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0088 - Der Friedhof des Schreckens

0088 - Der Friedhof des Schreckens

Titel: 0088 - Der Friedhof des Schreckens
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Sir.«
    »Wer sagt das?« fragte ich unwirsch.
    »Es.«
    »Es?«
    »Das Böse. Es will nicht, daß ich es beschreibe.«
    »Wieso wissen Sie das?«
    »Das Verbot befindet sich in meinem Kopf.«
    »Hören Sie, Officer. Es ist möglicherweise sehr wichtig, daß ich weiß, wie das Ding ausgesehen hat, das Sie gesehen haben. Deshalb müssen Sie es beschreiben.«
    »Ich… darf nicht…«, presste George Hunnicutt heiser hervor. Fingerdick glänzte der Schweiß mit einemmal auf seiner Stirn.
    »Haben Sie Angst, Hunnicutt?«
    »Ja.«
    »Sie befinden sich in der Police Station. Ich bin bei Ihnen. Was kann Ihnen hier schon zustoßen, wenn Sie reden?«
    George Hunnicutt schaute mich mit großen, furchtvollen Augen an.
    »Das Böse ist überall, Sir.«
    »Auch hier?«
    »Auch hier!« bestätigte der Officer.
    »Können Sie es sehen?«
    »Nein. Aber ich fühle seine gefährliche Nähe.«
    Ich rückte mit meinem Stuhl etwas näher an den Polizisten heran, fingerte meine Zigaretten aus dem Jackett, hielt ihm die Packung hin. Er bediente sich. Ich nahm mir auch ein Stäbchen.
    Wir rauchten und redeten nicht über das, was Hunnicutt im Augenblick quälte und ängstigte. Erst als wir fertig geraucht hatten, meinte ich: »Sie sind doch bestimmt mit mir der Meinung, daß dem Treiben der ›Hot Devils‹ ein Riegel vorgeschoben werden muß.«
    Hunnicutt nickte hastig. »Sonst gibt es eine Katastrophe.«
    »Als Polizeibeamter sind Sie verpflichtet, mich nach besten Kräften zu unterstützen, Officer.«
    »Ich habe Sie ausführlich informiert, Sir.«
    »Nicht ganz. Sie haben etwas ausgelassen.«
    George Hunnicutt blickte mich flehend an. »Ersparen Sie es mir, darüber zu sprechen.«
    »Das kann ich nicht.«
    Hunnicutt holte tief Luft. »Na schön. Wenn Sie darauf bestehen… Ich sah…«
    Weiter kam er nicht.
    Er zuckte plötzlich heftig zusammen und stieß einen krächzenden Schrei aus. Seine Augen weiteten sich in namenlosem Grauen.
    »S-i-n-c-l-a-i-r!« kam es kaum hörbar aus seinem Mund. »Helfen… Sie… mir…!«
    Ich wußte nicht, was mit ihm los war. Sein Mund klaffte auf. Er japste verzweifelt, schien jedoch keine Luft in die Lungen zu kriegen.
    Seine Augen quollen aus den Höhlen. Er schien sich gegen einen unsichtbaren Angreifer zur Wehr zu setzen.
    Wie sollte ich dem Mann, dessen Leben zweifellos in größter Gefahr war, helfen?
    Plötzlich wußte ich es.
    Ich sprang auf.
    Ich sah die Abdrücke von würgenden Händen an George Hunnicutts Hals. Die Hände waren nicht zu sehen. Nur die Druckstellen.
    Hunnicutt bäumte sich verzweifelt auf. Er wollte schreien, doch seiner Kehle entrang sich nicht der leiseste Laut.
    Ich stieß den Stuhl, auf dem ich rittlings gesessen hatte, beiseite. Er fiel polternd um.
    Das Geräusch holte Raymond Guillerman und Charles Doyle von nebenan in den Raum.
    »Um Himmels Willen…!« stieß Guillerman aufgeregt hervor.
    »Draußenbleiben!« schrie ich.
    Gleichzeitig riß ich mein Hemd auf und nahm das silberne Kruzifix ab, das ich stets um den Hals trage.
    Das Kreuz stellt eine meiner wirksamsten Waffen im Kampf gegen das Böse dar. Es birgt die Kräfte des Guten in sich.
    Vier Erzengel hatten an den Kreuzenden ihre Zeichen hinterlassen.
    Mit dem Kruzifix in der Rechten, stürzte ich mich auf George Hunnicutt. Der Mann war einer Ohnmacht nahe.
    Ich schlug mit dem geweihten Silberkreuz zu. Ein fremdartiges Zischen erfüllte den Raum. Die Eindrücke der würgenden Hände verschwanden.
    Officer Hunnicutt bekam wieder Luft. Er hustete und atmete gierig. Er massierte seine schmerzende Kehle.
    »Sehen Sie…«, krächzte er mit verzerrtem Gesicht. »Ich hat’s gesagt. Ich darf nicht darüber reden. Und ich werde auch keinen zweiten Versuch unternehmen. Können Sie das verstehen?«
    »Natürlich, Officer«, sagte ich ernst.
    Hunnicutt blickte auf mein Silberkreuz. »Sie haben mir das Leben gerettet, Sir. Ich danke Ihnen.«
    »Keine Ursache. Ich würd’s immer wieder tun.«
    »Was werden Sie jetzt unternehmen?«
    »Ich werde die Chelsea Hall aufsuchen«, sagte ich.
    »Sehen Sie sich vor, Sir. Dort kann es für Sie verdammt gefährlich werden.«
    »Ich bin es gewöhnt, mich mit den Mächten der Finsternis herumzuschlagen«, erwiderte ich.
    Raymond Guillerman und Charles Doyle steckten ihre Köpfe wieder zur Tür herein. »Ist die Luft rein?« fragten sie.
    »Ja«, antwortete ich.
    »Was ist passiert?« wollte Guillerman wissen.
    Ich wies auf Hunnicutt. »Er wird es Ihnen berichten. Gute Nacht, meine
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