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0091 - Lucifers Bücher

0091 - Lucifers Bücher

Titel: 0091 - Lucifers Bücher
Autoren: Kurt Brand
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in ihre Höllenabgründe zurückzutreiben.
    Ohne ein menschliches Leben war es nicht möglich!
    Die schreckliche Gewißheit, bald den letzten Atemzug getan zu haben und dann aufgelöst zu werden - daß es danach keine Spur mehr von ihm gab -, ließ ihn noch einmal zu seiner alten Kraft zurückfinden.
    Das gräßliche Kobaltblau beeindruckte ihn ebensowenig, wie dieser unvorstellbare Regen greller Blitze und das Lärmen aus Donnergrollen und Brüllen der Tiefen. Die widerlichen, lebenden Fratzen um Domdonar konnten Professor Zamorra nicht abhalten, auf den satanischen Hellseher zuzugehen, der aus dem modernen Europa einen versklavten Kontinent machen wollte.
    Mit beiden Händen das Amulett umklammernd und die Arme ausgestreckt, ging er mit weitausgreifenden Schritten hinein in das unheimliche kobaltblaue Pulsieren und auf Domdonar zu, dessen Satansgesicht plötzlich riesengroße Verwirrung zeigte.
    Er schrie wie ein Wahnwitziger, wie ein Verzweifelter: »Thremedar…! Thremedur…! Thremedon…!« Und sein Gesicht war nichts anderes mehr als eine Handvoll konzentrierte Panik.
    Zamorras Schritt wurde nicht langsamer, die Schrittweite nicht kleiner. Seine beiden Arme zitterten nicht, und seine Beine zitterten auch nicht mehr.
    Er hatte mit dem Leben abgeschlossen. Sein Leben war praktisch jetzt schon zu Ende. Aber mit seiner allerletzten Lebenskraft wollte er nun zusammen mit dem größten aller Magier, mit Merlin, diese Ausgeburt der satanischen Finsternis vernichten - sie auflösen, daß es auch keine Spur mehr danach von ihm gab.
    Und der Lucifere, der gerade noch nach den Mächten der Tiefen geschrien hatte, jetzt war er ein Opfer der irren Panik geworden. Er schlug die Hände vor sein weißes und bleiches Gesicht. Verbarg seine glühenden Augen dahinter, drehte sich schon ab, um zu fliehen, als wie aus dem Boden gewachsen neben ihm die Seherin von Cumae auftauchte, ihn mit ihrer knöchernen Greisinnenhand daran hinderte zu fliehen und ihm dabei zurief: »Bleib stehen!«
    Aber auch jemand anderes stand wie von unsichtbaren, unzerreißbaren Fesseln gehalten - Professor Zamorra.
    Ein ausgebrannter Mann mit einem Amulett in schweißnassen Händen starrte blicklos in das Gesicht einer widerlich anzusehenden Hexe, der der Geifer über das häßliche Kinn lief.
    Mit einer lässigen Handbewegung verjagte sie das pulsierende Kobaltblau und die lebenden Fratzen. Die grellen und zuckenden Blitze verschwanden, das Brüllen in den Tiefen brach abrupt ab, und der Vesuv spie keine glühenden Flammenbahnen mehr in den sternenklaren Nachthimmel über Kampanien.
    »Komm, Zamorra…«, sagte sie zu dem Parapsychologen. Es klang nicht einmal wie ein Befehl.
    Es klang wie eine Einladung.
    Eine Einladung zum Sterben.
    Und Zamorra folgte der Einladung.
    Er konnte gar nicht anders.
    Er ging hinter Sibylle von Cumae her. Er ging an Domdonar, ihrem Sohn, vorbei. Er sah den Grotteneingang so deutlich, als ob es heller Tag sei, und er sah die Rückenpartie einer strahlend jungen Frau, die sich nun nach ihm umwandte und ihn anlächelte.
    Zamorra hatte noch nie eine Frau von dieser unwirklichen Schönheit gesehen.
    Er hatte schon immer gewußt, daß die geweihte Seherin Sibylle von Cumae eine der schönsten Frauen der Antike war.
    Und er gab ihr sein Lächeln als Antwort…
    ***
    Brigadiere Arturo Trifallini bewies in dieser Nacht in Kampanien, daß er nicht nur ein Könner in fremden Betten war, sondern auch eine anständige Portion Mut besaß, obwohl ihm diese eiskalte Sperre auch Angstschauer über den Rücken gejagt hatte.
    Für ihn war es inzwischen eine Tatsache, daß es dämonische Kräfte gab, die schier Unvorstellbares möglich machten.
    »Die Kotzerei von Sextus auch«, sagte er im Selbstgespräch und hörte dann seinen Kollegen verwundert fragen: »Wie soll ich das verstehen, Arturo?«
    »Ach, nichts«, meinte der. »Mensch, Luigi, sieh dir doch bloß mal diesen verdammten Pfeifenberg an. Der hat von einem Moment zum anderen ein Feuerwerk losgelassen, als ob Italien den ›Tag der bewaffneten Macht‹ feiern würde.«
    »Den gibt's doch seit Jahrzehnten nicht mehr…«
    »Hat es aber gegeben. Mein Vater hat mir oft davon erzählt, wie blau sie dann abends vom vielen Feiern waren. Auch so mit Raketen und noch mehr geschwollenen Reden. Aber mit geschwollenen Reden kriegen wir unseren Professore nie wieder zu Gesicht. Luigi, wir müssen uns was einfallen lassen.«
    Der glaubte inzwischen auch an die Existenz von schwarzen, magischen
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