Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht

0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht

Titel: 0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht
Autoren: Ich und die Tote ohne Gesicht
Vom Netzwerk:
voll. Die meisten der Gäste drängten zum Ausgang. Einige Eingeweihte wollten einen ziemlich verborgen liegenden Notausgang benutzen. Es nützte ihnen nichts. Polizisten nahmen sie in Empfang und bugsierten sie in die bereitstehenden Wagen.
    Der Captain brüllte in das Chaos: »Nur keine Aufregung, meine Damen und Herren. Das ist eine Razzia und mehr nicht. Wir müssen Sie zuerst einmal alle zur-Vernehmung ins Stadthaus bringen. Wenn sich herausstellt, dass nichts vorliegt, kann jeder sogleich wieder gehen.«
    Ich drängte mich mit Phil durch den Trubel bis zur Galerie hinauf und stürmte ins Büro. Hinter dem Schreibtisch saß ein dicker Mann mit einer Glatze.
    »Wo steckt Douglas Motsa?«, fuhr ich ihn an.
    »Keine Ahnung. Ist vor zwei Stunden gegangen.«
    »Sie sind wohl der Besitzer dieses Lokals und heißen Kid Stones?«
    »Der bin ich, Mr. Cotton - wenn ich nicht irre. Der andere Herr scheint wohl ein Kollege zu sein?«
    »Ich will wissen, wo Ihr Komplize steckt.«
    Der Gangsterboss aus Frisco blieb ruhig.
    »Mr. Cotton«, sagte er und zeigte auf zwei Stühle. »Es ist besser, unsere Unterhaltung bewegt sich in den Grenzen einer gesitteten Aussprache. Damit kommen Sie weiter, und ich auch.«
    »Okay«, meinte ich und setzte mich. Phil blieb an der Tür stehen.
    »Was soll diese Razzia eigentlich bezwecken, meine Herren?«, fragte Kid Stones grinsend.
    Ich unterdrückte meinen aufsteigenden Zorn. Durch harte Behandlung würde ich bei diesem ausgekochten Burschen nichts erreichen. Schließlich lag gegen ihn ja auch, außer der Schmuggelgeschichte, nichts direkt Belastendes vor, was die Morde in Middleville betraf.
    »Na schön«, sagte ich, »Sie wissen bestimmt, was in Middleville passiert ist. Der Inspirator heißt Douglas Motsa. Er hatte die drei Gangster gedungen, um Jana Harker zu erwürgen, ins Wasser zu werfen, um Selbstmord vorzutäuschen, und ihr obendrein auch noch das Gesicht zu entstellen. Noch mehr hat er fertig gebracht. Wo befindet sich seine Wohnung?«
    »In Long Island, 108. Front Street, Hunters Point.«
    »Ich war in dieser Nacht schon einmal in der ›Colorado‹-Bar, um mit Ihnen zu sprechen, Stones«, sagte ich.
    »Mein Geschäftsführer erzählte es mir. Deshalb sitze ich auch hier, weil ich annahm, Sie kämen nochmals.«
    »Sie wechselten von San Francisco nach New York, Stones, um mit Red Marr ein Geschäft aufzuziehen. Das stimmt doch, nicht wahr?«
    »Jawohl, das stimmt. Es handelte sich um den Import von Schantungseide aus China.«
    »Ohne die Zollbehörde davon zu verständigen?«
    Stones grinste. »Ich gebe es zu, Mr. Cotton, weise aber ausdrücklich darauf hin, dass ich vor einem halben Jahr mit meinem Red übereinkam, das gesetzwidrige Unternehmen an den Nagel zu hängen. Red ließ sein Geld arbeiten auf seine Weise, ich steckte es in Hotels, Restaurants und Spielautomaten.«
    »Warum denn, Stones?«, fragte Phil.
    »Gott ja, ich bin auch nicht mehr der Jüngste und möchte einen friedlichen Lebensabend verbringen. Ich habe Kinder, zwei davon sind bereits verheiratet. Die Konkurrenz war böse geworden, meine Herren. Sie verstehen das gewiss als FBI-Beamter. Eines Tages wollte man mich umlegen. Da machte ich dem Schmugglergeschäft ein Ende.«
    Phil und ich grinsten. Wir wussten ja, dass keine Konkurrenz, sondern eine um ihren Vater besorgte Tochter den Zauber vom Stapel gelassen hatte.
    »Die Schmuggelei mit der Seide wäre noch nicht ganz so schlimm«, sagte ich wieder todernst. »Aber Sie haben noch etwas anderes mit den Ballen eingeschmuggelt: Rauschgift.«
    Kid Stones fuhr auf, als habe ihn eine Klapperschlange gebissen. »Das weise ich ganz entschieden zurück«, schrie er außer sich. »Was Sie da behaupten, ist absolut aus der Luft gegriffen Weder Red Marr noch ich haben uns jemals mit Rauschgift befasst. Wie kommen Sie zu dieser Verdächtigung?«
    Ich merkte, dass die Entrüstung echt war. »Jana Harker war rauschgiftsüchtig«, sagte ich, »und da sie mit Douglas Motsa befreundet war, liegt die Vermutung doch nahe. Ich nehme an, dass Ihr tüchtiger Geschäftsführer auch sonst für Sie tätig war.«
    Stones begann zu zittern. Aber nicht aus Angst, sondern aus Wut. Zischend stieß er heraus. »Wenn das stimmt, was Sie sagen, ist Motsa einer der größten Halunken. Was mit mir los war, früher, brauche ich Ihnen ja nicht zu erzählen. Ihr Polizeileute habt die Akten darüber. Aber bei meinen Leuten hielt ich auf Kameradschaft. Auch ein Gangster hat seine Ehre. Wir betrügen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher