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0097 - Wir sprangen dem Tod ins Genick

0097 - Wir sprangen dem Tod ins Genick

Titel: 0097 - Wir sprangen dem Tod ins Genick
Autoren: Wir sprangen dem Tod ins Genick
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verbringen zu können.
    »Hallo, Sergeant!« sagte er grinsend, als sich Rock ihm zugewendet hatte.
    »Hallo, Bexter!« erwiderte der junge Detektiv nicht sehr freundlich. »Sie haben Ihre Augen überall, was?«
    Bexter zuckte die Achseln.
    »Gott, man macht sich halt so seine Gedanken, wenn man um diese Zeit einen Teck mit Dienstpistole unterm Jackett herumlaufen sieht!«
    »Denken ist Glückssache«, murmelte Rock. »Und manche haben verdammt wenig Glück darin.«
    Bexter grinste anzüglich.
    »Sollte natürlich auf mich gemünzt sein, was? Na, daß Sie nur so zum Spaß mit dem schweren Schießeisen herumrennen, können Sie mir doch nicht einreden, Sergeant.«
    »Habe ich Ihnen überhaupt was einreden wollen? Ich hab‘ vergessen das Halfter abzuschnallen, das ist alles. Aber wenn Ihre blühende Phantasie andere Gründe findet — bitte! Mich interessierte verdammt wenig, was Sie über mich denken.«
    Rock schob sich sein Wechselgeld in die Hosentasche und tippte mit dem Zeigefinger an die Hutkrempe. Er hatte Bexter noch nie leiden mögen, und heute hatte er es ihm endlich mal zu verstehen gegeben. Manche Familie hatte am Freitagabend vergeblich auf die Lohntüte des Mannes warten müssen, weil Bexter die Leute zu idiotischen Wetten überredete. Nur konnte man diesem allglatten Schleimsack nie etwas nachweisen. Jeder Erwachsene ist schließlich selber dran schuld, wenn er sein Geld beim Wetten verliert.
    Himmel nochmal, dachte Rock, während er langsam die 136. Straße entlangging. Es scheint fast keine vernünftigen Menschen mehr zu geben. Ein bißchen Dreck am Stecken hat fast jeder.
    Rock schlug seine Route ein, die er sich mit Hilfe seiner Skizze ausgedacht hatte. Er wollte möglichst jede dunkle Ecke und jeden Hof berühren, auf dem es auch nur eine vage Möglichkeit gab, daß sich dort eine Bande hätte aufhalten können. Wo es Schuppen, Garagen oder ähnliche Buden gab, mußte er nachforschen.
    Die Nacht war ziemlich kühl, und er bedauerte schon, daß er nicht doch den Mantel angezogen hatte. Man kann diesen Mai-Temperaturen nicht trauen.
    dachte er, während er in eine enge Gasse einbog. Tagsüber ist es fast sommerlich warm, aber in der Nacht kommt doch noch eine verdammt kühle Brise vom Atlantik herüber.
    Im Schatten eines abgestellten Lastwagens wollte er sich eine Zigarette anstecken. Als er gerade das Feuerzeug in der Hand hatte und schnipsen wollte, sah er vor sich zwei Gestalten.
    Ungefähr fünfzehn Yard weiter brannte eine trübe Laterne. Sie hing tief und wer durch ihren Schein ging, dessen Gesicht war von Rocks Standort her gut zu sehen.
    Der junge Craise! dachte Rock überrascht. Dieser verdammte Bengel! Ich habe ihm schon ein halbes dutzendmal prophezeit, daß er noch mal im Zuchthaus landen wird, wenn er so weitermacht. Wenn sein Vater nicht so ein prächtiger Bursche wäre, hätte ich den Bengel schon in eine Erziehungsanstalt gebracht. Vielleicht war's verkehrt, daß ich es nicht tat. Aber ich gebe mich ja keinen Illusionen hin. Aus Erziehungsanstalten kommen selten Leute, die wirklich gebessert sind. Meistens sind sie nur schlimmer, als sie vorher waren. Hier zeigen sie sich gegenseitig ihre Tricks, so daß man übertrieben sagen kann, eine Erziehungsanstalt ist praktisch ein Kursus auf Perfektionierung des Gangsterhandwerks.
    Was macht der Kerl hier? Er wohnt zwei Straßen weiter, ist knappe fünfzehn Jahre alt und sollte um die Zeit längst zu Hause sein.
    Der Beobachtete blieb mit seinem Begleiter stehen. Sie sahen sich suchend um. Rock drückte sich enger in den Schatten des Lastwagens und senkte den Kopf. Sein helles Gesicht sollte ihn nicht verraten.
    Es klappte. Offenbar fühlte man sich sicher. Die beiden Gestalten verschwanden in der nächsten Einfahrt.
    »Wenn die was Gescheites Vorhaben, will ich kein Gehalt mehr kriegen«, murmelte Rock.
    Er wagte es jetzt, die Zigarette anzustecken, hielt sie aber so in der hohlen Hand, daß seine Finger das glimmende Ende verdeckten. Es war kurz vor neun, und die Möglichkeit, daß Craise zu der gesuchten Bande gehörte und sich jetzt mit den anderen traf, war nicht ausgeschlossen.
    Rock sah sich um. Dann kletterte er rasch auf den Lastwagen und löste die Plane auf der einen Seite ein wenig, so daß er die Straße im Augen behalten konnte, ohne Gefahr zu laufen, daß er selbst gesehen wurde.
    Ein paar Minuten lang blieb alles ruhig. In der Gasse waren nur die Seiteneingänge von vier kleinen Fabriken, so daß nachts niemand Ursache hatte,
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