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0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht

0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht

Titel: 0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht
Autoren: Ich und die Tote ohne Gesicht
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uns jedenfalls nicht gegenseitig.«
    Ich nickte. Der alte Gangsterboss sprach aus, was einem alten Polizeibeamten nichts Neues ist.
    »Glauben Sie mir«, fuhr er fort, »hätte ich das nur geahnt, lebte Motsa längst nicht mehr. Und noch einer wäre von mir erledigt worden, der zweifellos mit Motsa unter einer Decke steckt. Robert Harker.«
    Bei mir fielen auch die letzten Vorhänge. »Also machten Motsa und Harker, obwohl Sie und Marr das Schmugglergeschäft aufgegeben hatten, noch lustig weiter. Ohne das Wissen ihres Chefs. Wenn es stimmt, dass Sie von dem Rauschgift in den Seidenballen nichts wussten, dann wussten es Motsa und Harker umso besser.«
    »Fangen Sie die Burschen. Nur sie haben die beiden Morde in Middleville auf dem Gewissen«, sagte der wütende Gangster.
    »Wag wissen Sie denn davon?«, fragte ich, den Atem anhaltend. Stones konnte zu meiner Enttäuschung nichts Handfestes Vorbringen. Mit Vermutungen war mir nicht gedient. Ich wollte schon gehen, da schnaubte er los: »Mehr als zehnmal war ich drauf und dran, den Kerl rauszuwerfen, weil er durch seine Weibergeschichten mir nur Scherereien gemach hat.Dann drohte er, mich wegen Schmuggels anzuzeigen. Auch wenn er selbst mit hereinfiele. Ich sagte Ihnen ja schon, dass ich erwachsene Kinder habe, und wollte nicht mehr vors Gericht gezerrt werden.«
    »Was für Weibergeschichten zum Beispiel?«
    »Seit ein paar Tagen ist ein Barmädchen verschwundne. Eine gewisse Gloria Marsden. Motsa war mit ihr befreundet. Aus irgendeinem Grund ist es aber zwischen den beiden zu einem Streit gekommen.«
    Ich sprang auf.
    »Weiter, Stones. Reden Sie, Mann, reden Sie.«
    »Nun, das Mädchen ist seitdem verschwunden. Die Eltern waren bei mir. Ich tröstete sie, ihre Tochter hielte sich vermutlich bei einer Freundin auf. Denn Motsa hatte mir gesagt, er hätte das Mädchen in Ridgefield in einer Pension einquartiert. Sie wäre mit den Nerven herunter und solle sich zuerst einmal erholen.«
    Ich nickte Stones zu. »Sie haben uns einen großen Dienst erwiesen. Schade, dass wir uns nicht früher unterhalten haben.«
    Captain Milner kam herein. »Meine Leute haben hier alles durchsucht, Cotton. Nichts von Rauschgift zu finden. Trotzdem hat sich die Razzia gelohnt. Vier Burschen wurden geschnappt, die im Fahndungsbuch stehen. Soll er auch mit?«, Er deutete auf Kid Stones.
    »Nicht nötig«, sagte ich.
    »Wie Sie wollen«, knurrte der Captain, »Sie haben zu bestimmen. Dann kann ich mit meinen Leuten wieder verschwinden?«
    »Können Sie, Milner. Was noch zu tun ist, mache ich mit meinem Kollegen.«
    »Okay.«
    Der alte Gangsterboss war sichtlich gerührt. Als der Captain verschwunden war, sagte Stones: »Mr. Cotton, das vergesse ich Ihnen nicht. Sehen Sie, auch das wildeste Pferd wird einmal zahm und sehnt sich nach weiter nichts als Ruhe und Frieden. Deshalb habe ich ja auch San Francisco den Rücken gedreht, um hier meine letzten Jahre zu verbringen, ohne mit der Polizei in Konflikt zu geraten. Die Sache mit der Schantungseide hatte mein Freund Red Marr und ich nur auf Drängen Harkers und Motsas gemacht. Aber nicht lange. Wie gesagt, zogen wir vor einem halben Jahr die Finger aus der Geschichte. Wenn ich Ihnen sonst noch helfen kann, sehe ich es als meine Pflicht an.«
    »Sagt Ihnen der Name Fat Boy Clarke, richtiger Clarke Boyles, etwas?«, fragte Phil.
    »Wie kommen Sie ausgerechnet auf den?«, staunte Stones.
    »Weil er einer der drei Mörder ist, Stones.«
    »Ich will Ihnen die Wahrheit sagen, wie es sich gehört für einen alten Gangster, der sein Geschäft an den Nagel gehängt hat und ein ehrlicher Bürger sein möchte«, antwortete Kid mit lächelnder Selbstironie. »Clarke Boyles gehörte zu denen, die in einem Kutter bis zu den jenseits der Hoheitsgrenze wartenden Ostasienfrachtern fuhren und die Ballen übernahmen. Nach Aufgabe des Geschäfts sah und hörte ich nichts mehr von den Burschen. Auch nicht von Boyles.«
    »Vermutlich arbeiteten sie noch weiter unter den neuen Chefs Motsa und Harker«, sagte ich. »Wissen Sie, wo dieser Boyles zu finden ist?«
    »Leider nicht. Aber Motsa und Harker werden es wissen.«
    »Noch etwas, Stones«, sagte Phil. »Zeigen Sie mir doch mal schnell etwas Handgeschriebenes von Douglas Motsa, einen Brief, eine Unterschrift.«
    Der Alte kramte in einem Schrank und brachte einen Ordner mit quittierten Rechnungen zum Vorschein. Phil nahm seine Lupe und ließ sich von mir den in der Handtasche des Marr-Mädchens gefundenen Brief geben.
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