Zamorra.«
    Zamorra registrierte wieder einmal, wie sehr die Macumba in Brasilien bereits zu einem Teil des öffentlichen Lebens geworden war. Er bemerkte aber auch da Costas Sorge und die Spannung, die über dem Stadion lastete. Dumpfer Trommelwirbel schwebte über dem Rund. Schrille Schreie waren zu hören.
    Joao da Costa eilte zu den Ordnern an der Stadionskasse, die geschlossen war, und sprach in schnellem Portugiesisch auf sie ein. Castelo Kubitschek holte den Koffer mit dem weißen Zeremoniengewand, der Amtskette, der mitraartigen Haube und dem silbernen Stab des Macumba-Oberpriesters aus dem Kofferraum. Im Flutlicht waren aufsteigende Rauchschwaden zu sehen.
    »Was ist denn jetzt los?« fragte Bill Fleming.
    Nicole fühlte sich mit ihrem ausgeschnittenen weißen Kleid und dem Goldlamétäschchen fehl am Platz. Aber die Garderobe zu wechseln, hatte sie keine Zeit
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