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0096 - Wir jagten den U-Bahn-Mörder

0096 - Wir jagten den U-Bahn-Mörder

Titel: 0096 - Wir jagten den U-Bahn-Mörder
Autoren: Wir jagten den U-Bahn-Mörder
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neuen Wutanfall des Verbrechers, aber es erfolgte keiner.
    »Erzählen Sie bitte, Mister McDaniel!« sagte ich.
    »Ja, Mister«, begann er und wurde ein wenig verlegen, »Sie müssen schon entschuldigen, daß idh mich erst jetzt melde. Aber ich kam tatsächlich erst vor einer Stunde dazu, in die Zeitung zu sehen. Nun, ich sah das Bild von Miß Tyler, ich las die Beschreibung des Täters, ich las die Zeit, wann es passiert war, und da machte ich mich auf den Weg. Es gibt einfach keinen Zweifel, Mister! Ich war im gleichen Wagen, in dem der Mordversuch geschah. Ich bin leider nur eine Station mitgefahren, dann mußte ich raus. Wäre ich im Wagen geblieben, hätte das nicht geschehen können. Aber das konnte ich ja schließlich nicht wissen, nicht wahr?«
    »Natürlich nicht!« bestätigte ich.
    »Ja, jetzt weiß ich auch, weshalb mich der Mann so angestarrt hat. Ich bin nämlich in letzter Sekunde in den Wagen gesprungen. Ich dachte, deshalb stiert er mich so an. Aber nun weiß man ja, daß es ein ganz anderer Grund war. Ich hatte ihm die Tour vermasselt. Ich kann mir vorstellen, daß er aufgeatmet hat, als ich schon an der nächsten Station wieder ausstieg.«
    »Das ist anzunehmen, Mister McDaniel!« warf ich ein.
    »Tja, schöne Sache! Jetzt kann New York ja wieder beruhigt sein«, redete er weiter. »Tja, dann will ich mal wieder gehen. Mein Besuch war ja dann umsonst!«
    »Ganz und gar nicht!« widersprach ich lebhaft. »Sie haben uns sogar sehr geholfen, Mister McDaniel!«
    Als er das Protokoll unterschrieben hatte, ging er.
    Ed Bakewell hatte während der ganzen Zeit nichts gesagt.
    Ich nahm eine Zigarette aus der Packung und rollte sie zu Bakewell über die Schreibtischplatte. Das Stäbchen wurde von seinen schmutzigen Fingern gestoppt.
    Phil gab ihm Feuer. Bakewell rauchte gierig. Ich ließ ihn in Ruhe einige Züge machen.
    Dann sagte ich mit leiser Stimme:
    »Die Karre ist verfahren, Bakewell! Das wird Ihnen bestimmt einleuchten!«
    »Ja, das ist wahr!« sagte er mit brüchiger Stimme.
    »Sie haben also June Tyler überfallen!«
    »Ja, das hab‘ ich getan!« Seine Stimme wurde plötzlich schrill: »Aber ich wollte sie nicht umbringen!«
    »Aber Bakewell!« sagte ich vorwurfsvoll. »Das nimmt Ihnen doch niemand ab! Wir nicht, und die Geschworenen werden's auch nicht tun!«
    »Aber ich wollte doch nur ihre Handtasche! Ich wollte sie nicht umbringen, bestimmt nicht!«
    »Aber das ist doch Unsinn, Bakewell!« sagte ich und schüttelte den Kopf. »June Tyler ist doch nur durch ein Wunder am Leben geblieben.«
    »Ein weniger robustes Geschöpf hätte . sich glatt das Genick gebrochen«, bemerkte Phil.
    Bakewell starrte schweigend auf den Boden. Ich zündete mir eine Zigarette an und sagte:
    »Es hat sich doch auch gar nicht gelohnt, Bakewell! Das haben Sie wohl eingesehen, als Sie die Handtasche im Inwood Hill Park wegwarfen!«
    »Woher wissen Sie…?«
    Ich winkte ab.
    »Ein Parkwächter hat die Tasche gefunden. Nicht wahr, keine fünf Dollar waren drin!«
    »Ja — aber ich dachte doch…«
    »Sie dachten, wenn sie einen Pelzmantel anhat, wird sie auch Geld haben?«
    »Ja!«
    »Den Pelzmantel hat sich Miß Tyler nur von einer Freundin ausgeliehen, Bakewell! Verdammt, was sind Sie bloß für ein Mensch!«
    Ich konnte meine Erregung nicht mehr langer verbergen.
    »Da steht so eine junge Frau wie June Tyler den ganzen Tag als Plätterin auf den Beinen, muß schwer schuften, damit die Lohntüte einigermaßen stimmt, will am Wochenende mal ein bißchen ausspannen und Weggehen, und dann kommen Sie und wollen sie nicht nur um ihre sauer verdienten Cents bringen, sondern sie auch noch umbringen! Bakewell, was sind Sie doch für ein schäbiger Strolch!«
    Stumpfsinnig starrte er vor sich hin.
    Ich riß mich zusammen.
    »Also weiter: die Tat war geschehen, und am Montag, als Sie nach Hause kamen, hielt Ihnen Ihre Frau die Zeitung unter die Nase. Sie befürchteten, daß Ihre Frau zur Polizei gehen würde, und brachten sie um!«
    »Stimmt das?« fragte Phil.
    »Ja«, brummte Ed Bakewell.
    »Well«, sagte ich. »Dann können wir ja gleich weitermachen, Bakewell! Wollen Sie ein umfassendes Geständnis ablegen?«
    »Aber ich hab‘ doch schon alles zugegeben!«
    »Das war doch nur ein Teilgeständnis. Sie sollen auspacken, verstehen Sie, und zwar gründlich!«
    »Was denn noch?«
    Ich donnerte die Faust auf die Tischplatte.
    »Mann, stellen Sie sich doch nicht dümmer, als Sie sind! Einen Mord und einen Mordversuch haben Sie
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