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0095 - Die Höllenkutsche

0095 - Die Höllenkutsche

Titel: 0095 - Die Höllenkutsche
Autoren: Jason Dark
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beiden geweihten Silbergeschosse zwischen seinem Kopf und der rechten Schulter vorbeipfiffen.
    Zu einem dritten Schuß kam Bill Conolly nicht mehr. Der Werwolf warf sich auf ihn.
    Mir blieb fast das Herz stehen, als ich Bills Körper unter dem der Bestie verschwinden sah.
    Ich fuhr herum, die Beretta machte die Bewegung mit, doch ich konnte nicht schießen. Die Gefahr, meinen Freund zu treffen, war zu groß.
    Ineinanderverkrallt rollten sie über die Straße und näherten sich immer mehr deren Rand. Ich hörte das grollende Fauchen der Bestie. Heiße Atemwolken dampften auf, Bill schrie und fluchte.
    Ich startete.
    Der Werwolf schien zu ahnen, daß er zwei Gegnern nichts entgegenzusetzen hatte. Er sprang plötzlich hoch, wobei er meinen Freund gepackt hielt, und er schleuderte mir Bill Conolly entgegen.
    Ich befand mich in vollem Lauf, konnte nicht mehr ausweichen, und so prallte der Reporter gegen mich.
    Beide stürzten wir zu Boden.
    Diese Zeitspanne nutzte der Werwolf aus. Er sprang in den schmalen Straßengraben und war in den nächsten Sekunden im dahinter beginnenden Gestrüppgürtel verschwunden.
    »Shit auch!« fluchte Bill, als er auf die Füße kam. Sein Mantel war zerrissen, auch blutete er im Gesicht. Die Pranken der Bestie hatten ihre Spuren hinterlassen.
    Ich nickte meinem Freund zu. »Los, wir dürfen ihn nicht entkommen lassen!«
    »Den kaufe ich mir!« knurrte Bill.
    »Langsam, er ist gefährlich.« Ich sprang schon über den Graben und drang in den Gebüschgürtel ein. Es war zu hören, welchen Fluchtweg der Werwolf nahm. Knackende Äste und Zweige zeugten davon. Wenn das hartgefrorene Holz brach, hörte es sich an wie ferne Schüsse.
    Wir wußten, daß ganz in der Nähe ein kleiner See lag. Und der war um diese Jahreszeit zugefroren. Wenn der Werwolf die Richtung beibehielt, mußte er zwangsläufig auf den See stoßen.
    Ich rannte voran. Mit beiden Händen schaufelte ich mir den Weg frei. Die Beretta hatte ich in die Manteltasche gesteckt, sie wäre mir momentan nur hinderlich gewesen.
    Die trockenen Äste knackten und brachen. Auf der Rinde glänzte die Eisschicht.
    Zum Glück war die Nacht so hell, daß wir sehen konnten, wohin wir liefen.
    Das Gestrüpp wurde niedriger. Unter unseren Füßen knackte Eis. Ein Zeichen, daß wir uns bereits in Wassernähe befanden und einige Pfützen hart gefroren waren.
    Wenige Schritte später begann der Schilfgürtel.
    Er sah in der Dunkelheit aus wie eine unüberwindliche Wand. Aber wir mußten durch, denn der Werwolf hatte es auch geschafft. Die Bestie wollte ich nicht entkommen lassen. Sie stellte eine Gefahr für die in der Nähe lebenden Menschen da.
    Auch die hohen Schilfrohre waren gefroren. Sie wirkten wie widerspenstiges Astwerk. Bei normalen Witterungsbedingungen wären wir schon längst durch Wasser gelaufen, so aber bewegten wir uns auf dem Eis weiter.
    Vor uns hörten wir den Werwolf. Er warf sich mit Brachialgewalt durch den Schilfgürtel. Das Ungeheuer wollte tatsächlich auf den zugefrorenen See hinaus. Glaubte er wirklich, dort noch eine Chance zu haben?
    Ich war gegenteiliger Meinung. Auf dem See gab es keinerlei Deckung. Die Bestie war uns praktisch ausgeliefert. Viel schneller als wir war der Werwolf auch nicht.
    Die Arme hatte er halb erhoben, während wir uns durch den Schilfgürtel kämpften.
    Hinter mir schimpfte Bill Conolly. Wütend brach ich die Rohre weg, knickte sie und schaffte uns so freie Bahn.
    Schließlich hatten wir den Gürtel hinter uns.
    Vor uns breitete sich die gefrorene Oberfläche des Sees aus. Das Eis glitzerte im herabfallenden Sternenlicht, als lägen Millionen von Diamanten auf der Fläche. Es war ein grandioses Bild. Normalerweise hätte es mich sicherlich fasziniert, so aber hatte ich nur Augen für den Werwolf.
    Deutlich hob sich seine hohe Gestalt von der Oberfläche des zugefrorenen Sees ab.
    Er rannte, was jedoch schwierig war, denn das Eis war glatt. Und auch der Werwolf hatte Mühe, sein Gleichgewicht zu halten, ebenso wie wir, denn zuvor hatten wir uns noch an den Schilfstangen festklammern können. Nun gab es nichts.
    »Jetzt müßte man Spikes haben!« kommentierte Bill hinter mir und schimpfte, weil er ausgerutscht war.
    Ich warf einen Blick zurück.
    Bill lag auf dem Hinterteil und mühte sich, wieder hochzukommen.
    »Los, mach schon. Ich will hier keine Wurzeln schlagen.« Ich bewegte mich weiter vor. Bewegen ist der richtige Ausdruck, denn gehen konnte man nicht. Ich ruderte mit den Armen, um das
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