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0088 - Der Friedhof des Schreckens

0088 - Der Friedhof des Schreckens

Titel: 0088 - Der Friedhof des Schreckens
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Friedhofsszene, die mittels der elektronischen Apparaturen auf die Bühne projizicrt worden war, versickerte in der Dunkelheit.
    Plötzlich ein peitschender Akkord.
    Es gab wohl niemanden im Saal – einschließlich Bill Conolly –, der in diesem Augenblick nicht heftig zusammengezuckt wäre.
    In der Finsternis leuchteten bleiche Fratzen auf. Grauenerregend sahen sie aus. Masken, die einen unvorstellbar grausamen Ausdruck hatten.
    Augen, in denen das Feuer der Hölle zu lodern schien. Raubtierzähne, Totenvisagen, Monstergesichter, die tatsächlich zu leben schienen.
    Damit auch die Zuschauer auf den billigen Plätzen die volle Scheußlichkeit der Fratzen mitbekamen, erschienen diese auf einer überdimensionalen Projektionswand.
    Jeder Anwesende fühlte sich persönlich von den Bestien auf der Bühne angestarrt. Der brennende Blick dieser Horrorwesen schlug jeden einzelnen Zuschauer in seinen Bann.
    Die Leute fühlten sich auf eine seltsame Weise bedroht. Ihre ängstlichen Herzen begannen schneller zu schlagen.
    Und zu alldem gab es die harte, aggressive Musik einer Rock-Band, deren raketenhafter Senkrechtstart in der Showbranche beispiellos war.
    Dröhnend und hämmernd war der Einstieg der Band. Bill merkte, wie sein Brustkorb von dieser irren Lärmorgie zum Vibrieren gebracht wurde.
    Der Sound ging ihm durch Mark und Bein. Er fühlte sich ausgefüllt davon. Nichts anderes schien daneben noch Platz zu haben.
    Sheila schien es genauso zu ergehen. Ihre Hand löste sich aus der von Bill. Gebannt starrte sie zur Bühne, auf der nun nach und nach mehr von den vier Musikern zu erkennen war.
    Kein einziger sah wie ein Mensch aus.
    Sie ähnelten eher Höllenkreaturen, und was wie eine Maske aussah, schien keine Maske zu sein.
    Mitleidlos und brutal attackierte ihr Sound die Zuschauer. Die erste Nummer nahm zehn Minuten in Anspruch.
    Fast übergangslos brachten die ›Hot Devils‹ den zweiten Titel. Sie gönnten ihrem Publikum keine Verschnaufpause, ließen die Leute nicht einmal applaudieren.
    Die zweite Komposition löste im Saal einen lähmenden Schock aus. Bill bekam die Gänsehaut. Er erkannte, daß er kaum noch Herr seiner Sinne war.
    Die Musik verformte seinen Charakter. Er glaubte mit einemmal, ein Herz aus Stein in seiner Brust zu haben.
    Erschrocken schüttelte er den Kopf. Er wollte sich dem gefährlichen Einfluss der dröhnenden Rock-Rhythmen entziehen.
    Sein Blick fiel auf Sheila. Er zuckte zusammen, als wäre ein Stromstoß durch seinen Körper gefahren.
    Sheila war kaum noch wiederzuerkennen. Es war nichts Liebenswertes mehr an ihr. Haß und Aggression funkelten in ihren Augen.
    Ihre Miene drückte den Wunsch aus, Böses zu tun. Bill legte in großer Sorge die Hand auf Sheilas Schulter. Er schüttelte seine Frau.
    »Sheila! Sheila!«
    Doch Sheila Conolly reagierte nicht. Sie war zu sehr von der grassierenden Massenhysterie befallen, der sich auch Bill kaum noch entziehen konnte.
    Grelle Lichteffekte flammten auf.
    Lichtkanonen schossen ihre bunten Kaskaden in den Saal hinein. Noch nie gehörte Geräusche und übernatürliche Klänge überlagerten die Rockmusik.
    Videoprojektionen ließen auf der Bühne ein höllisches Chaos entstehen. Nebelschwaden umhüllten Schauerszenen, die an Grauen nicht zu überbieten waren.
    Bill Conolly hatte den Eindruck, der Boden würde unter seinen Füßen beben. Er kämpfte hartnäckig gegen die Einflüsse an, die seine persönlichen Gedanken ausschalten wollten.
    Aus dem Nichts schwebte eine Geisterhand an den Zuschauern, die in der ersten Reihe saßen, vorbei.
    Eine alte graue Hand, halb durchsichtig, mit knotigen Fingern und langen, krallenartigen Fingernägeln.
    Sie schwebte dicht an den Gesichtern der Leute vorbei und blieb vor Sheila Conolly abrupt hängen.
    Der dürre Zeigefinger wies fordern auf die blonde Frau.
    Entsetzt sah Bill, wie Sheila sich erhob.
    Die Geisterhand wies auf die Bühne, und Sheila setzte sich in Bewegung. Sie hob träge die Arme. Ihr geschmeidiger Körper setzte die stampfenden Rhythmen in ekstatische Bewegungen um.
    Tanzend entfernte sie sich von Bill.
    Der Reporter sprang auf. »Sheila, bleib hier!«
    Seine Frau hörte ihn nicht. Sie setzte ihren Weg zu den Bühnenstufen fort. Bill wollte sie dort nicht hinauflassen.
    Er befürchtete, daß mit Sheila dort oben etwas Schreckliches passieren würde. Deshalb wollte er sie zurückholen.
    Als er den ersten Schritt machte, vernahm er ein bösartiges Knurren.
    Die graue, halb durchsichtige Hand legte
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