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0095 - Die Höllenkutsche

0095 - Die Höllenkutsche

Titel: 0095 - Die Höllenkutsche
Autoren: Jason Dark
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Hut auf dem Kopf. Das habe ich ganz deutlich in seinem Schattenriß erkannt. Der Hut war ziemlich steif.«
    »Könnte es ein Bowler gewesen sein?«
    Ken Willard nickte heftig. »Ja, ja.«
    Suko zog die kalte Luft durch die Nasenlöcher ein. Dieser Bowler war praktisch das Markenzeichen von Grimes, dem Ghoul. Man sah ihn, wenn man ihn überhaupt zu Gesicht bekam, eigentlich nur mit dieser Kopfbedeckung.
    Er war also da.
    Suko ertappte sich dabei, wie er sich umschaute, doch Grimes war nicht zu sehen.
    »Er ist rasch verschwunden, als ich ihn zum zweitenmal sah«, erklärte der Friedhofswärter. »Und dann habe ich Sie angerufen, weil ja dieses Rundschreiben gekommen ist.«
    »Er war also in der Leichenhalle!« stellte Suko fest. »Haben Sie darin einen Toten aufbewahrt?«
    »Zwei sogar. Morgen finden Beerdigungen statt.«
    »Kann ich die Toten einmal sehen?«
    »Wenn Sie unbedingt wollen.« Willard schaute den Chinesen erstaunt an. »Ich wüßte allerdings nicht, was Sie sich davon versprechen, Mister.«
    »Lassen Sie das meine Sorge sein.«
    »Bitte.« Willard machte kehrt und ging vor.
    Shao und Suko folgten ihm.
    »Hast du einen Verdacht?« flüsterte Shao.
    »Ja.«
    »Welchen?«
    »Warte ab.«
    Sie betraten die Leichenhalle. Es roch nach Bohnerwachs und Weihrauch. Ein breiter Gang teilte das Gebäude genau in der Mitte. Rechts und links befanden sich die Warteräume für die Trauergäste. Ein Kranz lag noch auf dem Boden.
    Willard schritt zügig vor. Er passierte eine Doppeltür. Dahinter lag die Trauerhalle. Die Toten selbst wurden in einem kleinen Anbau aufbewahrt, der sich an die Leichenhalle anschloß.
    Vor einer Tür blieb Willard stehen.
    »Ist die verschlossen?« fragte Suko.
    »Nein. Leichen stiehlt ja keiner.«
    »Das sagen Sie.«
    Willard schloß auf und machte Licht. Suko bedeutete Shao, draußen zu warten, während er selbst die Schwelle übertrat.
    Zwei Särge standen auf dem Steinboden.
    Und einer war offen. Der Deckel lag daneben.
    »Das gibt es doch nicht!« flüsterte Willard.
    Suko drängte sich an dem Mann vorbei. Es roch nach Desinfektionsmitteln. Schritt für Schritt ging der Chinese vor. Sein Gesichtsausdruck war wie aus Stein gehauen. Kein Muskel regte sich.
    Dann stand er neben dem Sarg.
    Suko senkte den Blick.
    Die männliche Leiche lag auf der Seite. Suko packte das nackte Entsetzen. Jemand hatte sich an dem Toten zu schaffen gemacht…
    ***
    Der Sarg befand sich nur ein paar Schritte vor mir, so daß ich trotz der herrschenden Dunkelheit alles mitbekommen konnte. Aus der pechschwarzen Totenkiste stieg ein Werwolf!
    Ein grauenerregendes Geschöpf mit dunklem, zottigen Pelz, einem breiten Kopf, einer vorn spitz zulaufenden Schnauze und einem mörderischen Gebiß.
    Er schaute sich um, sah mich, und ich blickte in seine gelben, leuchtenden Raubtieraugen.
    Wir fixierten uns.
    Mensch und Bestie.
    Dann stieß er ein drohendes Knurren aus, öffnete weit sein Maul, und ich sah die spitzen Reißzähne blitzen.
    Würde er mich angreifen?
    Meine Hand verschwand unter dem Mantelaufschlag. Ich zog die mit Silberkugeln geladene Beretta, schoß aber noch nicht, sondern wartete erst einmal ab.
    Bill Conolly war nicht mehr weitergelaufen, sondern stehengeblieben. Auch er hatte gezogen und zielte mit seiner Waffe auf die struppige Bestie.
    Der Werwolf befand sich im Kreuzfeuer.
    Er besaß keine Chance.
    Er hatte sich aufgerichtet, legte den Kopf in den Nacken und schaute zum sternenklaren Himmel hin, an dem auch ein aufgehender Mond stand und mit seinem silbrigen Licht die Erde umwebte.
    Sekundenlang saugten wir das schaurigschöne Bild in uns hinein. Dann stieß der Wolf einen klagenden Ton aus und heulte den Mond an. Es war ein Laut, der weit über das erstarrte Land schwang und als Echo irgendwo endete.
    »Willst du schießen, John?« hörte ich Bills Stimme.
    Ich schüttelte den Kopf.
    Der Wolf hatte ebenfalls die Frage vernommen. Er sackte plötzlich zusammen und schlug dabei mit den Pranken in die Luft.
    Dann startete er.
    Aber er hatte sich nicht mich als Ziel ausgesucht, sondern meinen Freund Bill Conolly.
    Und die Bestie war schnell. Sie jagte auf den Reporter zu, der erst eine Schrecksekunde zu überwinden hatte, dann aber feuerte.
    Zwei Schüsse krachten so dicht hintereinander, daß sie sich wie einer anhörten.
    Bill sprang gleichzeitig zur Seite und auch zurück.
    Doch der Werwolf war schlau. Er schlug genau in dem Augenblick einen kurzen Bogen, als die Schüsse aufpeitschten, so daß die
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