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0088 - Der Guru aus dem Totenreich

0088 - Der Guru aus dem Totenreich

Titel: 0088 - Der Guru aus dem Totenreich
Autoren: Franc Helgath
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hätte er seiner Hilflosigkeit nicht Ausdruck verleihen können. Nichts wies darauf hin, daß er eine Möglichkeit sah, die drei verschwundenen Weißen wiederzufinden. Er war nicht um seine Aufgabe zu beneiden.
    Offiziell wurde die Einwohnerzahl Delhis mit vier Millionen angegeben. Doppelt so viele waren es ungefähr, und jährlich kamen genügend Zuwanderer hinzu, mit denen allein man eine europäische Großstadt bis in den letzten Winkel hätte bevölkern können.
    Seufzend stand Richard Roudington auf.
    »Ich werde mit Ihnen zurück ins Hotel fahren«, sagte er. »Vielleicht haben Sie sich doch getäuscht und sich ganz umsonst Sorgen gemacht.«
    Seine Stimme klang ohne jede Hoffnung.
    Für ihn würde von Mister Graham Beckel nicht mehr bleiben als eine Aktennotiz in einem Ordner mit dem Briefwechsel mit der amerikanischen Botschaft und schließlich mit dem Vermerk »Unerledigt«.
    Es gab eine Menge dieser Ordner.
    ***
    Professor Zamorra hatte sich nicht getäuscht. Zusammen mit zwei anderen Beamten durchsuchte Richard Roudington Graham Beckels Appartement. Die Anzüge des Amerikaners hingen bis auf jenen im Schrank, den er vergangene Nacht getragen hatte.
    Roudington und seine Leute entledigten sich ihrer Aufgabe lustlos. Es war das dritte Mal innerhalb einer Woche, daß sie ein Zimmer im Oberoi Interconti filzten und immer wieder auf dasselbe Bild stießen. Jemand hatte sein Appartement wie zu einem Spaziergang verlassen und war nicht wieder aufgetaucht.
    Inzwischen waren die Wachen im Park vor dem Hotel zwar verstärkt und bewaffnet worden, doch auch sie konnten die Gäste nicht daran hindern, zu jeder beliebigen Zeit ihrer Wege zu gehen.
    Hotelmanager Ras Baker, ein Halbinder, zeigte sich untröstlich über den Vorfall und bat Zamorra händeringend, den übrigen Gästen nichts vom Verschwinden Beckels und der anderen beiden Gäste zu erzählen.
    Professor Zamorra erklärte sich unter der Voraussetzung einverstanden, daß jeder Hotelgast, der das Oberoi nach Einbruch der Dunkelheit verließ, mit dem Hinweis gewarnt würde, Terroristen würden in der Stadt ihr Unwesen treiben und man solle deshalb keine Örtlichkeiten aufsuchen, die von ihrer Verschwiegenheit oder Abgelegenheit her einem Übergriff Vorschub leisten würden.
    Ras Baker erklärte sich einverstanden und atmete erleichtert auf.
    Der Nachmittag war über den Untersuchungen verstrichen, und weder Zamorra noch Nicole hatte danach Lust, noch irgend etwas zu unternehmen. Ohnehin war die Nacht vorher für sie beide nur sehr kurz gewesen. Sie legten sich früh schlafen.
    Zamorra wurde das Gefühl nicht mehr los, daß es für sie beide bald drunter und drüber gehen würde.
    Bevor er sich zu Bett legte, holte er sein silbernes Amulett aus der Schatulle und legte es sich um den Hals. Es lag warm auf seiner Brust.
    Zamorra kam es vor, als käme diese Wärme wellenförmig. Langsam schaukelte sie ihn in einen tiefen und traumlosen Schlaf.
    ***
    Wie eine Spinne ihre Beute einwebt, um sie für später aufzuheben, hatte auch der Dämonenguru die Beute seiner letzten Nacht eingewickelt. Ihm war nichts anderes übriggeblieben, denn als er den Verbrennungsplatz erreicht hatte, kroch der Morgen schon grau über die Ebene des Ostens.
    Und Rudrasvin, der vergessene Drachengott, scheute das Licht des Tages. Sein Geistkörper widerstand dem Sonnenlicht noch nicht. Das würde sich ändern.
    Schon sehr bald.
    Sadhu Shandri ging in die Hocke und begann, mit bloßen Händen zu graben. Das Versteck war geschickt gewählt. Er würde sein Opfer noch lebend antreffen, denn er hatte den Kopf in einen der herumliegenden Kartons verpackt und Asche darübergehäuft. Der Hügel war nicht aufgefallen inmitten all der anderen, und ein Knebel hinderte den Weißen mit dem blonden kurzen Haar am Schreien.
    Als der Guru den Mann ausgepackt hatte, war der dem Tod bereits näher als dem Leben.
    Shandri legte sein Ohr auf die Brust, des Amerikaners und nickte zufrieden. Das Herz schlug noch, und mehr war nicht nötig.
    Rudrasvin brauchte nur die Lebenskraft des Mannes, um- an ihr selbst zu erstarken.
    Der Guru nahm seinem Gefangenen den Knebel aus dem Mund. Graham Beckel drehte sich zur Seite und übergab sich. Shandri klopfte ihm dabei auf den Rücken, damit der Mann nicht vor der Zeit erstickte.
    Die Nacht war windig. Jede Opfernacht war ein Stück windiger geworden. Heute konnte es stürmen.
    Heute konnte es sein, daß der unselige Heilige seinem Ziel ein gewaltiges Stück näher kam.
    Drei
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