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0096 - Wir jagten den U-Bahn-Mörder

0096 - Wir jagten den U-Bahn-Mörder

Titel: 0096 - Wir jagten den U-Bahn-Mörder
Autoren: Wir jagten den U-Bahn-Mörder
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Mörder ist, kann Ihnen niemand was, aber lassen wir das! Vielen Dank vorläufig für den Hinweis, Mister…!«
    Ich sah, wie Phil sich ein Paar Handschellen in die Tasche steckte. Wir sahen beide unsere Waffen darauf nach, ob noch genügend Patronen darin waren, steckten Reservemagazine ein und machten uns auf die Strümpfe.
    Wenig später saßen wir in meinem Jaguar und brausten durch den dichtesten Verkehr. Es war die Zeit, da die Fabriken und Büros Feierabend hatten.
    Wir ließen Manhattan hinter uns und fuhren über die Brooklyn Bridge. Ich bog in die Fiatbush Avenue ein, fuhr dort ein Stück entlang, bis ich die Atlantic Avenue erreichte. Dann hatten wir eine gerade Strecke vor uns, und ich konnte relativ zügig fahren.
    Als wir den Eastern Parkway kreuzten, sagte Phil:
    »Noch ein paar Querstraßen, Jerry!«
    Und nach einigen Sekunden:
    »So, jetzt rechts rein!«
    Die Hindsdale Street war eine kurze Seitengasse. Es war eine Arbeitergegend. Die Häuser, deren tristes Grau nur durch das Grün einiger heruntergelassener Fensterläden aufgehellt wurde, machten einen deprimierenden Eindruck. Vor einigen Hauseingängen standen Horden Halbwüchsiger und ließen Hula-Hopp-Reifen um ihre Hüften rotieren…
    ***
    Albert Meeker drehte spielerisch seinen Ehering am Finger.
    »Aber Albert!« sagte Fanny Hurst vorwurfsvoll zu ihrem Schwager. »Sowas macht man doch nicht!«
    »Was denn?« fragte Meeker verständnislos.
    Fanny wies auf seinen breiten goldenen Ring.
    »Damit spielt man doch nicht. Wenn ein Ehepartner mit dem Ring spielt, heißt es, trägt er sich mit Scheidungsgedanken!«
    Albert Meeker atmete schwer.
    »Da kannst du mal sehen, wie der Volksmund recht hat. Fanny!«
    Seine Schwägerin war sprachlos.
    »Ist das dein Ernst, Albert?«
    »Ja!«
    »Aber das kann doch nicht…«
    »Doch!«
    »Aber — ich verstehe gar nicht… Ich denke, Henny und du, ihr versteht euch gut!«
    »Das denkst du und das denken die Leute, Fanny! Aber dem ist nicht so, es ist…«
    Er unterbrach sich, und seine Miene wurde immer finsterer.
    Dann brach es aus ihm heraus.
    »Ich bin ein Pantoffelheld, verstehst du! Ich bin einer, der unter der Knute seiner Frau steht. Soll ja öfters Vorkommen, nicht wahr?«
    »Aber Albert!« entrüstete sich seine hübsche Schwägerin. »Das kann doch nicht wahr sein! Sag' doch, daß es nicht so ist! Du übertreibst…«
    »Es ist wahr!« gab der Mann mürrisch zur Antwort.
    »Aber ich kenne doch meine Schwester!« widersprach Fanny Hurst. »Henny kann doch gar nicht so sein! Gewiß, sie hat auch ihre Fehler, sie nörgelt manchmal ein bißchen zu viel herum, aber Fehler haben wir doch alle! Aber wenn du das so bestimmt sagst, Albert…! Du kennst sie vielleicht doch besser als ich. Du bist ja schließlich seit über zwanzig Jahren mit ihr verheiratet!«
    »Eben!«
    Drückendes Schweigen breitete sich in der kleinen, geschmackvoll eingerichteten Wohnküche aus.
    Fanny Hurst betrachtete aufmerksam ihren Schwager, der jetzt dumpf brütend am gekachelten Tisch saß und ab und zu kleine Schlucke von dem Kaffee nahm, den sie ihm serviert hatte.
    Sie konnte Albert gut leiden. Er war ein ruhiger, bescheidener und arbeitssamer Mensch. Er hatte ein ovales, ein wenig volles Gesicht, in das die Kriegsjahre ihre Zeichen gegraben hatten. Sein Blick war manchmal ein wenig flackernd, aber sie führte das auf ein Augenleiden zurück, das er sich bei der Invasion im Jahre 1944 zugezogen hatte. Sein schütteres, dunkelblondes Haar war an den Seiten weiß. Er war jetzt 48 Jahre alt und hatte einen ganz einträglichen Job als Streckenarbeiter bei der Untergrundbahn. Vor dem Kriege hatte er eine Zeitlang Kunstgeschichte studiert. Als er drei Jahre nach Kriegsende aus Okinawa in die Staaten zurückgekehrt war und seinen. Waffenrock ablegen konnte, schlug er sich recht und schlecht in verschiedenen Stellungen durch, bis er vor zwei Jahren den Job bei der Subway bekam. Wenn er noch drei Jahre als Streckenarbeiter durchhält, würde er in das Angestelltenverhältnis übernommen werden.
    Ich muß mal ein ernsteres Wort mit Henny reden, nahm sich Fanny Hurst vor. Sie war vierzig, und ein Jahr jünger als ihre Schwester. Ihr Mann war vor vier Jahren an einer Nierenbeckenvereiterung gestorben, und seitdem hatte sich Fanny nicht wieder zu einer neuen Heirat entschließen können. Sie machte trotz ihrer Jahre einen blühenden, frischen Eindruck, und wenn sie es nur gewollt hätte, würde sie schon langst wieder verheiratet gewesen
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