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0097 - Das Höllentor

0097 - Das Höllentor

Titel: 0097 - Das Höllentor
Autoren: Dieter Saupe
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ist aber sicher.«
    Zamorra besah sich das Modell. Es war ein uralter VW-Bus. Er schien längst ausgedient zu haben. Aber Äußerlichkeiten zählten nicht. Nach einem ausgiebigen Blick unter die Motorhaube war Zamorra sicher, daß dieses Fahrzeug seine Dienste tun würde.
    Außerdem war mit diesem Wagen ein Problem gelöst. Man konnte die Gefangenen unsichtbar im Laderaum verstauen.
    Zamorra ließ die Frauen und den Wächter hineinbringen. Nicole kletterte als letzte hinein. Sie hatte die Aufgabe, die drei Personen zu überwachen.
    Zamorra fuhr so schnell wie möglich. Er wollte noch am späten Nachmittag in Azrou zurück sein. Er wußte, wie dringlich es für- Yamun und seinen Sohn war, zur Oase zurückzukehren. Zwar hatten sie zuverlässige Leute in Talaf versammelt, die jeden Überfall vereiteln würden. Aber Yamun war Herr der Oase. Er wollte selbst nach dem rechten sehen.
    Die Behörden in Fes hatten bislang nichts unternommen, um die Geiseln Ben Jussufs zu finden. Das lag nicht an ihrer Unfähigkeit. Einmal drückte man gern beide Augen zu, wenn es im Lande zu Streitigkeiten unter den einzelnen Sippen kam. Zum anderen fürchtete man Ben Jussufs sagenhafte Macht. Man schrieb ihm übernatürliche Kräfte zu, und das lag daran, daß er der direkte Nachfahr eines alten mythischen Geistes sein sollte.
    Als Zamorra in den Hof des Polizeigefängnisses einfuhr, hielt man ihn zunächst für einen ganz normalen Besucher.
    Erst, als er seine Gefangenen präsentierte, wurden die Beamten hellwach.
    »Unmöglich!« sagte der leitende Offizier der Dienststelle. »Sie kommen als Fremder und wollen Ben Jussufs Macht brechen?«
    »Das habe ich vor«, erwiderte Zamorra bescheiden. »Es ist mir mit Hilfe einiger guter Freunde gelungen, den Aufenthaltsort der Geiseln zu finden. Ich kann beweisen, daß Ben Jussuf mehr als hundertzwanzig Geiseln genommen hat. Lautor junge Berber und Berbermädchen. Er zwingt sie durch seine Wächter, die Oase Yamuns trockenzulegen.«
    »Das ist reine Phantasie!« sagte der Offizier ungläubig.
    »Ich möchte Sie bitten, sechs Mannschaftswagen zur Verfügung zu stellen. Gleich morgen früh.«
    »Was soll das bedeuten?« fragte der Offizier.
    »Wir haben die Geiseln befreit und an einem sicheren Ort untergebracht«, erklärte Zamorra. »Wir haben nicht genügend Fahrzeuge, um sie abzuholen. Außerdem haben wir außer diesem arabischen Wächter hier weitere elf Männer der Wachmannschaft kampfunfähig gemacht und gefangengenommen.«
    »Sidi«, sagte der Offizier so kleinlaut wie ungläubig. »Wir sind nicht untätig gewesen, in den letzten Wochen. Wir wissen, wie schwer es ist, Ben Jussuf auf die Spur zu kommen. Wir wissen auch, daß Sie hier sind. Wir haben Sie gewähren lassen, weil wir Sie kennen und sicher waren, daß Sie auf eigene Faust handeln würden. Aber Sie wollen uns doch nicht erzählen, daß Sie mit einer Handvoll Menschen in wenigen Tagen nicht nur das Versteck gefunden haben, sondern auch die Geiseln befreiten.«
    »Sie werden sie morgen abholen, ich fahre Sie an die betreffende Stelle«, sagte Zamorra. »Erlassen Sie mir, Ihnen jetzt die Einzelheiten zu erklären, wie wir das alles geschafft haben. Ich habe nachgedacht, und ich habe Erfolg gehabt, das ist alles. Ich habe Yamun besucht, auf seiner Oase. Da wußte ich Bescheid. Ich habe herausgefunden, daß Jussuf mit seinen Leuten für die Entführungen, den vielfachen Menschenraub verantwortlich ist. Und wir haben die Geiseln gefunden. Wenn Sie es mir nicht glauben, dann werde ich Sie morgen früh davon überzeugen. Sie sehen ja, daß ich diese beiden Frauen in meine Gewalt gebracht habe. Sie werden noch weitere vier Frauen bekommen, um Ihre Gefängniszellen zu füllen. Nur sehen sie nicht wie Frauen aus.«
    »Sondern?« fragte der Offizier.
    »Sie tragen Hundeköpfe, mein Herr. Es handelt sich um die Gelben Furien.«
    Da klappte dem Offizier die Kinnlade herunter.
    Fassungslos starrte er auf Zamorra.
    Dann sah er auf Nicole.
    »Madame, können Sie die Ausführungen dieses Herrn bestätigen?« fragte er in einwandfreiem Französisch.
    »Professor Zamorra hat noch nie übertrieben oder gelogen oder gesponnen, wie Sie anzunehmen scheinen«, war Nicoles klare Antwort. »Ich war bei dem Unternehmen dabei, und ich kann jedes seiner Worte bestätigen.«
    Zamorra wandte sich erneut an den Offizier.
    »Wie steht es mit den sechs Wagen?« fragte er.
    »Sie werden sie bekommen«, sagte der Offizier matt. »Wo soll ich sie hinbringen
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