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0093 - Vlado - der Schreckliche

0093 - Vlado - der Schreckliche

Titel: 0093 - Vlado - der Schreckliche
Autoren: Franc Helgath
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Burko und die beiden Mätressen in einen feigen Hinterhalt lockten. Zehn von ihnen streckte ich mit dem Schwert nieder. Sie nahmen uns gefangen und schleppten uns in die Dorfkirche. Dort hatten sie einen Käfig mit reißenden Wölfen aufgebaut. In den warfen sie uns hinein, und die Tiere zerfleischten uns. Ich erinnere mich noch, als wäre es gestern gewesen. Schreckliche Schmerzen quälten mich.«
    Der Dämonenfürst fuhr zusammen, als würde er die Qual des Zerrissenwerdens von neuem spüren. Hass sprühte aus seinen brennenden Augen.
    »Aber ich starb nicht wirklich. Mein Kopf und meine Gedanken lebten in den Gedärmen der Wölfe weiter. Die Tiere verendeten an mir und meinen Brüdern und am Kadaver meines Rappens. Die Dorfbewohner begruben sie getrennt in einem großen Kreis rund um mein Schloss. Priester und Magier aus ganz Böhmen reisten an, um den Bann über mich zu sprechen. Es hat ihnen alles nichts geholfen. Ich begann, mich von innen aus den Wolfsmägen herauszufressen. Stück für Stück holte ich mir meine Gestalt in langen Nächten zurück. Ich holte auch Burko, Mita und Sura und meinen Rappen. Dann kehrte ich auf das Schloss meiner Väter zurück, um den Keim des Ghuls in mir weiterleben zu lassen.«
    »Und Sie vertragen die Sonne nicht«, stellte Nicole nach einer kurzen Pause und scheinbar aus dem Zusammenhang gerissen fest.
    Vlado wandte sich ruckartig ihr zu. Er packte Nicole beim Handgelenk und umkrallte es. Nicole schrie auf.
    »Sie tun mir weh, Fürst!«
    »Das war meine Absicht«, keuchte er wild. »Und nun gleich ein für alle Mal: Ich will nicht einmal mehr dieses Wort aus deinem Munde hören. Hast du verstanden?«
    Nicole stellte sich dumm.
    »Welches Wort? Sonne?«
    Fürst Vlado zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Er zog die Schultern nach vorne und nahm seine Krallenhände hoch, als wolle er mit seinen spitzen Nägeln Nicole die Augen auskratzen. Vlado fauchte wie eine Katze, die sich angegriffen fühlt.
    Nicoles Schemel polterte über die Steinfliesen, als sie aufsprang. Ohne sich noch lange aufzuhalten, sprintete sie los.
    Vlado war verwirrt. Er zeigte alle Anzeichen der Bestürzung. Er stand da, und die quirlige Frau rannte, so schnell sie konnte. Endlich besann der Leichenfürst sich auf seine magische Fähigkeit.
    Er hatte es nicht nötig, hinter der jungen Frau herzuhetzen. Er behielt seine Arme ausgestreckt und schloss die Augen.
    Das war der Moment, in dem Nicole das Gefühl bekam, sie würde durch eine Wanne mit Schmierseife stapfen.
    Doch da ertönte auch bereits ein vollkommen irdischer Donner über ihrem Lockenkopf. Mörtel rieselte aus den Mauerfugen.
    ***
    Professor Zamorra konnte sich zwar nicht vorstellen, warum die Soldaten Dynamitstangen mit sich herumgeschleift hatten, doch der Fund stimmte ihn überaus froh. Die Freude steigerte sich zu hellem Entzücken, als er auch noch zwei Panzerfäuste und eine ganze Garnitur Handgranaten entdeckte. Fragte sich nur noch, ob diese massive Ausrüstung nicht nur einen ›Leopard‹ zu stoppen vermochte, sondern auch einen hakennasigen Aasfresser aus der Gattung der Ghuls.
    Er würde sich bald Gewissheit darüber verschafft haben.
    Die Bazooka war ein handliches russisches Modell. Die kleine Panzerabwehrrakete und das Abschussrohr ließen sich von einem Mann bequem tragen. Zamorra schulterte die mörderische Waffe, mit der er den Rest der Ruine in Schutt und Asche hätte legen können. Die Handgranaten verstaute er in seinen Manteltaschen. Ebenso wie drei Dynamitpatronen.
    So ausgerüstet, stapfte er entschlossen vorwärts wie ein moderner Gott Mars auf dem Kriegspfad. Er hatte Rache im Sinn, denn er glaubte nicht mehr ernsthaft daran, Nicole noch mal lebend wiederzusehen. Vlado hatte die junge hübsche Frau gewiss nicht zur Dekoration seines steinernen Sarkophags in seine Hände gebracht.
    Zamorra dachte ziemlich weit daneben, doch das wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
    Auf die Taschenlampe konnte er inzwischen verzichten. Es war hell geworden am östlichen Horizont. Der Himmel begann, stahlblau zu schimmern. Der Gipfel der Seewand lag bereits in goldenem Sonnenlicht. Bis hier herunter drangen ihre Strahlen noch nicht. Bis es soweit war, würde noch eine ganze Zeit verstreichen.
    Zamorra kümmerte sich nicht allzu sehr darum. Es waren vorrangig Rachegefühle, die ihn vorwärtstrieben.
    Auf der Treppe brauchte er die Taschenlampe wieder. Bis hierher drang die Helligkeit nicht mehr. Er hatte seiner Schätzung nach
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