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0088 - Der Friedhof des Schreckens

0088 - Der Friedhof des Schreckens

Titel: 0088 - Der Friedhof des Schreckens
Autoren: Friedrich Tenkrat
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sich auf seine Brust und stoppte ihn.
    Eine eisige Kälte strömte auf ihn über.
    »Sheila!« schrie er, doch niemand schien ihn zu hören.
    Kein Mensch nahm von ihm Notiz.
    Sheila ging weiter.
    Sie hatte nur noch wenige Schritte bis zu den Stufen. Bill fing zu Schwitzen an. »Sheila, bleib stehen!« brüllte er.
    Gleichzeitig steppte er blitzschnell zur Seite und rannte an der Geisterhand vorbei. Doch er kam nicht weit. Schon nach dem dritten Schritt packte ihn die Spukhand und riß ihn brutal zurück.
    Sheila Conolly langte bei den Stufen an. Immer wilder, immer ekstatischer wurden ihre Bewegungen. Tanzend stieg sie die Stufen zur Bühne hinauf.
    Verzückt watete sie durch den dichten Nebel, der die Bühne bedeckte. Geisterhaftes Licht hüllte sie ein. Es ließ nicht mehr von ihr ab.
    Sheila ging aus sich heraus. Sie tanzte herausfordernd, aufreizend und lasziv. Sie war eine andere geworden, schien ihren Körper dem Teufel persönlich zum Geschenk machen zu wollen.
    »Sheila!« schrie Bill Conolly. »Komm herunter!«
    Doch er existierte nicht mehr für seine Frau.
    Sie schien bereits einem anderen zu gehören. Ihre Miene drückte höchstes Vergnügen aus. Bill wollte erneut losstürmen.
    Abermals stoppte ihn die kalte Geisterhand. Erneut vernahm er dieses feindselige Knurren.
    Er schien der einzige im Saal zu sein, der noch Herr seiner Sinne war. Die anderen nahmen keinerlei Notiz von ihm.
    Wutentbrannt schlug Bill die unheimliche Hand zur Seite. Auf der Bühne drehte sich Sheila.
    Schneller.
    Immer schneller.
    Wie wurde zu einem menschlichen Kreisel. Bill erkannte, daß sie aufhören wollte, sich pausenlos zu drehen, doch sie konnte es nicht.
    Sie war gezwungen, sich immerzu weiterzudrehen. Verzweiflung verzerrte ihr Gesicht. Angst funkelte mit einemmal in ihren weit aufgerissenen Augen. Panik befiel sie.
    Sie schrie um Hilfe, doch ihr Schrei prallte gegen eine kalte Mauer, wurde – außer von Bill – von niemandem gehört.
    Der Reporter jagte los.
    Diesmal war er gewitzt.
    Als ihn die Geisterhand erneut packen und zurückreißen wollte, wich er blitzschnell aus. Seine Faust schlug gleichzeitig von oben nach unten. Er traf die Spukpranke.
    Sie knallte auf den Boden.
    Bill setzte seinen Weg fort. Atemlos rannte er die Stufen hinauf. Sheila schrie nun schon so schrill, daß sich Bills Haare sträubten.
    Sie kreischte, als befände sie sich in Lebensgefahr. Doch niemand im Saal schien mitzubekommen, welches Drama sich in diesem Moment auf der Bühne abspielte.
    Blitze rasten zwischen Bill und Sheila hindurch.
    Der Reporter prallte gegen ein unsichtbares Kraftfeld. Er war nur eine Armlänge von seiner Frau entfernt, konnte sich jedoch nicht anfassen, war nicht in der Lage, ihr zu helfen.
    Jenes geisterhafte Licht, von dem Sheila Conolly eingehüllt war, drang plötzlich in ihren Körper ein.
    Und je mehr ihr Leib von diesem spukhaften Schein in sich aufnahm, desto mehr verwischten ihre Konturen.
    Bald war sie nur noch eine schemenhafte Gestalt – im Begriff, sich vollends aufzulösen.
    Bill tobte vor Angst um seine Frau.
    Ungestüm rannte er immer wieder gegen das harte Kraftfeld an. Doch so sehr er sich auch bemühte, diese unsichtbare Wand zu durchstoßen, es gelang ihm nicht.
    Sheilas Körper wurde zu einem trüben Etwas, das ganz langsam zerfaserte. Und als Sheila Conolly dann plötzlich verschwunden war, glaubte Bill, sein Herz würde stehen bleiben.
    »Aufhören!« brüllte er rasend vor Wut. »Aufhören!«
    Er wollte das Spiel der Band stoppen. Doch ehe er einem der Musiker das Instrument aus der Hand reißen konnte, griff ihn wieder die Geisterhand an.
    Bill war blind vor Zorn.
    Das war sein Fehler.
    Die Geisterhand nützte seine Konzentrationsschwäche sofort aus. Sie fintierte. Bill fiel prompt darauf herein. Seine Faust schoß ins Leere. Und er kassierte einen Treffer, der ihm augenblicklich die Besinnung raubte.
    ***
    Beunruhigt sprang ich aus meinem Bentley.
    Die Polizeistation von Chelsea war in einem alten Backsteingebäude untergebracht. Ich dachte an Sheila und Bill Conolly, und mir rieselte es kalt den Rücken hinunter.
    Ich war gespannt, was Officer Hunnicutt mir erzählen würde.
    Hastig betrat ich das Gebäude. Ein Uniformierter erhob sich. »Oberinspektor Sinclair?«
    »Ja.«
    »Verzeihen Sie, daß ich Sie um diese Zeit noch belästigt habe…«
    »Geschenkt. Wo ist ihr Kollege?«
    »Nebenan. Officer Doyle ist bei ihm. Hunnicutt zittert wie Espenlaub. Er befürchtet, es könnte ihm etwas
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