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0088 - Der Friedhof des Schreckens

0088 - Der Friedhof des Schreckens

Titel: 0088 - Der Friedhof des Schreckens
Autoren: Friedrich Tenkrat
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entgegen.
    »Sir?«
    Ich winkte ab. »Bemühen Sie sich nicht. Ich kriege die Tür schon allein auf.«
    Der Livrierte wies mit dem Daumen auf die Tür. »Da dürfen sie jetzt nicht hinein.«
    »Wieso nicht?«
    »Sie würden die Vorstellung stören. Noch dazu ohne Eintrittskarte…«
    »Ich besitze etwas Besseres als eine Eintrittskarte«, sagte ich.
    »Das bezweifle ich.«
    Ich zückte zum zweitenmal meinen Yard-Ausweis. Der Livrierte lächelte verlegen und meinte: »Das ist natürlich etwas anderes, Sir.«
    Er machte mir die Tür auf und erwartete nicht einmal Trinkgeld dafür. Ich betrat den bis zum Bersten vollen Saal.
    Auf der Bühne tobten die als Monster verkleideten Musiker. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, daß Brutalität, Mord und Totschlag in der Luft hingen.
    Die Leute schienen der Welt weit entrückt zu sein. Hart und grausam waren ihre Mienen. Gebannt verfolgten sie, was ihnen auf der Bühne geboten wurde.
    Ich war davon überzeugt, daß ich jeden von ihnen hätte anbrüllen können, ohne gehört zu werden. Die harte Rockmusik hatte sie in gefährliche Trance versetzt.
    Sie nahmen in diesem Zustand bereitwillig alles auf, was ihnen die Horror-Band auf audiovisueller Basis übermittelte.
    Ich spürte die Kraft des Bösen, die sich im Saal bis in den letzten Winkel ausgebreitet hatte.
    Die Macht der Finsternis versuchte auch mich in ihren Bann zu schlagen. Ich spürte die Angriffe, die nur deshalb wirkungslos von mir abprallten, weil mich mein geweihtes Silberkreuz vom Einfluss des Bösen bewahrte.
    Deutlich fühlte ich ein Prickeln auf meiner Brust.
    Die unsichtbaren Attacken der Gegenseite hatten automatisch die Kräfte, die sich in meinem Kreuz befanden, aktiviert.
    Ich eilte durch den Saal, lief in Richtung Bühne.
    Ich war sicher, Sheila und Bill Conolly in der gleichen Verfassung anzutreffen, in der sich das gesamte Publikum befand.
    Warum hätte das Böse ausgerechnet meine Freunde verschonen sollen?
    Je weiter ich nach vorn kam, desto schneller ging ich. Der hämmernde Rock ließ meine Knochen vibrieren.
    Je näher ich den vier verkleideten Musikern kam, desto intensiver spürte ich das Unheil, das von ihnen und ihrer Musik ausging.
    Ich erreichte die erste Reihe.
    Alle Stühle waren besetzt. Bis auf zwei.
    Sie waren leer. Sheila und Bill befanden sich nicht mehr im Saal.
    Bei dieser Wahrnehmung zog sich unwillkürlich meine Kopfhaut zusammen!
    ***
    Sheila Conolly fröstelte in ihrem dünnen fliederfarbenen Kleid.
    Sie fand nur ganz langsam zu sich selbst zurück. Was sich während des Konzerts der ›Hot Devils‹ ereignet hatte, entzog sich ihrer Kenntnis.
    Sie wußte nichts von der Geisterhand, die auf sie gewiesen und sie auf die Bühne geschickt hatte. Sie hatte keine Ahnung, daß sie auf der Bühne wie von Sinnen getanzt hatte.
    Aber sie erinnerte sich entfernt an jenes seltsame Licht, das in ihren Körper eingedrungen war und sie fortgeholt hatte.
    Fort – wohin?
    Sheila fragte sich, wo sie sich befand.
    Zum erstenmal seit langem schaute sie sich wieder bewußt um, und sofort fuhr ihr ein eisiger Schrecken in die Glieder.
    Sie befand sich auf einem Friedhof!
    Ringsherum erhoben sich graue Grabsteine. Unkraut wucherte auf und zwischen den verwilderten Hügeln.
    Sheila kannte diesen alten Friedhof, der nicht mehr belegt zu werden schien, nicht. Sie war sicher, daß sie hier noch niemals gewesen war.
    Ein kalter Wind strich über ihren Körper. Sie schüttelte sich. Die Szene war unheimlich. Sheila bekam Angst.
    Wo war Bill?
    Sheila suchte ihn. War auch er auf diese unerklärliche Weise hierher gekommen?
    »Bill!« rief Sheila Conolly zaghaft. Ihr Ruf wurde ihr von den Lippen gerissen. Der Wind trug ihn fort und zerfaserte ihn.
    »Bill?« rief Sheila noch einmal furchtsam.
    Doch Bill antwortete ihr nicht. Stattdessen krochen feuchte Nebelfetzen über die Gräber. Sie krochen direkt auf Sheila zu.
    Die junge hübsche Frau fürchtete sich davor. Sie wandte sich um, wollte vor den herankriechenden Schwaden fliehen.
    Da erblickte sie am Ende des Friedhofs eine verwitterte Hütte. Die Bretter, aus denen sie bestand, wirkten grau und unansehnlich.
    Die Hütte schien von Wind und Wetter arg in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein. Der Schnee vom letzten Winter schien sie niedergedrückt zu haben.
    Es gab daran keinen einzigen rechten Winkel mehr.
    Damit sie nicht ganz in sich zusammenfiel, war sie von jemandem, der kein Fachmann war, notdürftig ausgebessert worden.
    Ein seltsamer,
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