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0088 - Der Friedhof des Schreckens

0088 - Der Friedhof des Schreckens

Titel: 0088 - Der Friedhof des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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dürrer Baum ragte neben der Hütte auf. Seine Äste wirkten wie Spinnenbeine, die ständig zitternd in Bewegung waren.
    Der graue Nebel kam Sheila immer näher.
    Es schien sich geisterhaftes Leben in ihm zu befinden.
    Zielstrebig kroch er auf die blonde Frau zu.
    Sheila glaubte zu sehen, wie aus den Nebelfetzen Arme wuchsen. Arme, die schnell länger wurden und sich ihr entgegenstreckten.
    Ängstlich lief Sheila Conolly davon. Sie sprang über steinerne Grabeinfassungen und stolperte über Bodenunebenheiten.
    Das verfilzte Unkraut brachte sie mehrmals aus dem Gleichgewicht, doch es gelang ihr immer wieder, sich gerade noch zu fangen und nicht zu fallen.
    Ein gespenstisches Seufzen flog durch die Nacht.
    Sheila bekam eine Gänsehaut. Mehr und mehr gewann sie den Eindruck, daß sie auf diesem Friedhof des Grauens nicht allein war.
    Sie fühlte sich angestarrt, belauert und verfolgt.
    Eine Vielzahl von Fragen schwirrten durch ihren Kopf.
    Was war das für ein Friedhof? Wo befand sich dieser Gottesacker? In London? Außerhalb der Stadt? In einer anderen Welt?
    Großer Gott, wenn er sich in irgendeinem Dämonenreich befand, wie sollte Sheila dann jemals wieder zu ihrer Familie zurückfinden?
    Zitternd vor Kälte und Angst erreichte Sheila Conolly die Bretterhütte. Die Fenster waren nicht verglast.
    Schwarze Öffnungen waren es, die wie riesige eckige Augen aussahen. Sheila warf einen gehetzten Blick über die Schulter.
    Der geisterhafte Nebel war immer noch hinter ihr her. Er bildete im Augenblick eine breite Front, schwebte über Grabhügel und Grabsteine lautlos heran.
    In ihrer Furcht glaubte die junge Frau, in der morschen Bretterhütte Schutz zu finden.
    Hastig trat sie ein. Es gab keine Tür, die ihr den Weg versperrte.
    Es war stockdunkel in der Hütte.
    Sheila konnte kaum die Hand vor den Augen sehen.
    Draußen teilte sich der Nebel. Er zerriß und schwebte in kleinen Fetzen davon. Er schien seine Aufgabe erfüllt zu haben.
    Sheilas Herz schlug hoch oben im Hals.
    Sie versuchte, die Dunkelheit mit den Augen zu durchdringen.
    Plötzlich hellte sich die Schwärze ein wenig auf, um im selben Moment stieß die blonde Frau einen gellenden Entsetzensschrei aus.
    Nacktes Entsetzen verzerrte ihr hübsches Gesicht. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Furchtvoll und fassungslos starrte sie auf die zwei Menschen, die vor ihr auf dem Boden lagen.
    Junge Mädchen waren es.
    Leblos lagen sie auf dem Rücken. Wie aufgebahrt.
    Sheila brauchte sie sich nicht aus der Nähe anzusehen. Sie war auch so davon überzeugt, daß diese Mädchen tot waren!
    Und einen erschreckenden Augenblick später wußte Sheila Conolly, daß ihr dasselbe Schicksal bevorstand wie diesen Mädchen.
    Sie begriff, daß sich auch ihr Schicksal auf diesem Friedhof des Grauens erfüllen sollte.
    Tränen traten in ihre Augen.
    Es erfüllte sie mit einer unendlichen Traurigkeit, zu wissen, daß sie ihre Familie nie mehr wiedersehen würde.
    Nie mehr würde sie Bills zärtliche Stimme hören. Nie mehr würde sie ihren kleinen Jungen in die Arme nehmen und an sich drücken können.
    Vorbei.
    Es war alles vorbei.
    Das Leben war zu Ende…
    ***
    Zwei leere Plätze!
    Sheila und Bill Conolly waren verschwunden. Das schmeckte mir nicht. Ich legte meine Stirn in Falten. Wo waren die beiden hingekommen? Hatte ihnen die Horror-Show der ›Hot Devils‹ nicht zugesagt?
    Hatten meine Freunde den Saal bald nach Beginn verlassen? Zu diesem frühen Zeitpunkt hätten sie das möglicherweise noch schaffen können.
    Ich trat vor den jungen Mann, der entweder neben Bill oder neben Sheila gesessen hatte. »He! Sie!«
    Er schien durch mich hindurchzusehen.
    Ich rüttelte seine Schulter. »Hallo, Kamerad! Aufwachen! Die Show ist zu Ende!«
    Er nahm keine Notiz von mir. Ich ließ von ihm ab. Wenn Sheila und Bill die Show für Mist gehalten hatten, dann waren sie bestimmt nicht geblieben.
    Ich konnte mir vorstellen, daß sie in einem solchen Fall unverzüglich nach Hause zurückkehrten, um mit Jane Collins und mir einen netten Abend zu verbringen.
    Ich hoffte, daß ich mir unnötig Sorgen um das Ehepaar machte.
    Hastig verließ ich den Saal. Der Livrierte, der mich eingelassen hatte, war nicht mehr auf seinem Posten.
    Ich entdeckte eine in der Wand eingelassene Fernsprechzelle und betrat sie kurzentschlossen. Ich nahm den Hörer vom Haken, fütterte den Automaten mit einer Münze und wählte anschließend die Nummer der Conollys.
    Nach dem dritten Läuten meldete sich Jane

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