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0097 - Das Höllentor

0097 - Das Höllentor

Titel: 0097 - Das Höllentor
Autoren: Dieter Saupe
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kamen.
    Nur einer würde noch kommen. Zamorra schätzte sogar, daß noch ein paar Männer Ben Jussufs davongekommen waren.
    Er betrat mit seiner Begleiterin den unteren Schacht. Die Fackeln an den Wänden brannten noch immer.
    »Alles in Ordnung«, sagte Zamorra, nachdem er den Schacht und die Wasserbecken untersucht hatte. »Hier ist inzwischen niemand gewesen. Ben Jussuf ahnt noch nichts von der Befreiung der Geiseln.«
    »Er wird es inzwischen wissen«, argwöhnte Nicole Duval. »Ich kann mir nicht denken, daß Yamun es ihm nicht gesagt hat.«
    Schweigend gingen sie durch den Aufstiegschacht zurück. Der Berg fiel leicht nach Süden ab, und dort unten lag der Tempel der Gelben Furien.
    »Man wird den Tempel bald umbenennen müssen«, meinte Nicole. »Die Gelben Furien sind nicht mehr hier.«
    Zamorra nickte.
    Dann stiegen sie hinab, betraten den Tempel, und niemand hinderte sie daran.
    »Da drüben«, sagte Zamorra. »Das ist ein gutes Versteck für uns.«
    Es war ein eiserner Schrein mit Goldbesatz. Wahrscheinlich diente er zur Aufbewahrung irgendwelcher Reliquien. Er war fast zwei Meter breit und übermannshoch.
    »Wie für uns gemacht«, sagte Nicole schmunzelnd.
    Da hörten sie schon das Hufgeklapper von Ben Jussufs Pferd.
    »Er ist es«, sagte Zamorra. »Ich spüre es. Nur ein Mensch in höchster Erregung reitet so wild. Lassen wir ihn kommen.«
    Er hatte den Dolch in der Hand, bereit zum letzten Kampf in diesem schauderhaften Abenteuer, in das so viele unschuldige Menschen verwickelt waren.
    Nun brauchte er noch den Chef der Bande.
    Ben Jussuf. Den Mann, dem man nachsagte, übernatürliche Kräfte zu haben.
    Jetzt würde es sich heraussteilen. Zamorra war entschlossen, ihn auszulöschen. Gleichgültig, ob er ein Mann oder ein Dämon war.
    ***
    Und Ben Jussuf kam.
    Sie hörten, wie er vom Pferd sprang. Er nahm sich nicht einmal Zeit, das Tier irgendwo anzubinden.
    Schnaubend kam er in den Tempelraum. Fauchend vor Wut raste er hindurch, streifte einen schmiedeeisernen Kandelaber und warf ihn um.
    Er achtete nicht darauf.
    Er hatte nur einen Gedanken. Er mußte die Schächte hinter diesem Tempel sehen! Die Menschen, die dort arbeiteten! Die Wächter, die sie sicher bewachten! Die Frauen in ihrem eigenen Tempelraum!
    Es war nicht möglich, daß dieser Hund von Zamorra hinter sein Geheimnis gekommen war!
    Aber hatte er nicht die Töchter Yamuns gesehen? Raita und Faziah?
    Unsinn! sagte er zu sich. Eine Täuschung, weiter nichts. Diese Berbermädchen sehen sich ja alle ähnlich. Man hat einfach die Töchter von Nachbarn geholt. Vielleicht sind es die Mädchen eines Bruders. Daher die Ähnlichkeit.
    Er redete es sich immer mehr ein.
    Als er die hintere Felswand erreicht hatte, glaubte er, was er sich einbildete.
    In dieser Wand waren drei kunstvolle Mosaikbilder angebracht, die Szenen aus dem Leben Mohammeds zeigten.
    Ben Jussuf trat an die links liegende Abbildung heran. Er war so sehr mit seinem Plan beschäftigt, daß er nicht merkte, wie Zamorra und Nicole ihn verstohlen beobachteten.
    Jetzt griff Ben Jussuf nach einer handgroßen Anordnung von blauen und gelben Mosaiksteine. Zamorra sah, daß sie sich durch eine leichte Drehung herauslösen ließen.
    Dann fuhr Ben Jussufs Hand in die entstandene Öffnung. Er drehte an etwas. Und gleich darauf schob sich die Felsenwand auseinander. Großmächtig. Und völlig lautlos.
    Ein Prachttor von gewaltigem Ausmaß.
    Zamorra und Nicole schlichen sich hinter Ben Jussuf heran.
    »Danke«, sagte Zamorra schneidend.
    Der Araber fuhr herum. Er griff in seinen Burnus.
    »Laß die Hand, wo sie ist, oder mein Dolch ist schon in deinem Herzen«, sagte der Professor scharf.
    »Ich werde dir zeigen, mit wem du zu tun hast, Zamorra. Ich bin nicht ein beliebiger deiner Gegner. In mir ist die Macht aller arabischen Dämonen. Folge mir zum Frauentempel, wenn du Mut hast. Das Mädchen lasse hier. Ich kämpfe nicht gegen Schulmädchen.«
    »Das Mädchen kommt mit, Ben Jussuf. Es gehört zu mir.«
    »Dann geht ihr eben beide zugrunde.«
    »Laß die großen Worte«, sagte Zamorra. »Sieh dir lieber an, wie ich bei dir aufgeräumt habe. Die Wächter sind fort, die Geiseln sind fort.«
    »Lügner!« preßte Ben Jussuf hervor. »Das kann niemand, das wagt niemand.«
    »Ich habe es gewagt, und ich habe es gekonnt«, sagte Zamorra ganz ruhig. »Du wirst nur vier Dinge finden, dort unten.«
    »Vier Dinge?« fragte der Araber verständnislos.
    »Ich sage es dir, Jussuf. Erstens viel Stein.
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