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0093 - Der Feind im Dunkel

Titel: 0093 - Der Feind im Dunkel
Autoren: Unbekannt
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umsehen! Geht das endlich in Ihren dicken Schädel hinein?"
    Ran Loodey hatte es sich abgewöhnt, beleidigt zu sein, wenn Thomea Untcher anfing, Kraftausdrücke zu gebrauchen. Augenzwinkernd, jedoch mit ernstem Gesicht, antwortete er: „Vielleicht im Laufe der Zeit, Sir." Untcher seufzte und wandte sich in komischer Verzweiflung an seinen Ersten Offizier.
    „Stowes, passen Sie auf diesen Mann hier auf! Lassen Sie ihn um des Himmels willen keinen verantwortlichen Posten übernehmen. Er wird den Feind erst bemerken, wenn er dabei ist, ihm den Hals abzuschneiden."
    Stowes salutierte lachend.
    „Zu Befehl, Sir!"
    Untcher winkte seinem Zweiten Offizier.
    „Lenzer, wir gehen! Halten Sie Ihr Pulver trocken."
    Er schloß den Helm seines Raumanzugs. Es war mehr eine Gewohnheit, und er erwartete nicht, daß jemand es ihm nachtat. Die Atmosphäre von Opghan war hochgebirglerisch dünn, aber atembar. Es gab keinen Grund, warum jemand sich mit einem Raumanzug gegen sie hätte schützen müssen. Thomea Untcher jedoch hatte es sich zum Grundsatz gemacht, bei jeder Gelegenheit jede auch nur einigermaßen vertretbare und sinnvolle Vorsicht anzuwenden. Dazu gehörte, daß er Rotzeichen gab, wenn sein Prallfeldgleiter das elektronische Leitband verließ, daß er Türen, die sich nach außen öffneten, nur äußerst langsam bewegte - und daß er einen Raumanzug trug, wenn er wenige Minuten nach der Landung der FINMARK auf einer winzigen Insel im Überall-Ozean des Planeten Opghan das Schiff zu einem Inspektionsrundgang verließ.
    Leutnant Lenzer begnügte sich damit, den Helm halb über den Kopf zu ziehen, so daß er sich des Helm-Sende- und -Empfangsgeräts bedienen konnte, ohne jedoch den Helm mit dem Schulterteil des Anzugs fest zu verbinden. Dicht hinter Untcher betrat er das Laufband, das durch den Zentralgang bis zu einer der Fußschleusen führte, und machte sich unterwegs einige mehr oder weniger ironische Gedanken über die nach seiner Ansicht übertriebene Vorsicht des Kommandanten.
    Thomea Untcher passierte die kleine Schleuse ohne unnötigen Aufenthalt. Von der Schwelle des Außenschotts, die zwei Fuß hoch über dem Boden der Insel lag, sprang er hinunter und sah dabei so aus, als hätte er Angst hinzufallen.
    Er sah sich um. Heller Sonnenschein lag über dem kleinen Stück Land und den merkwürdigen, buschartigen Gewächsen, die der Inselboden hervorbrachte. Fleischige, hellgrüne Blätter schossen allenthalben aus dem Boden und umgaben in schützendem Kreis einen rosafarbenen, schenkeldicken Stengel, der etwa drei Meter in die Höhe ragte und auf seiner Spitze eine grellgelbe, sonnenblumengroße Blüte trug. Die Pflanze in ihrer Gesamtheit sah allerdings einem zu groß geratenen Löwenzahn ähnlicher als einer Sonnenblume.
    „Merkwürdig", meinte Untcher. „Sollte man denken, daß alle diese herrlichen Blumen nur hundert Stunden lang zu leben haben?" Er hob den Arm und sah auf die Uhr. „Von jetzt an nur noch vier Stunden.
    Dann erfrieren sie, und wenn abermals hundert Stunden später die Sonne wieder aufgeht, entstehen aus ihrem Samen, der die Kälte im Boden überdauert hat, neue Pflanzen, die innerhalb von zwei Stunden zur gleichen Höhe wie diese hier aufwachsen."
    Er schritt um eines der Gewächse herum, betrachtete es aufmerksam von allen Seiten und schüttelte den Kopf.
    „Seltsam, was es für Lebewesen im All gibt, nicht wahr?"
    Lenzer war an den riesigen Löwenzahngewächsen wenig interessiert, fühlte sich aber verpflichtet, etwas zu sagen.
    „Ich frage mich", meinte er, „ob man von diesen hier auch schwarze Flecken auf den Fingern kriegt, wenn man sie abbricht."
    Untcher sah ihn an. Er konnte merkwürdige Gesichter machen, als wisse er in seiner ewigen Zerstreutheit nicht, welches am besten zu welcher Gelegenheit paßte.
    „Sie leiden unter einem akuten Mangel an Romantik, junger Mann", stellte er fest. „Sorgen Sie sich nicht um Ihre Finger, ziehen Sie Handschuhe an! Und jetzt kommen Sie mit, verflixt noch mal!"
    Lenzer folgte ihm. Untcher zwängte sich zwischen den Löwenzahnbüschen hindurch und versuchte, das Ufer zu erreichen. Das war nicht schwierig, wenn man die Winzigkeit der Insel bedachte. Zwischen den übermannshohen Blättern der Büsche war es jedoch leicht, die Übersicht zu verlieren.
    So passierte es Thomea Untcher, daß er den schmalen Meeresarm, der sich ein paar Meter weit ins flache Land hereinzog, erst bemerkte, als er mit einem Fuß schon im Wasser stand. Erschreckt zog er ihn
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