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0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht

0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht

Titel: 0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht
Autoren: Ich und die Tote ohne Gesicht
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Dann verglich er.
    Nach wenigen Minuten meinte er: »Zweifel ausgeschlossen, Jerry. Motsa hat den Brief geschrieben. Ich wette, dass er auch das Telegramm nach Hawaii auf gab.«
    »Das habe ich längst geahnt«, sagte ich.
    Dann verließen wir den ehemaligen Gangster, der so großen Wert darauf legte, als ehrlicher Bürger den Lebensabend im Kreise seiner Enkelkinder zu verbringen.
    Konnte er beweisen, dass er tatsächlich nichts von dem in den Seidenhallen versteckten Rauschgift gewusst hatte, kam er mit Hilfe eines prominenten Anwalts mit einer hohen Geldstrafe davon. Genau wie Donkey-Marr.
    ***
    »Menschenskind«, maulte Phil, »wir wollen doch nach Long Island City?«
    »Erst in unseren Bau«, antwortete ich. »Du musst dir noch vorher den Brief besehen, den wir bekommen haben -angeblich von einer Jana Harker. Erst dann sehe ich klar.«
    Ich drückte aufs Gaspedal, der Jaguar huschte über die zweistöckige Autobahn am East River entlang nach Süden. Wir begegneten weniger Personenwagen als Lastern, die von den ringsum liegenden Farmen Frischgemüse nach Manhattan brachten. Es ging auf vier Uhr zu, so langsam begann sich das Riesentier nach New-York zu regen.
    In unserem Office angelangt, holte ich gleich die Akte mit dem Brief heraus. Phil verglich. Was ich erwartet hatte, trat ein.
    »Den Brief hat Motsa ausnahmsweise nicht verfasst«, sagte Phil und klappte seine Lupe zusammen. »Die Schrift deutet auf eine Frauenhand hin. Anzunehmen, Jana Harker hat ihn geschrieben. Ich bin dafür, Jerry, wir genehmigen uns erst einen starken Kaffee. Douglas Motsa läuft uns nicht weg.«
    Wir hatten alles für einen Männerkaffee vorrätig: Tauchsieder, Kanne, Tassen, Löffel, Zucker und sogar echten Kirsch.
    »Nun mal deine Ansicht, Phil«, sagte ich nach der ersten Tasse, während ich mir eine Zigarette ansteckte.
    »Kurz, natürlich.«
    »Klar.«
    »Dann spitz die Ohren: Jana war hinter den Rauschgiftschmuggel gekommen. Beweis: ihre Anzeige. Sie hatte was mit Motsa. Erfuhr von seinen anderweitigen Liebschaften. Drohte, ihn hochgehen zu lassen. Motsa wusste sich keinen besseren Rat, als Jana selbst süchtig zu machen. Aber zu spät merkte er, dass er eine Dummheit gemacht hatte, weil Süchtige im Rausch gern reden. Also weg mit ihr. Er besprach sich mit dem Komplizen, aber Harker wollte nicht. Ich vermute, Harker liebt seine Frau immer noch.«
    »Nun kommt der Haken, Phil«, sagte ich.
    »Für mich nicht. Jedenfalls gibt es keinen Haken in meiner Theorie, Jerry.«
    »Jetzt mal weiter«, sagte ich lächelnd.
    »Motsa fand einen Ausweg. Seine Freundin Gloria Marsden machte ihm aus irgendeinem Grunde Schwierigkeiten. Er lockte sie nach Middleville, einer seiner drei Killer erwürgte sie und warf sie in den Elizabeth River. Anzunehmen, die Marsden hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit Jana Harker. Nachträglich kamen Motsa Bedenken, man könnte dennoch feststellen, dass die Tote, trotz Kleidung und Schmuck, nicht Jana Harker war. Seine Leute mussten noch in die Leichenhalle und das Gesicht unkenntlich machen.«
    »Und was geschah mit Jana Harker?«
    »Denke einmal nach, Jerry. Jana hatte - ob freiwillig oder gezwungen, spielt in diesem Fall keine große Rolle -ihre Kleidung nebst Schmuck mit der Marsden gewechselt. Also konnte sie glatt Gloria Marsden gelten. Was mit ihr geschehen ist und wo man sie - vorausgesetzt, sie lebt noch - versteckt hält, kann ich natürlich nicht sagen. Ich persönlich bezweifele einen Mord an ihr, weil - wie bereits erwähnt - Robert Harker sie nö'ch liebt. Es ging Motsa nur darum, die Frau daran zu hindern, ihr Vorhaben, den Rauschgiftschmuggel zu verpfeifen, auszuführen. Vielleicht wäre sie von Motsa auch getötet worden, wenn sein Komplize Harker sich damit einverstanden erklärt hätte.«
    »Gar nicht so dumm«, sagte ich. »Was bezweckte aber das ganze Theater mit dem Telegramm an Susan Marr, mit dem gefälschten Brief, der mir in die Hände fiel und so fort?«
    »Das ist doch nicht so schwer, Jerry. Motsa war so dumm nun wieder nicht, lim die Fähigkeiten unserer Polizeiärzte zu unterschätzen. Sollte herauskommen, dass es sich um keinen Selbstmord, sondern um Mord handelt, musste er den Verdacht von sich ablenken. Und auf wen lenkte er ihn? Auf das Marr-Mädchen. Ich nehme an, er hat bei Susan landen wollen und ist abgeblitzt. Bei solchen Don Juans lösen Abfuhren Hass aus. Noch was, Jerry?«
    »Mir bleibt nichts weiter übrig«, sagte ich ehrlich, »als deine Theorie zu akzeptieren. So
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