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0088 - Der Guru aus dem Totenreich

0088 - Der Guru aus dem Totenreich

Titel: 0088 - Der Guru aus dem Totenreich
Autoren: Franc Helgath
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einzige Frage. Nicoles morgendliche Fröhlichkeit schmolz dahin wie Butter in der Sonne.
    »Du machst dir doch nicht etwa Sorgen, Chef?«
    Zamorra zuckte mit den Schultern.
    »Ich weiß nicht«, sagte er.
    »Dann weiß ich’s«, meinte Nicole resignierend. »Es hat etwas mit deinem Amulett zu tun?«
    Der Professor schüttelte den Kopf. Er hatte es nicht umgelegt. Es ruhte seit ihrer Ankunft im Hotelsafe, um alle Risiken auszuschließen. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, daß das wertvolle Medaillon ihm abhanden gekommen wäre. Nicht auszudenken, wenn es in die falschen Hände geriet. In den Fängen eines Unwürdigen konnte das silberne Amulett Leonardo de Montagnes zu einer Zeitbombe werden, die niemand mehr zu entschärfen vermochte.
    »Wir sollten uns erkundigen, ob Mister Beckel noch auf seinem Zimmer ist«, meinte er vage, winkte einen Ober herbei und zeichnete die Rechnung ab.
    Sie stiegen die Treppe hinauf zur Rezeption, denn der Coffee Shop befand sich auf der Rückseite des Gebäudes im Souterrain. Ein riesiger nierenförmiger Swimmingpool — einer von dreien — spiegelte die Vormittagssonne wider.
    Im ausgedehnten schlauchförmigen Foyer mit den wertvollen Kristallüstern und Vitrinen, in denen heimischer Schmuck ausgestellt war, steuerte Professor Zamorra zielstrebig den Palisandertresen an. Wie immer war der Empfang mit drei Männern besetzt, die alle drei neugierig den Hotelgast ansahen. Sie waren es nicht gewohnt, daß ein Mann ein hübsches Mädchen hinter sich herzog. Nicole konnte ihrem Chef kaum folgen. Im Oberoi ging man nicht. Man schritt oder man wandelte. Der Dienstälteste der Rezeption zog indigniert die Augenbrauen zusammen. Das Panikgefühl in Professor Zamorra war angewachsen.
    »Schnell«, sagte er. »Verbinden Sie mich bitte sofort mit dem Zimmer von Mister Graham Beckel. Zimmer 610. Bitte schlafen Sie nicht ein, Monsieur.«
    In der Eile hatte er französisch gesprochen, und der Mann verstand kein Wort. Professor Zamorra wiederholte sein Anliegen auf Englisch.
    »Gehen Sie bitte in Kabine Nummer 4«, meinte der Mann, der seinen Wunsch entgegennahm.
    »Zum Teufel!« wurde Zamorra lauter und nahm dem Braununiformierten den Telefonhörer aus der Hand. Die Zimmernummer war mit der Telefonnummer identisch. Er wählte. Der Hotelangestellte sah zur Seite. Er war bessere Manieren gewöhnt.
    Doch Professor Zamorra pfiff auf Umgangsformen, wenn es vielleicht um ein Menschenleben ging.
    Und hier ging es um das Leben von Graham Beckel. Inzwischen waren seine Ahnungen so übermächtig in ihm geworden, daß er jeden Eid darauf geleistet hätte.
    Entnervend klang das Tuten an seine Ohren. Es hob niemand ab. Zamorra schlug die Gabel dem Gehäuse entgegen und versuchte es aufs neue.
    »Der Gast von Zimmer 610 ist nicht auf seinem Zimmer«, meldete sich der Empfangschef. »Sein Schlüssel liegt im Fach.«
    »Dann geben Sie her.«
    »Das darf ich nicht, Sir.«
    Zamorra stieß innerlich einen Fluch aus. Er ließ ihn nicht laut werden. Doch dann bemühte er sich um Ruhe.
    Der Hotelangestellte durfte seine Kompetenzen nicht überschreiten, und für den Normalfall war das auch richtig so.
    Aber Graham Beckels plötzliches Verschwinden war kein Normalfall mehr. Professor Zamorra wußte es!
    Er holte die Quittung für seine Safe-Einlage aus der Brieftasche.
    »Geben Sie mir das«, sagte er und reichte den blauen Zettel über den breiten Tresen.
    »Das kann ich für Sie tun, Sir«, meinte der Empfangs-Chef. Diesmal spurte er, als wolle er den Hotelgast dafür entschädigen, daß er ihm Beckels Schlüssel nicht aushändigen durfte. Sekunden später hatte er eine Schmuckschatulle aus einem verchromten Behälter geholt und vor Professor Zamorra gelegt. Zamorra nahm die Schatulle an sich und quittierte den Empfang. Dann hastete er mit Nicole an der Hand auf die Lifts zu. Der Empfangschef schaute ihm pikiert nach und wandte sich wieder anderen Arbeiten zu.
    Zamorra drückte den Knopf zum sechsten Stock. Das Zimmer Nummer 610 lag aus der linken Seite.
    Die Tür zu Beckels Appartement stand offen. Davor ein Putzwagen. Der Reinigungsdienst war unterwegs.
    Zwei Inderinnen machten sich im Raum zu schaffen. Das Bett war gemacht.
    Es bedurfte nur eines geringen Trinkgelds, um zu erfahren, daß das Bett nicht vom Zimmerdienst gemacht worden war. Der Auskunft nach war Graham Beckel die Nacht über nicht in seinem Zimmer gewesen. Die beiden Mädchen hatten das Bett unberührt vorgefunden.
    Professor Zamorra sah seinen
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