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0093 - Der Feind im Dunkel

Titel: 0093 - Der Feind im Dunkel
Autoren: Unbekannt
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zu Hause wenn sie nicht draußen in den Psimoplantagen arbeiteten. Sie haßten die Fremden, und sie wußten warum.
    Was Chchaath anging: Er haßte die Fremden nicht und hatte seinen Vorteil davon. Aber ihn störten die haßerfüllten Blicke, die seine früheren Freunde ihm zuwarfen.
    Chchaath beeilte sich, weniger, weil er daran dachte, daß in weniger als einem halben Zehnteltag die Sonne über 1358 unterging, als um die Straße mit den feindseligen Artgenossen so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Innerhalb von zwei Tausendstel-Zehnteln legte er die Strecke von seiner Wohnung bis zum großen Schleusentor zurück, für die er früher sich wenigstens viermal soviel Zeit genommen hatte.
    Die Wache am Schleusentor grüßte ihn aufmerksam, als sie seiner gewahr wurde. Chchaath dankte herablassend und wartete ungeduldig, bis einer der beiden gewaltigen Torflügel zur Seite glitt. Raschen Schritts betrat er die große, hellerleuchtete Schleusenhalle und sah sich um.
    Früher war hier ein Knotenpunkt städtischen Lebens gewesen. Ständig hatte man in der großen Schleusenhalle Hunderte von Bürgern gefunden, die nichts weiter taten, als Ankunft und Abfahrt der Passagier- und Güterboote zu beobachten, ihre Meinungen über die Geschicklichkeit dieses oder jenes Kapitäns auszutauschen und an der auffallenden Kleidung des einen oder anderen ankommenden Fremden ihren Spaß zu haben.
    Jetzt war das anders. Keine Boote kamen mehr an oder fuhren ab außer denen, die die Arbeiter zu den Plantagen hinausbrachten und wieder heimführten. Niemand außer ein paar Auserwählten besaß die Erlaubnis, die Schleusenhalle zu betreten. Das Leben war erloschen. Geblieben waren die weit ausgedehnten Kaianlagen und das helle, gleißende Licht, das in die Augen stach.
    Chchaaths Stimmung war im Augenblick nicht danach, trüben Gedanken nachzuhängen. Er sah sich in der leeren Halle um, und als er nicht finden konnte, was er suchte, begann er zu rufen. Seine Stimme hallte dumpf und kehlig dröhnend durch den großen Raum, und mit dem Echo kam Antwort aus einem der alten Bootbassins.
    Chchaath wandte sich dorthin. Er hatte die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als die Gestalt eines hochgewachsenen, dürren Wesens auf dem Rand des Kais auftauchte. Es blieb abwartend stehen, während Chchaath näher kam.
    „Wir haben uns ein bißchen verzogen", erklärte der Dürre entschuldigend. „Du bliebst so lange fort. Während wir warteten, kam ein Zug von den Plantagen herein. Wir dachten, es wäre nicht unbedingt nötig, daß sie uns sehen - auch, wenn Wächter dabei waren."
    Es ist immer dasselbe, dachte Chchaath mutlos. Jetzt geht es ihnen gut, besser, als es ihnen jemals zuvor gegangen ist. Sie haben alles, was sie brauchen, und wenn sie noch mehr wollen, werden die Fremden es ihnen geben. Aber sie haben Angst vor den eigenen Mitbürgern die sie verraten haben.
    Du brauchst dich selbst nicht auszuschließen, sagte eine innere Stimme. Es sind nicht sie, es sind wir.
    „Es ist gut", antwortete Chchaath mit einer lässigen Bewegung seines schuppigen Arms. „Das Ziel ist dreizehnachtundfünfzig. Wir haben keine Zeit zu verlieren. In einem Viertel-Zehntel muß das Schiff ausgeschaltet sein."
    Er stieg die Treppe hinunter, die vom Rand des Kais bis zur Höhe des Wassers führte. Das Boot lag dort, ein dunkler Fleck im ruhigen Wasser. Eine Tür öffnete sich, Chchaath stieg ein. Der lange Dürre mit dem traurigen Gesicht und den matten Schuppen, die ihm weit von der Haut abstanden, folgte ihm auf dem Fuß.
    Das Innere des Bootes bestand zur Hauptsache aus Bänken. Es war finster, und Chchaath roch die Männer, die auf den Bänken saßen, mehr, als er sie sah.
    „Vorwärts, Pilot!" rief er in das Dunkel. „Ziel ist dreizehnachtundfünfzig. Fahr schnell!"
    Dann setzte er sich und hob vorsichtig den Arm, unter dem er den Metallzylinder eingeklemmt hatte. Seine Augen begannen, sich an die Finsternis zu gewöhnen.
    „Wir haben keine Zeit zu verlieren", erklärte er, während der Motor des Bootes anlief und das Boot sich schwankend zu bewegen begann. „Die Sonne wird bald untergehen. Habt ihr eure Behälter griffbereit?"
    Zustimmendes Schmatzen antwortete ihm von allen Seiten. Er nahm den Metallzylinder zur Hand.
    „Hier ist das Zeug", sagte er und reichte den Zylinder dem Nächstsitzenden. „Füllt es ab, aber vorsichtig!"
     
    2.
     
    „Zum Donnerwetter, ich weiß, daß es nicht viel zu sehen gibt, aber ich möchte mich trotzdem draußen
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