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0091 - Lucifers Bücher

0091 - Lucifers Bücher

Titel: 0091 - Lucifers Bücher
Autoren: Kurt Brand
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diese Dämonen und Bestien nicht gewesen wären, und vor allen Dingen nicht das grausame Gesicht der geweihten Seherin, der er schon dreimal in seinem Leben in die dunklen, gnadenlosen Augen hatte sehen müssen.
    Er hatte schon immer Angst vor ihr gehabt…
    Die überwand er jetzt. Er rief seinen Männern einen neuen Befehl zu. Widerworte klangen auf.
    »Die wollen nicht, Arturo«, flüsterte Luigi.
    Sie wollten tatsächlich nicht näher an die Grotte heran.
    Da bewies Sextus, wer hier zu sagen hatte, und er zeigte den Italienern, wie grausam die Zeit zu Beginn der Zeitrechnung im alten Imperium war. Mit gezogenem Kurzschwert, ohne ein weiteres Wort zu sagen, drang er auf den lautesten Randalierer ein. Dann blitzte die Klinge im Sternenlicht auf. Ein Mann stieß einen Schrei aus, kippte aus dem Sattel, krachte zu Boden und atmete nicht mehr.
    Sextus hatte gnadenlos das Leben eines Sklaven seiner Herrin ausgelöscht.
    »Madonna!« stieß Trifallini aus. »Mio dio, haben die hier Sitten und Gebräuche…«
    Dann ritt die achtköpfige Gruppe weiter durch die Nacht in Richtung auf die Grotte der wahrhaftigen Bücher zu, wohin der Professor vor knapp einer halben Stunde gegangen war.
    Plötzlich prallte das Pferd von Sextus gegen ein Hindernis. Der Aufprall war so stark, daß der Reiter aus dem Sattel flog. Ein paar Herzschläge lang schrie der Römer vor Entsetzen auf. Im nächsten Augenblick waren Trifallini und Mente neben ihm. »Ecce! Ecce!« stieß Sextus wie geistesgestört aus und nahm die Hand eines jeden.
    »O Santo Padre!« rief Trifallini und wich wie vor dem Leibhaftigen zurück. Sein Verstand wollte nicht wahrhaben, was er gefühlt hatte - eine unsichtbare Sperre! Eine Sperre, die eiskalt war und wie eine Mauer in die Höhe führte.
    Eine Sperre, die sie daran hinderte, sich der Grotte noch mehr zu nähern.
    »Hier hat der Satan seine Hand im Spiel«, sagte der zitternde Carabiniere Mente und bekreuzigte sich. »Das gibt's doch nicht! Das kann es doch gar nicht geben. Verdammt noch mal, Arturo, sag doch was… Sag was…!«
    Der sagte auch etwas. »So, das kann es nicht geben? Und wieso sind wir in dieser beschissenen Zeit und im fremden Kampanien, und warum nicht in Florenz? Das kann es doch auch nicht geben, oder…?«
    Hinter ihnen jagten die übrigen Sklavenreiter der Mater-Domina, von panischem Entsetzen verfolgt, durch die sternenklare Nacht davon.
    Sextus unternahm nicht den Ansatz zu einem Versuch, die Männer aufzuhalten und zum Bleiben zu befehlen.
    Ihm war vor Entsetzen und Grauen schlecht geworden.
    ***
    Zamorra fühlte den Eingang der Grotte, aber er sah ihn nicht.
    In der Ferne grollte der Vesuv.
    War es ein warnendes Zeichen der Mächte der Finsternis, sich der Grotte der wahrhaftigen Bücher nicht noch mehr zu nähern? Das Amulett strahlte eine kaum zu ertragende Hitze aus. Sogar die silberne Kette, an der es hing, begann, sich zu erwärmen. Die Angst in Zamorra fand kein Ende.
    Achte auf die Bücher der Hölle! hatte man ihm aus dem Para heraus zugerufen.
    Es war kein Trost zu wissen, daß diese höllischen Bücher im Jahr 83 vor der Zeitwende vernichtet werden würden.
    Zu spät für ihn. Viel zu spät.
    Wenn nur nicht diese hundsgemeine Angst gewesen wäre. Und er konnte das Gesicht der Hexe Sibylle nicht vergessen. Es war furchtbarer anzusehen gewesen als das Heer der fürchterlichen Dämonen und Bestien.
    Der ausgestreckte Arm mit dem Amulett in der geschlossenen Hand zitterte immer stärker. Der Professor wurde sich klar, daß er dem körperlichen Zusammenbruch nahe war. Die Nervenbelastungen der vielen letzten Stunden waren zu groß gewesen.
    Da veränderte sich die Nacht. Das Schwarz vor ihm nahm ein anderes Aussehen an.
    Kobaltblau!
    Diese Farbe mußte mit der Seherin oder Domdonar zusammenhängen.
    »Maximus…«, flüsterte Zamorra und dachte an den größten aller Magier, an Merlin, doch sein Suchruf brachte ihm keine Stärkung. Er war allein mit seinem Amulett und dem magischen Schutzfeld, das ihn umgab.
    Das Leuchten des Kobaltblau nahm an Kraft zu. Es dehnte sich auch aus. Nach rechts und links, nicht in die Höhe. In diesem Bereich veränderte es sich nicht. Es schien dem Parapsychologen, als wolle die Leuchtfarbe ihm den Anblick des feuerspeienden Vesuvs nicht rauben.
    Aus dem Kobaltblau schälten sich die Umrisse eines Mannes heraus, dessen glühende Augen der Blickfang waren. Zamorra erkannte ihn sofort wieder.
    Domdonar, der Hellseher aus Rom und Florenz, stand vor ihm,
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